Entdeckungstour
Heute ist mein freier Tag und ich bin auf dem Weg zur Bushaltestelle, denn heute mache ich meinen ersten Ausflug in Sri Lanka. Es geht nach Negombo.
Schon die Busfahrt wird zum Erlebnis. Ich steige ein, doch weiter komme ich nicht, denn der Bus ist brechend voll. Die Sitze sind besetzt mit dicht gedrängten Fahrgästen und alle starren mich an. Durch den Bus hallt laute Musik, die Gepäckablagen sind vollgestopft mit Taschen und die kleinen Fenster sind mit bunten Vorhängen fast zugehangen. Und ganz vorne stehe ich und bin ein wenig überfordert.
Schließlich findet sich jedoch ein Sitzplatz, eine halbe Stunde später komme ich in Negombo an und stehe auf einer sehr stark befahrenen Straße. Während ich mich auf dem dünnen Seitenstreifen für Fußgänger entlang schlängle, rasen knatternde Tuk Tuks, bunt bemalte Lastwagen und zahlreiche Busse dicht an mir vorbei.
Nach einem kurzen Fußmarsch komme ich an dem buddhistischen Angurukaramulla Temple an. Das ist ein buntes, außergewöhnliches Gebäude, das aussieht, wie ein riesengroßer Thron von dem aus Buddha die Welt betrachtet. Zu seinen Füßen ragt der Kopf eines Tieres hervor, das ein bisschen wie ein Bär aussieht. Zwischen den spitzen Zähnen versteckt sich der Eingang zum Tempel.
Ein Schild weist darauf hin, dass das Gebäude nur barfuß und mit anständiger Kleidung betreten werden darf.
Drinnen stürmt eine Masse von Bildern und farbenfrohen Figuren auf mich ein. Jeder Winkel des Gebäudes ist geschmückt mit Wandmalereien. Der Mittelpunkt des Tempels ist eine große Statue eines liegenden Buddhas, der umringt ist von Menschen, die ihn anbeten. Auch wenn es nur ein verhältnismäßig kleiner Tempel ist, bin ich beeindruckt von den vielen Dingen, die es hier zu sehen gibt.
Doch nun will ich weiter, es gibt schließlich noch viel mehr zu entdecken. Ich laufe in Richtung Hafen. Ständig halten Tuk Tuk-Fahrer neben mir an und bieten mir ihre Dienste an, doch zu Fuß kann ich einen guten Blick auf die Häuser, den Verkehr und die Bewohner Negombos werfen, bis ich schließlich am Hafen ankomme.
Auch dieser beeindruckt mich sehr. Unzählbar viele bunte Fischerboote liegen eines am anderen in der Hafenbucht. Ein paar der Fischer machen sich mit ihren kleinen Booten auf den Weg zum offenen Meer. Andere sind damit beschäftigt, ihre Netze in Ordnung zu bringen oder die Boote startklar zu machen.
Am Straßenrand sind viele Stände, an denen Obst, Fisch oder Fleisch verkauft wird. Da ich mit meiner hellen Haut sofort als Tourist identifiziert werden kann, kommen zahlreiche Menschen auf mich zu, um mir Waren oder Bootstouren anzubieten. Fast jeder, dem ich begegne, spricht mich an. Das wird mir sehr schnell unangenehm und ich ziele los, in der Hoffnung eine etwas weniger belebte Gegend zu finden.
In meinem Reiseführer wird sowohl der Fischmarkt als auch das Dutch Fort, eine alte Verteidigungsanlage, die heute als Gefängnis dient, angepriesen. Beides liegt nebeneinander direkt am Meer. Nach einem kurzen Fußmarsch bin ich dort. Ich drehe zuerst eine kleine Runde auf dem Markt. Auf den Ständen rings um mich liegen Fische in allen Größen und Formen. Streunende Hunde auf Nahrungssuche ziehen umher und versuchen ihr Glück bei den Händlern. Es riecht gar nicht gut. Dennoch finde ich das geschäftige Treiben sehr spannend. Mein Versuch, mich in aller Ruhe etwas umzuschauen, scheitert allerdings auch hier. Von allen Seiten werden mir Angebote für Fisch und andere Meeresfrüchte zugerufen. So habe ich bald wieder das Bedürfnis die Flucht zu ergreifen und mache mich auf die Suche nach dem Dutch Fort. Das ist gar nicht so leicht zu finden. Nachdem ich die umliegenden Straßen inspiziert habe, ohne es ausfindig machen zu können, trete ich langsam den Rückweg an. Neben mir verläuft eine Mauer an der ich entlanglaufe. Als ich ein kurzes Stück gegangen bin, gelange ich plötzlich an ein kleines Türmchen auf der Mauer, neben dem sich ein Tor befindet. Auf einem Bild habe ich gesehen, das etwa so der Eingang zum Dutch Fort aussieht. Was dort allerdings nicht zu sehen war, waren die Berge von Müll, die mich hier umgeben. Ich gehe durch das Tor ins Innere der Mauer und stoße gleich auf die Einlasskontrolle zum Gefängnis. Weiter geht es also nicht. Man kann nur noch erahnen, dass es sich mal um eine schöne Anlage gehandelt haben muss, die jetzt allerdings sehr heruntergekommen ist. Das ist ein bisschen schade.
Den Rest meines freien Tages verbringe ich damit, die vielen bunten Geschäfte und Marktstände noch einmal genauer unter die Lupe zu nehmen. Es gibt Läden, in denen sich Sarees in allen Farben bis unter die Decke stapeln und darauf warten, anprobiert zu werden. An Marktständen werden alle möglichen Haushaltsgeräte und frisches Obst angeboten.
Allmählich neigt sich meine erste Entdeckungsreise dem Ende zu und ich mache mich auf den Weg zurück nach Marawila. Als ich schließlich da ankomme, bin ich erschöpft aber vor allem begeistert von all den Dingen, die ich heute sehen und erleben konnte.
Bis bald!
Eure Luise
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