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Das Angels Home verlassen

Dilrukshi Kumari Ariratne

Dilrukshi Kumari Ariratne lebt seit dem 15.02.2010 bei uns im Angels Home und dort nennen wir sie einfach Kumari. Sie ist katholischen Glaubens und zum Zeitpunkt der Aufnahme 9 Jahre alt. Als wir ihre Geburtsurkunde erhielten, mussten wir mit einem Schmunzeln feststellen, dass Kumari gemeinsam mit unserer Matron am 07.10. Geburstag hat.  lächelnd

  kumari-3Kumari ist die Schwester von Nadisha, die mittlerweile seit 2,5 Jahren bei uns lebt. Ein Nachbar ihres Elternhauses hat die Behörden eingeschaltet als er mitbekommen hat, unter welchen Bedingungen Kumari groß wird. Die Kleine schien tagtäglich Problemen wie Alkoholismus, Gewalt, Hunger und Prostitution der Mutter ausgeliefert zu sein und dies merkt man sowohl an ihrem Verhalten als auch an ihrer Sprachentwicklung.

Kumari macht einen sehr aufgeweckten und offenen Eindruck, jedoch muss sie noch lernen, ihr Temperament zu zügeln und sich in den Heimalltag einzugliedern. Bis sie zur Schule gehen kann, muss unser Personal zunächst ein wenig mit ihr das Sprechen üben. Glücklicherweise konnten wir auch für Kumari bereits Pateneltern vermitteln.

 

 Die Entwicklung von Kumari im Jahr: 2010, 2011, 2012, 2013, 2014, 2015, 2016, 2017, 2018, 20192020

 

 Entwicklung Kumari (Juni 2010, geschrieben von Sophie Mörbe und Julia Fischer)

Dilrukshi Kumari Ariratne  Als Kumari im Angels Home for Children ankam, hatte sie keine Kontrolle über sich und es fiel ihr schwer, sich an Regeln zu halten.“, so schätzt die Matron Kumari bei ihrer Ankunft ein. Nachdem die Kleine nun 4 Monate bei uns lebt, hat sie schon erhebliche Entwicklungsfortschritte gemacht.

Kumari ist momentan 9 Jahre alt und kann leider noch immer nicht zur Schule gehen. Mehrere Versuche in der letzten Zeit blieben erfolglos. Kumari spricht aufgrund der starken Vernachlässigung, unter der sie vorher gelitten hat, relativ wenig singhalesisch, wobei die Matron stets bemüht ist, ihr neue Wörter beizubringen und die vom Lehrer empfohlenen Sprachübungen mit ihr zu machen. Kumari hat große Schwierigkeiten, sich neue Wörter zu merken, was man unter anderem auch bei Namen (der anderen Kinder, des Personals) merkt. Aber: Kumari macht jeden Tag Fortschritte. Sie ist ein aufgeschlossenes und neugieriges Mädchen. Wenn sie könnte, würde sie wahrscheinlich alles Mögliche hinterfragen. Anders als die anderen Mädchen ist sie neuen Leuten (also Praktikanten oder Besuchern) gegenüber nicht schüchtern und geht sofort auf diese zu, um sie in Spiele mit einzubinden.

Dilrukshi Kumari Ariratne Aber so neugierig sie auch ist, so schnell verliert sie auch das Interesse. In einem Moment möchte sie unbedingt malen (sie liebt malen), im nächsten Augenblick ist Matschkuchenbacken das Größte, sie möchte immer und überall dabei sein und mitspielen. Bei Kindern ist das zwar nichts Ungewöhnliches, aber bei Kumari sind die Zeitspannen, in denen sie sich auf eine Sache konzentrieren kann, doch auffällig kurz. Außerdem hat Kumari zeitweise starke Stimmungsschwankungen. So passiert es manchmal, dass sie in einem Augenblick total lieb und happy ist und im nächsten schlecht gelaunt bzw. bösartig und die Praktikanten mit einem „Hau ab!“ wegschickt. Aufgrund der Sprachbarriere ist es jedoch schwer nachzuvollziehen, warum das so ist. Fragt man dann die anderen Kinder, wissen diese meistens auch nicht mehr.  Weiterhin ist auffällig, dass Kumari im Vergleich zu anderen Kindern viel mehr körperliche Nähe sucht, sie wird gern in den Arm genommen und fordert das regelrecht ein.

Kumari ist derzeit 1,19 m groß und wiegt dabei 20 kg. Sie ist körperlich vollkommen normal entwickelt und wurde im Angels Home for Children zu einem guten Esser.

Dilrukshi Kumari Ariratne Da sie sich – wie bereits erwähnt – im Moment noch nicht sehr lange auf eine Sache konzentrieren kann, erhält sie vorerst nur Sprachunterricht von unserer Matron und die Praktikantinnen versuchen während der Englisch-Nachhilfe Kumaris Konzentration durch Malen, Memory-Spielen oder andere kleine Beschäftigungen zu steigern. In der Mathematik-Nachhilfe bei einer einheimischen Lehrerin versucht sie bereits, die ersten Zahlen zu schreiben.

Die anderen Mädchen mögen Kumari zwar sehr gerne, trotzdem wird sie aufgrund ihrer zurückgebliebenen Entwicklung häufig geärgert. Die anderen Mädchen necken sie gerne und machen öfters einen Spaß auf ihre Kosten. Und obwohl Kumari sich auch darüber ärgert, denke ich, dass sie die Aufmerksamkeit genießt und deshalb auch manchmal versucht, den anderen einen Grund zum Lachen zu geben.

Im Großen und Ganzen ist Kumari jedoch in jeder Beziehung auf einem sehr guten Weg und macht täglich Fortschritte.

 

Entwicklung Kumari (Juli 2011, geschrieben von Margarete Ciuk)

KumariDie 10jährige Kumari ist nun schon fast 1,5 Jahre im Angels Home for Children und hat sich mittlerweile recht gut eingelebt. Sie ist zurzeit 1,26 m groß, wiegt 21 kg und ist ein sehr gesundes Mädchen. Sie gehört zwar immer noch zu einem der Kinder, die viel rumtoben und die man zum Teil 2x rufen muss, bis sie auf einen hören. Insgesamt hat sie sich aber auf den Heimalltag recht gut eingestellt und weiß ihren Pflichten bezüglich Reinigung und Gartenarbeit gut nachzugehen. Sicherlich hat ihre Schwester Nadisha, welche sie gerne mal mit einem lauten “KUMARI!” zurechtweist, gut dazu beigetragen, sie in den Heimalltag zu integrieren. Beispielsweise teilen sich Nadisha und Kumari ihren Schrank, welcher bei weitem täglich der ordentlichste Schrank im ganzen Kinderheim ist. Insgesamt empfindet es Kumari als sehr positiv, ihre Schwester bei sich in der Nähe zu haben, da sie es mag, mit ihr zu spielen und zu sprechen. Gerade bei Problemen ist Nadisha oft die erste Ansprechpartnerin. Des Weiteren hat Kumari auch zu den anderen Kindern ein gutes Verhältnis aufgebaut. Wo früher häufig über ihre Artikulationsschwierigkeiten gelacht wurde, korrigieren sie heutzutage viele Mädchen und versuchen ihr dadurch zu helfen. Ihre Sprachfähigkeit ist zwar immer noch unterdurchschnittlich, aber sie kann im Vergleich zum Vorjahr bereits deutlich besser sprechen und ist somit auf einem guten Weg.

Kumari_2Mit ihrer offenen, zugänglichen und teilweise vorlauten Persönlichkeit ist Kumari ein Mädchen, welches neuem Personal und Praktikantinnen direkt auffällt. Sie spielt sehr gerne Memory und fragt die Praktikantinnen zum Teil direkt bei ihrer Ankunft morgens im Kinderheim, ob sie ihr die “cards” bringen können. Beim Memory-Spielen fällt auch auf, dass ihre Merkfähigkeit mit der von den anderen Kinder gut mithalten kann und dass Kumari ihre Konzentrationsfähigkeit sehr verbessern konnte. Beispielsweise ist sie zum Teil fast eine Stunde beim Spiel mit dabei ist. Dass sie sich mittlerweile viel besser konzentrieren kann, finden auch die anderen Mädchen im Heim. Außerdem fällt auf, dass sich Kumari auch immer mehr englische Wörter aufschnappt, welche sie dann anschließend verwendet, um mit den Praktikantinnen zu kommunizieren. Trotzdem hinterlässt die jahrelange vorherige Vernachlässigung noch immer ihre Spuren, sodass Kumari zurzeit noch nicht die normale örtliche Schule in Marawila besuchen kann, sondern weiterhin zur Förderschule geht. Dort ist sie aber eines der besten Mädchen, was sicherlich daran liegt, dass sie eigentlich von normaler Intelligenz scheint und lediglich Defizite im Sprechen und Schreiben aufweist. Sobald sie diese Schwierigkeiten beheben kann, kann sie hoffentlich auch eine normale Schule besuchen. Einem Schulwechsel würde Kumari zwar durchaus positiv gegenüberstehen, jedoch fühlt sie sich in der Förderschule zurzeit auch sehr wohl. Besonders die Lehrer der Schule mag sie sehr gerne.

In ihrer Freizeit beschäftigt sich Kumari gerne mit sportlichen Aktivitäten und spielt zum Beispiel sehr gerne Elle und Kabaddi. Sie ist zwar noch nicht ganz so geschickt wie ihre Schwester Nadisha, aber sie hat definitiv das Ziel, mal genauso gut wie ihre Schwester zu sein. Weiterhin spielt Kumari auch gerne kleine Rollenspiele zusammen mit Piumi, Subani, Achini und Sajani im Garten. Dabei handelt es sich oft um Mutter-Vater-Kind- oder Lehrer-Kind-Situationen. In einem weiteren beliebten Rollenspiel sammeln die Kinder zunächst allerlei Dinge aus dem Garten (z.B. Stöcke, Steine und Sand) und wickeln diese anschließend in ein großes Blatt ein, um sie den anderen Kindern als Schokolode oder Eis anzubieten. Im Angels Home mag Kumari besonders die vielen Blumen, den Fischteich und die gemeinsamen Fernsehabende. Wie bei vielen anderen Kindern auch, zählt jedoch Gartenarbeit zu Dingen, welche sie eher weniger mag.

 

Interview Kumari (August 2012, geschrieben von Snjezana Maljuric und Julia Fischer)

Hinweis: Auch bei den diesjährigen Statusberichten sollte unser Interview wieder zum Einsatz kommen. Diesmal bei all denjenigen Mädchen, denen die Fragen zu ihren Vorlieben und Eigenschaften in der Vergangenheit noch gar nicht gestellt wurden. Außerdem haben wir das Interview für die Mädchen genutzt, die erst seit diesem Jahr im Angels Home leben und bei denen es noch schwierig ist, einen umfangreichen Entwicklungsbericht zu schreiben. Nichtsdestotrotz haben sich die Praktikantinnen Inga, Snjezana und Marie größte Mühe gegeben, zu jedem Mädchen zumindest einen kurzen Text mit ihren persönlichen Einschätzungen zu verfassen.

1. Was isst du gerne?

Kumari: Mango.

2. Was trinkst du gerne?

Kumari: Apfelsaft ist mein Lieblingsgetränk.

3. Welche Farbe magst du am liebsten?

Kumari: Blau mag ich am liebsten.

4. Wen magst du am liebsten von den Mädels im Heim?

Kumari: Subani.

5. Wen magst du am liebsten von den Angestellten im Heim?

Kumari: Catherin.

6. Wenn du fliegen könntest, wo würdest du für zwei Wochen bleiben?

Kumari: Ich würde gerne einmal nach Indien fliegen.

7. Welches Tier magst du?

Kumari: Ich mag unseren Hund Buddy.

8. Was möchtest du später werden?

Kumari: Ich möchte Kunstlehrerin werden.

9. Was magst du in der Schule und im Angels Home?

Kumari: In der Schule mag ich Lesen. Im Angels Home helfe ich gerne in der Küche.

10. Was machst du gerne in deiner Freizeit?

Kumari: In meiner Freizeit schaue ich gerne Fernsehen.

11. Welchen Platz würdest du gerne einmal von Sri Lanka sehen?

Kumari: Ich würde gerne einmal nach Kandy fahren.

12. Welche berühmte Person möchtest du einmal treffen?

Kumari: Shah Rukh Khan möchte ich einmal treffen.

13. Wenn du viel Geld hättest, was würdest du machen?

Kumari: Ich würde das ganze Geld meiner Mutter geben.

14. Wenn du für einen Tag der Chef vom Angels Home wärst, was würdest du im Heim andersmachen?

Kumari: Ich würde den Zeitplan ändern und mehr Zeit fürs Fernsehen einplanen.

15. Welche Musik magst du?

Kumari: Ich mag Hindi Musik.

16. Wenn du den singhalesischen Präsidenten treffen könntest, was würdest du ihm sagen?

Kumari: Ich würde ihn fragen, wie es ihm geht.

Dilrukshi Kumari AriratneKumari ist jetzt 11 Jahre alt und besucht noch immer gemeinsam mit Achini eine private Förderschule, die etwas außerhalb von Marawila liegt. Zwar ist Kumari nach wie vor eines der besten Kinder dieser Schule, dennoch muss man sagen, dass ihre schulische Entwicklung im vergangenen Jahr etwas stagniert ist. Sie hat noch immer große Schwierigkeiten, die singhalesischen Schriftzeichen aufs Papier zu bringen oder sie zu benennen. Vermutlich fällt ihr das aufgrund der enormen Sprachverzögerung, mit der sie noch immer zu kämpfen hat, so schwer. Auch wenn Kumari ihre sprachlichen Fähigkeiten im vergangenen Jahr noch weiter ausbauen konnte, scheinen sie noch nicht ausreichend zu sein, um auch die Hürde des Lesen- und Schreibenlernens in Angriff zu nehmen. Trotzdem muss man sagen, dass Kumari jetzt viel mit den anderen Kindern spricht und auch zu verschiedenen Themen ihre Meinung zum Ausdruck bringen kann. Natürlich wird noch immer hin und wieder über sie geschmunzelt, wenn sie ein Wort nicht richtig ausspricht oder die Endung eines Satzes verschluckt. Aber Kumari scheint sich mittlerweile bewusst darüber zu sein, dass sie ein sprachliches Defizit besitzt und sie ist den anderen Mädchen nicht wirklich böse, wenn diese mal über sie lachen. Oft lacht sie sogar mit und fragt anschließend, wie es denn richtig gewesen wäre.

Bei einer Körpergröße von 130 cm wiegt Kumari momentan 24 kg. Sie ist ein gut entwickeltes und gesundes Mädchen, das eine super Körperbeherrschung besitzt und ständig in Bewegung ist. Die körperliche Aktivität ist eine herausstechende Gemeinsamkeit zu ihrer großen Schwester Nadisha. Falls mal ein Ball hinter der Mauer auf dem Nachbargrundstück landet, ist relativ schnell klar, wer auf die Leiter steigen und auf der anderen Seite herunterspringen darf; natürlich Kumari. Sie ist so wendig und sportlich, dass sie auch ohne Probleme wieder auf die Mauer zurück kommt, wo andere Mädels vermutlich Probleme hätten.

Dilrukshi Kumari AriratneKumari ist außerdem sehr hilfsbereit. In der Schule unterstützt sie Achini, da diese noch klein und körperlich sehr schwach ist. Aber Kumari hilft nicht nur den anderen Mädchen; auch den Praktikantinnen schenkt sie gerne viel Aufmerksamkeit und unterstützt sie durch kleine Hilfeleistungen. Sie kann zwar nicht gut sprechen und erst recht die englische Verständigung ist manchmal recht schwierig, aber wenn sie einem auf irgendeine Art einen Gefallen tun kann, dann macht sie das ohne zu zögern. Allerdings muss man auch sagen, dass Kumari sehr anhänglich ist und  für ihre kleinen Hilfen auch einiges an Aufmerksamkeit erwartet. Es fällt ihr manchmal noch schwer, Praktikantinnen oder die Bezugspersonen vom Personal mit den anderen Mädchen zu teilen. Außerdem hat Kumari aufgrund der sprachlichen Barriere oftmals Probleme, ihre Wünsche und Gefühle auszudrücken. Wenn sie sich manchmal nicht anders zu helfen weiß, fließen auch mal ein paar Tränen, was allerdings völlig verständlich und ernst zu nehmen ist. Man sollte sich zwischenzeitlich einfach mal in Kumaris Lage versetzen. Es ist mit Sicherheit sehr schwer, nicht immer das in Worte fassen zu können, was man gerade loswerden möchte. Vor allem, wenn die Mädels unter sich sind und es vielleicht manchmal auch um die Regelbefolgung bei verschiedenen Spielen geht, hat es Kumari sicherlich nicht ganz leicht. Wir hoffen deshalb, dass sich Kumaris sprachliche Entwicklung auch weiterhin verbessern wird, sodass sie es irgendwann schafft, in jeder Situation das zum Ausdruck zu bringen, was ihr gerade durch den Kopf geht. Vielleicht kann sie es dann auch endlich mit dem singhalesischen Alphabet auf sich nehmen. Denn nur das ist die Eintrittskarte in eine normale Schule und wir haben die Hoffnung noch nicht aufgegeben, dass Kumari eine solche irgendwann besuchen kann.

Trotz der vielen Herausforderungen, mit denen Kumari täglich zu kämpfen hat, ist sie ein ausgesprochen fröhliches Mädchen, das einen großen Freundeskreis hat und sehr gut im Angels Home integriert ist.

 

Entwicklung Kumari (September 2013, geschrieben von Julia Fischer)

KumariDass Kumari bald 13 Jahre alt wird, passt gut zu ihrer körperlichen Entwicklung. Sie ist jetzt 1,37 m groß und wiegt dabei 27 kg. Ganz langsam kann man auch beobachten, dass Kumari erste weibliche Rundungen bekommt, aber sie selbst scheint das noch nicht wirklich zu interessieren.

Sie ist ein sehr liebenswertes Mädchen, das mit großem Interesse, mit Freude und mit einer angemessenen Portion Neugier durch die Welt geht. In den 3,5 Jahren, die sie nun bei uns im Angels Home lebt, hat Kumari eine recht gute Entwicklung durchlaufen, die vermutlich nicht jedes Kind so erfolgreich gemeistert hätte, wenn man bedenkt, was Kumari in ihrer frühen Kindheit schon alles erlebt hat.

Wie auch bei den Statusberichten im vergangenen Jahr habe ich mich bei denjenigen Mädchen, die schon sehr lange bei uns im Angels Home leben, vordergründig mit der singhalesischen Akte auseinandergesetzt, um die Familiengeschichte und deren Veränderungen ein wenig zu beleuchten.

Allerdings gibt es bei Kumari nicht viel hinzuzufügen, was man nicht bereits dem Statusbericht ihrer älteren Schwester Nadisha vom vergangenen Jahr entnehmen kann. Bis die beiden Schwestern ca. 7 und 10 Jahre alt waren, lebten sie gemeinsam mit ihren 2 älteren Brüdern bei den leiblichen Eltern. Mit dem Vater gab es keinerlei Probleme und Nadisha hat ihn als freundlichen Mann in Erinnerung. Die Mutter der Beiden hatte hingegen ein krankhaftes Alkoholproblem, was sie nicht in den Griff bekam und was irgendwann auch dazu führte, dass der Vater die Familie verlassen hat. Kurze Zeit später gingen auch die älteren Brüder der beiden Mädchen und die Mutter brachte einen neuen Lebensgefährten mit in den Haushalt, der ebenfalls trank und nicht viel für Nadisha und Kumari übrig hatte. Im Gegensatz zu ihrer älteren Schwester hatte Kumari jedoch das Glück, dass er sie nicht schikanierte und schlecht behandelte, sondern sie lediglich ignorierte. So blieb Kumari auch nach Nadishas gezwungenem Umzug zur Großmutter bei ihrer Mutter und dessen Lebensgefährten. Wirkliche Liebe hat sie dort jedoch nie erfahren, da den beiden Alkoholikern ziemlich egal war, ob das Mädchen zu Hause oder draußen war, ob es Hunger hatte oder nicht, ob es von den Nachbarn frische Wäsche bekam oder nicht. Kumari wurde schlicht und einfach vernachlässigt und zwar so sehr, dass dies bis heute seine Spuren hinterlassen hat. Doch als ob die ihr entgegengebrachte Ignoranz nicht schon genug gewesen wäre, so musste Kumari in den beengten Räumlichkeiten, in denen sie damals lebten, auch den abnormen Lebensstil ihrer Mutter beobachten, ob sie das wollte oder nicht. Dazu gehörten Alkoholexzesse ebenso wie Geschlechtsverkehr mit verschiedenen Männern und nicht selten war Kumari selbst mit im Zimmer, wenn ihre Mutter sich so gehen ließ.

Auf Drängen der Nachbarn, die früher schon Nadisha zeitweilig bei sich aufgenommen und versorgt haben, kam Kumari schließlich 2,5 Jahre nach ihrer Schwester zu uns ins Angels Home. Seitdem gab es keinen Kontakt mehr zur Mutter der Beiden und auch wenn Kumari anfangs noch sagte, sie vermisst ihre Mutter, so konnte man andererseits auch sehen, wie gut es dem Mädchen tat, einfach mal nachts durchschlafen zu können und regelmäßige Mahlzeiten zu sich zu nehmen.

Bei uns hat Kumari gelernt, was es bedeutet, eine Familie zu haben und wie schön es ist, wenn man sich ohne Bedenken in die Arme einer Frau kuscheln kann. Sie hat gelernt, welche Sachen nicht witzig sind und über was man tatsächlich lachen kann. Sie entdeckte Freundschaften, Vertrauen, Nähe, Verbundenheit, Ehrlichkeit, Treue und viele andere Werte, die sie vorher so nicht kannte. Und auch wenn sie noch immer nicht sicher im Umgang mit all diesen Werten ist und häufig noch kleine Fehler macht, so kann man doch deutlich erkennen, dass Kumari bei uns eine ganze Menge gelernt hat und stolz auf sich sein kann.

Aus diesem Grund können wir auch noch immer ein wenig darüber hinweg sehen, dass Kumaris schulische Entwicklung etwas stagniert ist. Zwar geht sie nach wie vor gerne zur Schule und mag auch die Lehrer sowie ihre Mitschüler, aber wirkliche Fortschritte macht Kumari in der letzten Zeit leider nicht. Zu einem großen Teil liegt es vermutlich auch daran, dass Achini und Kumari die beiden besten Schülerinnen auf der Schule sind und die Lerninhalte eher den anderen Kindern angepasst werden. Deshalb haben wir in der letzten Zeit auch das Gefühl, dass unsere Beiden nicht mehr dementsprechend gefördert werden, wie sie es eigentlich bräuchten. Wir wollen uns nun einmal umhören, ob es bei uns in der Nähe nicht noch eine andere Schule gibt, die den Bedürfnissen von Achini und Kumari vielleicht eher entspricht und an der sie besser ausgebildet werden können.

KumariEs wäre wirklich toll, wenn Kumari es irgendwann schaffen würde, das singhalesische Alphabet zu lernen, aber diesbezüglich scheint sie eine Art Blockade im Kopf zu haben. In anderen Bereichen ist sie schon viel, viel besser geworden. So kann sie beispielsweise schon einfache Aufgaben mit dem Rechenschieber vorrechnen und hinterher frage ich mich manchmal, wer sich eigentlich mehr über das Ergebnis freut; sie oder ich. Außerdem kann Kumari sich jetzt viel besser und länger auf eine Sache konzentrieren und dank eines Übungsheftes zum Schreiben-Lernen, welches sie von ihren Pateneltern bekommen hat, kann Kumari jetzt auch schon einige Formen selbstständig malen.

Was das Zwischenmenschliche betrifft, so hat Kumari im Angels Home viele Freundinnen gefunden. Diese sind zwar alle jünger als sie, aber das scheint ihr nicht wirklich etwas auszumachen. Gelegentlich muss man Kumaris Temperament bremsen, was manchmal mit ihr durchzugehen droht, aber ansonsten ist sie ein liebes Mädchen, das stets um andere besorgt ist und sich große Mühe gibt, seine täglichen Pflichten zu erledigen.

 

Entwicklung Kumari (September 2014, geschrieben von Claudia Maier)

K wie kontaktfreudig
U wie ungestüm
M wie munter
A wie aufgeweckt
R wie robust
I wie ideenreich

Kumari lebt nun seit 4,5 Jahren im Angels Home, aus dem das fröhliche und aufgeweckte Mädchen nicht mehr wegzudenken ist. Ihre schwierige frühe Kindheit verblasst zunehmend hinter den Jahren hier im Angels Home, was an ihrem Sozialverhalten deutlich erkennbar ist. So ist sie immer mit einer helfenden Hand zur Stelle, wo diese benötigt wird. Sie erledigt ihre häuslichen Pflichten im Angels Home stets zuverlässig und ordentlich, wobei ihr sicherlich ihre ältere Schwester Nadisha ein gutes Vorbild ist. Es ist überhaupt oft festzustellen, dass Kumari der Kontakt mit ihrer Schwester, sei es im Spiel oder im Gespräch, sehr gut tut und dabei lässt sich auch spüren, wie stolz sie auf ihre ältere, überaus sportliche Schwester ist. Auch den Schrank, den die beiden sich teilen, findet man stets sauber und ordentlich vor.

Dilrukshi Kumari AriratneKumari geht weiterhin mit Achini, auf die sie immer ein hütendes Auge hat, auf die Förderschule im nächstgelegenen Ort. Die Beiden gehören dort noch immer zu den besten Schülern, was natürlich nach wie vor an den geringen Anforderungen dieser Einrichtung liegt. Leider ist es so, dass eine Schule, die besser auf den Entwicklungsstand unserer Mädchen zugeschnitten wäre und individuell auf sie eingehen würde, erst in der Hauptstadt Colombo zu finden ist und deshalb müssen wir weiterhin versuchen, mit der jetzigen Schule und zusätzlicher Förderung im Angels Home das Beste aus Achini und Kumari herauszuholen. Nichtsdestotrotz geht Kumari sehr gerne in die Schule, da sie die Lehrer sowie ihre Mitschüler gut leiden kann. So war sie auch fast das einzige Mädchen, das sich am Ende der Ferien auf die Schule gefreut hat.

Im Angels Home nimmt Kumari gemeinsam mit Achini und Bodika nach wie vor an einer speziellen Förderklasse teil, in der die Mädchen auf spielerische Art und Weise ihren singhalesischen Wortschatz erweitern und singhalesische Schriftzeichen üben. Kumari fällt es leider noch immer sehr schwer, einfache Wörter oder ihren eigenen Namen zu schreiben, weshalb wir uns langsam doch mit dem Gedanken anfreunden, dass Kumari wohl niemals eine normale Schule besuchen kann. Allerdings muss man sagen, dass sich ihr Sprachvermögen in den vergangenen Monaten nochmals erheblich verbessert hat und sie sich mittlerweile zu fast allen Themen ohne Probleme den anderen Mädchen und dem Personal mitteilen kann.

Dilrukshi Kumari AriratneKumari ist mit ihren 13 Jahren, einer Größe von 1,45 m und einem Gewicht von 30 kg ein körperlich sehr gut entwickeltes und fittes Mädchen. Schon jetzt zeigt sich, dass sie in Sachen Sportlichkeit in Nadishas Fußstapfen tritt, da sie auffällig oft auf dem Volleyballfeld oder bei anderen schnellen wie wilden Ballspielen zu beobachten ist. Nichtsdestotrotz mag sie auch ruhige Gemeinschaftsspiele wie beispielsweise Memory. Hier zeigt sich, dass Kumari geistig keinesfalls zurückgeblieben ist, sondern schon gut mit den anderen Mädchen mithalten kann. Ihr Freundeskreis im Heim besteht fast ausschließlich aus Mädchen, die ein paar Jahre jünger sind, was Kumari allerdings nicht weiter zu stören scheint. Vermutlich kann sie sich im Kreis der Gleichaltrigen noch nicht wirklich behaupten, weil sie dort sprachlich doch noch etwas hinterher ist. Im Gegensatz dazu kann sie bei den jüngeren Mädels im Spiel häufig die Anführerrolle übernehmen und ihnen zeigen, wo´s lang geht. Im sportlichen Bereich hingegen ist Kumari sogar für die älteren Mädchen ein willkommenes Teammitglied, welches produktiv zum Sieg beitragen kann.

Eine herausragende Eigenschaft von Kumari ist ihr Temperament. Darin muss sie oftmals gebremst werden, da es ihr selbst meist nicht bewusst ist, wenn sie in ihrem Überschwang zu weit geht und beispielsweise eine weiße Wand dreckig oder beim Spielen eine Karte kaputt macht. So sollte es ein Ziel der nächsten Zeit werden, Kumari verantwortungsbewusstes und respektvolles Verhalten im Umgang mit anderen Dingen beizubringen.

 

Entwicklung Kumari (August 2015, geschrieben von Julika Rauer)

Dilrukshi Kumari Ariratne Kumari gehört nun schon seit Anfang 2010 und somit seit über fünf Jahren zu unserer Angels Home Familie. Zweieinhalb Jahre nach ihrer großen Schwester Nadisha kam Kumari mit 9 Jahren in unser Heim, da sie zuhause von ihrer alkoholabhängigen Mutter und dessen Lebensgefährte stark vernachlässigt wurde und unter nicht kindgerechten und von Lieblosigkeit geprägten Lebensumständen aufwuchs. Mit dem Hintergrundwissen, dass Kumari in ihren ersten Lebensjahren wenig Liebe und Stabilität erfahren hat, ist ihre Entwicklung zu einem liebenswürdigen und sozialen Mädchen, das sich schnell in die Gemeinschaft integriert hat, besonders erfreulich. Das Angels Home scheint Kumari den nötigen Rückhalt und eine von Wertschätzung geprägte Umgebung zu bieten, die dazu führt, dass ihre ersten schwierigen Lebensjahre zunehmend weniger Einfluss auf ihre Entwicklung haben.

Kumari ist jetzt fast 15 Jahre alt. Äußerlich hat sie sich in den fünf Jahren merklich verändert, sie ist robust, bei guter Kraft und hat deutlich erwachsenere Gesichtszüge. Mit einem Gewicht von 36 kg bei einer Größe von 147 cm ist sie bei guter Gesundheit, was sie auch der Tatsache zu verdanken hat, dass sie ein sehr guter Esser ist. Ihr Äußeres scheint für Kumari bisher noch eher nebensächlich, Frisur und Kleidung müssen für sie vor allem praktisch sein.

Der erste Eindruck von Kumari als ein aufgeschlossenes und aufgewecktes Mädchen konnte sich im Laufe der Zeit bestätigen. Sie geht stets offen auf Menschen zu und schenkt ihnen sehr schnell ihr Herz. Ihre fröhliche und lebensfrohe Art führt so dazu, dass man sich als Neuling im Angels Home sofort willkommen fühlt. Außerdem ist sie sehr höflich und hat stets ein freundliches „Hallo“ auf den Lippen. Dass Kumari sehr kontaktfreudig ist und schnell eine emotionale Bindung aufnimmt, kann jedoch dazu führen, dass es sie sehr belastet, wenn sie von einer lieb gewonnenen Person Abschied nehmen muss. Auch Kumaris anfangs schnell ersichtliche Eigenschaft der Neugier zeigt sich heute noch. Man hat den Eindruck, dass sie immer alles ganz genau beobachtet, über Vieles Bescheid weiß und gerne mitten im Geschehen ist. Zudem ist sie schnell für etwas zu begeistern und diese Begeisterung behält sie dann nur ungern für sich.

Das Angels Home ohne Kumari kann man sich kaum vorstellen, sie ist sehr gut in die Gemeinschaft integriert, wird mittlerweile von allen akzeptiert wie sie ist und man hat das Gefühl, dass sie sich hier pudelwohl fühlt. Erleichtert hat ihr dies sicherlich auch die Anwesenheit ihrer großen Schwester, die sich gerne um Kumari kümmert und ihr ein gutes Vorbild ist. Kumaris anfängliche Schwierigkeiten, sich mit den Regeln und Pflichten im Angels Home zu arrangieren, haben sich sehr schnell in Luft aufgelöst. Ihre täglichen Pflichten erledigt sie tadellos und ist sehr bemüht, sich stets an alle Regeln zu halten. Dabei ist ihr Kleiderschrank (sicher auch dank Nadisha) immer vorbildhaft aufgeräumt. Auch ihrer Körperhygiene geht Kumari angemessen nach und was ihr viel Freude bereitet, ist das tägliche Waschen der Kleidung. Es gibt überhaupt kaum eine Pflicht, die sie nicht ohne zu Meckern und bereitwillig ausführt.

Besonders positiv hervorzuheben ist Kumaris Sozialverhalten, das sich als eine ihrer am deutlichsten hervorstechenden Eigenschaften innerhalb ihrer Jahre im Angels Home ausgebildet hat. Sie ist immer zur Stelle, wenn jemand Hilfe benötigt und kümmert sich sehr fürsorglich um die kleineren Mädchen. Dies scheint ihr auch großen Spaß zu machen und Kumari freut sich beispielsweise darüber, wenn sie uns Studenten einmal beim Waschen der kleineren Mädchen zur Hand gehen darf. Kumari ist sehr aufmerksam anderen Menschen gegenüber und sensibel für emotionale Schwingungen. Zudem führt ihre soziale Ader dazu, dass Kumari sehr gerne teilt und dafür auch gerne einmal selbst auf etwas verzichtet.

Gerne beschäftigt sich Kumari auch mit Tieren. So spielt sie oft mit unseren Heimhunden Luna und Tom oder pflegt mir großer Hingabe kleine verwaiste Kätzchen, die sich auf das Gelände des Angels Home verirrt haben.

Kumaris überschwängliche, temperamentvolle und teilweise etwas zu laute Art, die schon zu ihrer Anfangszeit im Angels Home auffiel, hat sich im Laufe der Jahre etwas verbessert, auch wenn sie sich in vielen Momenten noch immer schlecht zügeln kann. So kann es schon einmal passieren, dass sie andere in ihrer erregten Stimmung etwas zu grob anpackt oder nicht merkt, wenn sie sich gerade einmal zurückhalten sollte. Dennoch muss man sagen, dass sie ihr Temperament mittlerweile etwas besser im Griff hat, als noch vor einem Jahr.

Dilrukshi Kumari Ariratne Auch wenn Kumari in ihrer Sprachentwicklung stetig Fortschritte macht, ist sie noch immer entwicklungsverzögert, weshalb sie wöchentlich an einem Förderkurs bei Julia teilnimmt. Hier zeigen sich hartnäckige Aussprachefehler und neue Wörter merkt sich Kumari nur nach mehrmaliger Wiederholung. Sie hat große Schwierigkeiten, sich auf neue Schreibübungen oder für sie schwierige Inhalte zu konzentrieren. Im mathematischen Bereich hingegen zeigt Kumari eine gute Auffassungsgabe und kann einfache Aufgaben mittlerweile problemlos mit dem Rechenschieber lösen. In der Nachhilfe übernimmt Kumari gerne die Anführer- und Übersetzerrolle, womit sie Julia im Umgang mit den anderen Mädchen Achini, Bodika und Tharushika gut unter die Arme greifen kann.

Auch in der alltäglichen Kommunikation mit den Praktikanten in englischer Sprache zeigen sich Kumaris sprachliche Schwierigkeiten. Sie hat keinerlei Scheu sich zu äußern und ist sehr kommunikativ, oft ist es aber schwer, sie zu verstehen und auf ihre Äußerungen einzugehen. Sie ist dann jedoch sehr beharrlich und versucht einem wieder und wieder - zur Not auch mit Händen und Füßen - ihr Anliegen verständlich zu machen. Diese Eigenschaft ist sehr positiv hervorzuheben, zumal Kumari nur selten resigniert oder frustriert ist. Zudem ist sie wissbegierig und so kann sie mittlerweile auch einige deutsche Begriffe, wenn auch nicht immer situationsadäquat, anwenden.

In ihrer Freizeit sieht man Kumari noch immer gerne mit jüngeren Kindern spielen. Dabei zeigt sich, dass sie sich mittlerweile auch länger auf eine Aktivität konzentrieren kann. Von ihren Spielpartnern wird Kumari akzeptiert und es kommt nur selten zu Streitigkeiten. Dies kann dann einmal geschehen, wenn Kumaris hohes Gerechtigkeitsempfinden verletzt wird, dann weiß sie sich aber durchaus zur Wehr zu setzen.

An der Schule hat Kumari noch immer großen Spaß, oft erzählt sie von ihren Mitschülern und den bei ihr sehr beliebten Lehrern. Leider kann man manchmal beobachten, wie ihre jüngeren Freundinnen aus dem Heim ihr die Hausaufgaben vorsagen und Kumari sich dies gerne gefallen lässt. Mehr freut man sich daher, wenn Nadisha sich einmal zu ihr setzt, um ihr Inhalte näher zu bringen.

Wie ihre Schwester Nadisha ist Kumari sehr sportbegeistert und kann ihr Können und ihre Freude an Bewegung vor allem beim Volleyballspielen beweisen. Kumaris Highlight in der Woche ist jedoch eindeutig das Fernsehschauen.

Kumari hat sich insgesamt über die fünf Jahre hier im Angels Home in ihrem Verhalten sehr positiv entwickelt. Wünschenswert für die Zukunft wäre, wenn auch schulisch auf Dauer eine positive Entwicklung möglich wäre.

 

Entwicklung Kumari (August 2016, geschrieben von Julia Fischer)

Kumari AriratneWenn man sich unsere Kumari so anschaut, fällt es bereits auf den ersten Blick schon schwer zu glauben, dass sie in Kürze 16 Jahre alt wird. Bei einer Größe von 1,50 m wiegt die Teenagerin schlappe 38 kg und ist damit ziemlich klein und zierlich gebaut für ihr Alter. Da es jedoch in unserem Angels Home auch andere Mädchen mit dem gleichen Körperbau gibt, die teilweise sogar noch älter sind, würde uns dies allein noch keine Sorgen machen. Schaut man sich jedoch Kumaris gesamtes Verhalten an, so wird schnell deutlich, dass sie noch immer eine große Entwicklungsverzögerung aufweist, die leider in all den Jahren, die sie nun bei uns lebt, nicht mehr vollständig behoben werden konnte.

Kumari verbringt ihre freie Zeit am liebsten mit den jüngeren Mädchen wie Nishama, Prarthana und Sashini, mit denen sie am Nachmittag oft wild durch den Garten tobt. Besonders auf unserem neuen Spielplatz halten sich die Mädchen sehr gerne auf, wo sie auf verschiedenen Ebenen klettern können und in einem eigenen kleinen Spielhaus verschiedene Rollen ausprobieren. So spielen sie Familie, Einkauf, Schule und auch Kinderheim nach und es ist immer wieder sehr interessant, sie heimlich dabei zu beobachten. Vor allem Kumari fällt hier durch ihre teilweise sehr verschobenen Rollenvorstellungen auf, wenn sie beispielsweise nachspielen möchte, dass die Mutter sich heimlich mit einem anderen Mann trifft oder wie ein Diebstahl vonstattengeht. Man merkt hier sehr deutlich, dass sie versucht, Erlebnisse aus der Vergangenheit aufzuarbeiten und mit dem Rollenverständnis der anderen Mädchen abzugleichen. Diese belehren Kumari häufig, dass dieses oder jenes aber nicht so, sondern anders gespielt werden muss und oft bleibt eine etwas verwirrte und nachdenkliche Kumari zurück, die mehr und mehr lernt, dass einige ihrer Vorstellungen nicht korrekt bzw. normal sind.

Auch wenn Kumari sich nicht gerade Freundinnen in ihrer Altersklasse sucht, so kann man sagen, dass sie sehr gut in das soziale Gefüge unseres Kinderheims integriert ist. Viele der jüngeren Mädchen mögen sie als Spielkameradin und betrachten sie dennoch als große Schwester, die hin und wieder für Ruhe in dem quirligen Haufen der kleineren Mädchen sorgt. Hier kann sie sich dann auch ziemlich gut durchsetzen und beweist fast schon genauso viel Dominanz wie ihre ältere Schwester Nadisha. Diese gehört mittlerweile zu den ältesten Mädchen bei uns und lebt seit Anfang des Jahres in unserem neuen „Aussiedler-Projekt“ auf dem Nachbargrundstück, wo wir den Volljährigen die Möglichkeit geben, ihren eigenen kleinen Haushalt zu führen und sich somit schrittweise vom Heimleben zu distanzieren. Für Kumari war und ist es nicht so einfach, im Alltag auf Nadishas Unterstützung zu verzichten. Immerhin hat ihre große Schwester sie so manches Mal in Schutz genommen, wenn der freche Wirbelwind wieder einmal etwas ausgefressen hatte. Nun ist sie mehr oder weniger auf sich allein gestellt, denn Nadisha und die anderen älteren Mädchen kommen nur noch abends zum Beten und manchmal zum Fernsehprogramm, ansonsten haben sie mit dem Heimalltag nicht mehr viel zu tun und halten sich auch aus allen Angelegenheiten und Streitereien heraus. Als neues verantwortliches Mädchen wurde Kumari nun die kleine Piumi zugeteilt, die zwar in Kürze erst 13 Jahre alt wird, aber für ihr Alter schon sehr zuverlässig, ordentlich und vorbildlich ist. So hat die Jüngere nun stets ein Auge darauf, dass Kumari den gemeinsamen Kleiderschrank in Ordnung hält und pünktlich zu den täglichen Gruppenpflichten erscheint. Klappt dies einmal nicht so richtig, bekommen die Beiden Ärger von ihrer Gruppenleiterin Pabodani, die neben Kumari und Piumi noch für 5 weitere Mädchen im Angels Home verantwortlich ist und darauf achten muss, dass in ihrer Gruppe alles nach Plan läuft.

Kumari AriratneIn der Schule hat es Kumari noch immer sehr schwer und mittlerweile haben wir uns von der Hoffnung verabschiedet, dass die Teenagerin irgendwann doch noch eine normale Schule besuchen kann. Zu groß sind ihre Rückstände und zu schlecht ihre Auffassungsgabe. Sie braucht sehr lange, um neue Lerninhalte zu verstehen und schließlich auch anzuwenden. Außerdem fällt es Kumari noch immer schwer, sich über einen längeren Zeitraum auf eine Sache zu konzentrieren, was es sehr schwierig macht, ihr etwas Neues beizubringen. Nichtsdestotrotz muss man sagen, dass die quirlige Quasselstrippe noch immer sehr wissbegierig ist und es sehr genießt, wenn man ihr ungeteilte Aufmerksamkeit schenkt, um mit ihr für die Schule zu üben.

Kumari kann sich sehr glücklich schätzen, dass sie Nadisha als große Schwester hat, denn auch wenn die mittlerweile 19-Jährige nicht mehr in unserem Angels Home lebt, so ist sie noch immer in der Nähe und hat uns auch schon mehrfach versichert, dass sie sich später mal um ihre jüngere Schwester kümmern möchte. Dies finden wir sehr couragiert von Nadisha und ehrlicherweise beruhigt uns diese Tatsache auch ein wenig, denn momentan sieht es nicht so aus, als könnte man Kumari später einmal sich selbst überlassen. Es wäre toll, wenn Nadisha sich um sie kümmern würde, denn verdient hat es die liebenswerte, neugierige und einfühlsame junge Dame auf jeden Fall!

 

Entwicklung Kumari (Oktober 2017, geschrieben von Julia Fischer)

KumariUnser Zappelphilipp und Wirbelwind Kumari ist kürzlich bereits 17 Jahre alt geworden, was man kaum glauben mag, wenn man sie sich so anschaut. Noch immer ist sie sehr kindlich, aufgedreht und verbringt die meiste Zeit mit den jüngeren Mädchen im Angels Home. Für Kumari scheint das Leben ein Spiel zu sein, bei dem es darum geht, möglichst den meisten Spaß und die meiste Unterhaltung herauszuholen. Dabei fehlt es ihr manchmal an der nötigen Erkenntnis für richtig und falsch, an Verantwortungsbewusstsein oder auch an Ernsthaftigkeit. Hier kommt zum Ausdruck, dass Kumari ihre Entwicklungsverzögerung, mit der sie damals zu uns gekommen ist, nie ganz überwinden konnte. Während wir anfangs noch dachten, dass es ihr nur an Liebe und Aufmerksamkeit mangelt und wir ihre Defizite im Laufe der Jahre noch ausgleichen können, so müssen wir heute realistisch sagen, dass uns dies nicht möglich war und Kumari wohl ihr Leben lang eine besondere Aufsicht benötigen wird.

Es ist deshalb ganz gut, dass ihre ältere Schwester Nadisha noch immer bei uns im Angels Home ist, jedoch mittlerweile nicht mehr als betreutes Kind, sondern als angestellte Köchin, wo sie jeden Tag für ca. 70 Personen das Essen zubereitet. Im Gegensatz zu ihrer jüngeren Schwester übernimmt Nadisha sehr viel Verantwortung in ihrem jungen Alter und ich habe manchmal das Gefühl, dass sie damit auch Kumaris Fehltritte wieder gut machen möchte. Für sie ist auch jetzt schon klar, dass sie ihr Leben lang für die Jüngere wird sorgen müssen, da die beiden Schwestern sonst keine Angehörigen mehr haben. Ich habe jedoch nicht das Gefühl, dass Nadisha diese Verpflichtung als große Last empfindet, sondern es ist für sie eher eine Selbstverständlichkeit.

Kumari gehört zu denjenigen Mädchen, die nun schon am längsten bei uns sind und die Regeln und Abläufe in unserem Angels Home ziemlich genau kennen. Bei all diesen Mädchen habe ich mich für die diesjährigen Statusberichte mal nach ihren Zukunftsvorstellungen erkundigt.

Wenn man Kumari danach fragt, was sie später einmal machen möchte, reagiert sie wie die meisten anderen Mädchen und lächelt erst einmal beschämt. Dann dauert es jedoch auch nicht lange, bis sie freudestrahlend verkündet, dass sie später im Angels Home arbeiten möchte und zwar am liebsten als Putzfrau oder Gärtnerin. Sicher nimmt sie sich da ein Beispiel an Nadisha, wobei ich mir auch gut vorstellen könnte, dass diese irgendwann auch einmal auf eigenen Beinen stehen und ein Leben außerhalb des Kinderheims führen möchte.

Wenn man Kumari nach ihren Plänen in Richtung Familiengründung befragt, kommt erst einmal nur pubertäres Gekicher. Dabei kann man nicht sagen, dass die Teenagerin nicht auch schon mal den einen oder anderen Jungen interessant fand. Allerdings hat Kumari noch keine richtige Vorstellung davon, was es bedeutet, eine Beziehung zu führen und sich emotional auf jemanden einzulassen. Auch in dieser Hinsicht wäre es für ihre Zukunft sicher besser, wenn man sie nicht sich selbst überlässt, sondern ein Auge darauf hat, mit wem Kumari sich trifft und wie diese Kontakte sich gestalten. Dann wird sich sicher auch irgendwann die Frage beantworten lassen, ob Kumari später einmal selbst eine Familie gründen kann und in der Lage ist, sich als Mutter angemessen um ein Kind zu kümmern. In diesem Punkt ist sich Kumari nämlich ganz sicher; sie möchte gerne später ein Baby haben und wenn man wirklich mal davon ausgeht, dass Nadisha sie auch später als große Schwester begleitet und unterstützt, ist dieser Wunsch vielleicht auch gar nicht so abwegig.

KumariBis es soweit ist, hat Kumari allerdings noch sehr viel Zeit und kann sich weiterhin an ihrer Schwester und den anderen älteren Mädchen im Angels Home orientieren. Noch immer fällt es ihr etwas schwer, unter den Großen ihren Platz zu finden und ihre Interessen zu teilen. Viel lieber tobt Kumari mit den Kleinen durch den Garten, wo sie mit einer Größe von 1,52 m und einem Gewicht von 41 kg mittlerweile schon auffällt. Noch immer stiftet sie die jüngeren Mädchen hin und wieder mal zum Blödsinn an, wobei wir manchmal sehr enttäuscht sind über ihre Einfälle, die mitunter auch in Richtung mutwillige Zerstörung oder auch Mobbing von anderen Kindern gehen. Zwar zeigt sich Kumari stets betroffen und einsichtig, wenn man sie zur Rede stellt, jedoch hält ihre Reue meist nicht lange an und es dauert nicht lange, bis sie erneut etwas ausgefressen hat. Wie bei vielen anderen Mädchen auch, ist dieses negative Verhalten jedoch oft nur ein Zeichen dafür, dass sich Kumari mehr Aufmerksamkeit wünscht. Wenn man sich eingehend mit ihr beschäftigt und sie kontinuierlich für gutes Benehmen und tolle Charaktereigenschaften lobt, dann schafft sie es auch über einen längeren Zeitraum, vernünftig zu bleiben. So tat ihr beispielsweise die Verantwortung für unseren Hühnerstall eine Zeit lang sehr gut, wo Kumari täglich nach frischen Eiern schaute und die Hühner mit Futter und Wasser versorgte. Sie kann dann bei solchen Aufgaben auch sehr zuverlässig sein und es bleibt zu hoffen, dass man dies später zu ihrem Vorteil nutzen kann.

 

Steckbrief Kumari (September 2018, geschrieben von Julia Fischer)

Hinweis: In diesem Jahr habe ich mir überlegt, von denjenigen Mädchen, die schon besonders lange bei uns sind, einen kleinen Steckbrief zu erstellen. Die Kategorien hierfür habe ich mir selbst ausgedacht und die Antworten sind nicht allzu ernst zu nehmen. Es handelt sich hier lediglich um meine – ganz subjektive – Einschätzung. Die Mädchen hätten mit Sicherheit ganz anders geantwortet…

  1. Ihr Name und eine Wortgruppe, die sie am besten beschreibt:

Kumari, die übereifrige und freundliche Sportskanone.

  1. Wo sie oft anzutreffen ist:

Immer mitten auf dem Spielfeld.

  1. Was sie überhaupt nicht mag:

Ungerechtigkeit oder Schikanen den Kleineren und Schwächeren gegenüber.

  1. Worin sie richtig gut ist:

Laufen, Laufen und nochmals Laufen. Kumari ist das schnellste Mädchen in unserem Angels Home.

  1. Was sie traurig macht:

Wenn sie jemand damit aufzieht, dass sie keinen Kontakt zu ihrer Familie hat.

  1. Ihre größte Konkurrentin im Heim:

Eshani, mit der sie sich beim Laufen oft ein Kopf-an-Kopf-Rennen liefert.

  1. Wen sie von den anderen Mädchen bewundert:

Ganz klar ihre große Schwester Nadisha, die mittlerweile unsere Köchin ist und immer ein wachsames Auge auf Kumari hat.

  1. Ihre größte Angst:

Von Nadisha im Stich gelassen zu werden und irgendwann auf sich allein gestellt zu sein.

  1. Ihre charakterlichen Stärken:

Kameradschaft, Reue, Empathie

  1. Woran sie noch arbeiten muss:

Verlässlichkeit, Ernsthaftigkeit, Vernunft

  1. Ihre Lieblingsbeschäftigung im Heim:

Gemeinschaftsspiele mit den anderen Mädchen, die viel mit Bewegung zu tun haben. Dabei spielt es keine Rolle, ob nun gerade Brennball, Elle (eine Form von Cricket) oder Tanzen auf dem Programm steht.

  1. Wo ich sie mir in 10 Jahren vorstelle:

Ich hoffe, dass Kumari dann gemeinsam mit Nadisha und deren zukünftigem Ehemann in einem Haus lebt, wo sie ihre große Schwester bei den täglichen häuslichen Pflichten (und evtl. bei der Kindererziehung) unterstützt. Einer geregelten Arbeit nachzugehen, bei der sie Verantwortung übernehmen muss, scheint wohl für Kumari eher schwierig zu werden.

Dilrukshi Kumari Ariratne

In Kürze wird unser kleiner Überflieger Kumari bereits 18 Jahre alt und erreicht damit auch in Sri Lanka die Volljährigkeit. Dennoch muss man sagen, dass sie von einem eigenständigen Leben, in dem sie Verantwortung für sich selbst übernehmen kann, noch weit entfernt ist. Durch ihre Entwicklungsverzögerung ist sie diesbezüglich noch zu sehr eingeschränkt und auf die Hilfe ihrer älteren Schwester Nadisha angewiesen.

Eine von Kumaris größten Stärken ist ihre Sportlichkeit, mit der sie den meisten anderen Mädchen in unserem Angels Home etwas vormachen kann. Nicht umsonst hat sie im vergangenen Jahr bereits 2 schulische Sportwettkämpfe in ihrer Lieblingsdisziplin, dem Laufen, gewonnen. Ihr nächstes großes Ziel ist nun, die nationale Sportmeisterschaft für Menschen mit Beeinträchtigung in Colombo zu gewinnen. Damit würde sie sich für einen Auslandsaufenthalt im asiatischen Raum qualifizieren, um am nächst höheren Ausscheid teilzunehmen. Hierbei unterstützen wir Kumari natürlich so gut wir können und es wäre eine kleine Sensation, wenn ein Mädchen aus dem Angels Home es so weit bringen würde.

Dilrukshi Kumari AriratneIm vergangenen Jahr konnte Kumari ein klein wenig an Vernunft und Verlässlichkeit zulegen, auch wenn ihre Fähigkeiten hier mit Sicherheit noch ausbaufähig sind. Dennoch kann man sie mittlerweile mit kleineren Aufgaben vertraut machen und sie durch kontinuierliche Erinnerung und Motivation auch dazu bringen, dass sie diese zufriedenstellend erledigt. So ist sie beispielsweis seit dem Auszug der älteren Harisha dafür verantwortlich, täglich die Fische in unserem Gartenteich zu füttern.

Kumari ist momentan 1,51 m groß und der eine Zentimeter Unterschied zu ihrer Größe im vergangenen Jahr ist sicherlich auf einen Messfehler zurückzuführen. Dabei wiegt sie gesunde 40 kg und hat eine super sportliche Figur, mit der sie sich zu den Mahlzeiten ruhig hin und wieder eine Extra-Portion leisten kann. Mittlerweile entdeckt Kumari auch ein wenig ihre weibliche Seite und ist momentan sehr stolz auf die Länge ihrer Haare, mit denen sie nun auch gelegentlich die unterschiedlichsten Frisuren ausprobiert und sich an den anerkennenden Worten der anderen Mädels erfreut.

In Anbetracht der Entwicklung, die Kumar bei uns in den letzten Jahren vollzogen hat, sind wir sehr stolz auf sie und erfreuen uns täglich an ihrer lebhaften und fröhlichen Natur. Für die jüngeren und schwächeren Kinder ist sie eine gute Beschützerin und oft mit einem tröstenden Wort zur Stelle, wenn es nötig ist. Wir hoffen sehr, dass sie sich diese tolle Eigenschaft auch weiterhin erhalten kann und für ihre sportliche Laufbahn drücken wir ihr von Herzen die Daumen!

 

Entwicklung… (Name) (August / September 2019, erstellt von Laura Kempf)

Hinweis: In diesem Jahr haben wir uns dazu entschieden, von einigen unserer Mädchen ein kleines Video zu erstellen. Somit haben die Paten und andere Interessenten die Möglichkeit, sich einen persönlicheren Eindruck vom jeweiligen Kind zu machen und es quasi „in Aktion“ zu erleben. Die Videos wurden in erster Linie von unserer Freiwilligen Laura Kempf aufgezeichnet und geschnitten. Bei den Vorbereitungen und einzelnen Aufnahmen hatte sie dabei Unterstützung von ihrer Kollegin Shanaya Bridden. Wir sind mit allen Ergebnissen sehr zufrieden und wünschen euch viel Freude beim Anschauen!

 

Interview Kumari (November 2020, geschrieben von Julia Fischer)

Hinweis: Vor 12 Jahren haben wir damit begonnen, mit unseren ersten Mädchen im Angels Home kleine Interviews durchzuführen und diese für die Statusberichte zu verwenden. Kumaris erstes Interview ist nun bereits acht Jahre her und wir dachten, es könnte interessant werden, ihr genau die gleichen Fragen heute noch einmal zu stellen. Mal sehen, was dabei herauskommt und wie die junge Dame sich verändert hat!

1. Was isst du gerne?

Kumari: Ich esse gerne Paratha (ein mehrschichtiges indisches Fladenbrot).

2. Was trinkst du gerne?

Kumari: Mangosaft ist lecker.

3. Welche Farbe magst du am liebsten?

Kumari: Schwarz.

4. Wen magst du am liebsten von den Mädels im Heim?

Kumari: Meine Schwester Nadisha, auch wenn sie mittlerweile kein Heimkind mehr ist.

5. Wen magst du am liebsten von den Angestellten im Heim?

Kumari: Ich mochte Sandamali sehr gerne, die aber jetzt nicht mehr hier arbeitet.

6. Wenn du fliegen könntest, wo würdest du für zwei Wochen bleiben?

Kumari: Ich würde nach Indien fliegen.

7. Welches Tier magst du?

Kumari: Affen.

8. Was möchtest du später werden?

Kumari: Ich glaube, ich würde gerne in einer Näherei arbeiten.

9. Was magst du in der Schule und im Angels Home?

Kumari: Seit einiger Zeit gehe ich ja nicht mehr zur Schule, aber ich fand dort immer die Sportwettkämpfe am besten, in denen ich auch richtig gut war. Im Angels Home schaue ich am liebsten fern.

10. Was machst du gerne in deiner Freizeit?

Kumari: Ich finde es toll, wenn wir alle zusammen etwas spielen.

11. Welchen Platz würdest du gerne einmal von Sri Lanka sehen?

Kumari: Dambulla.

12. Welche berühmte Person möchtest du einmal treffen?

Kumari: Den Schauspieler Salman Khan.

13. Wenn du viel Geld hättest, was würdest du machen?

Kumari: Ich würde mir gaaaaaaaaaaaaaaanz viele Klamotten kaufen.

14. Wenn du für einen Tag der Chef vom Angels Home wärst, was würdest du im Heim anders machen?

Kumari: Gar nichts.

15. Welche Musik magst du?

Kumari: Das Lied „Taki Taki“.

16. Wenn du den singhalesischen Präsidenten treffen könntest, was würdest du ihm sagen?

Kumari: Ich würde ihn fragen, ob er mir ein Stück Land schenkt.

Dilrukshi Kumari AriratneIch kann mich noch gut daran erinnern, wie Kumari als 9-Jährige damals zu uns ins Angels Home gekommen ist und wie wir Erwachsenen alle sehr betroffen waren von ihrem Entwicklungsstand und ihrem Wesen. Sie wurde vorher so stark vernachlässigt, dass sie es gar nicht gewohnt war, mit ihrem richtigen Namen angesprochen zu werden, regelmäßige Mahlzeiten zu bekommen oder für das „kleine Geschäft“ eine Toilette aufzusuchen. Auch konnte sie keine ganzen Sätze sprechen und verschluckte die Endungen vieler Wörter, sodass es anfangs auch unserem Personal fast unmöglich war, sie zu verstehen. Trotzdem strahlte dieses kleine Mädchen die pure Lebensfreude und Unschuld aus, sodass man sie vom ersten Tag an einfach gerne und vor allem liebhaben musste!

Seither sind fast 11 Jahre vergangen und aus dem vernachlässigten Wildfang ist eine junge Dame geworden, die kürzlich ihren 20. Geburtstag bei uns gefeiert hat. Wahnsinn, dass sie bereits so lange bei uns ist! Wenn man sich Kumaris Entwicklung in all den Jahren vor Augen hält, dann wünscht man sich zwar einerseits, dass man sie noch mehr hätte fördern können, andererseits ist es aber auch ganz beachtlich, wie sie sich gemacht hat und welcher Mensch heute aus ihr geworden ist. Sie geht offen und neugierig durch die Welt und hat keine Probleme damit, sich trotz ihrer noch immer vorhandenen Sprachschwierigkeiten auf Singhalesisch, Englisch und sogar teilweise auf Deutsch zu verständigen. Kumari erfreut sich stets daran, unsere neuen Freiwilligen kennenzulernen und löchert diese mit sämtlichen Fragen, die ihr auf der Seele brennen. Dabei ist sie besonders stolz darauf, mit einigen deutschen Grußformeln glänzen zu können und sie führt die Neuankömmlinge liebend gerne durch ihr neues Zuhause auf Zeit und erklärt ihnen alles, was sie wissen müssen. Man merkt dabei auch deutlich, wie wohl sich Kumari bei uns fühlt und wie selbstsicher sie sich hier bewegt und zum Teil einer großen Familie gehört.

Seit Anfang des Jahres darf Kumari gemeinsam mit Nawanjena, Dishna und Sodi in unserem „Aussiedlungsprojet“ für Volljährige auf dem Nachbargrundstück des Kinderheims wohnen. Hier sind die 4 jungen Frauen ein wenig abgeschirmt vom normalen Heimalltag und lernen, ihren eigenen Haushalt zu führen. Nachdem es zwischen Nadisha und Kumari hin und wieder kleine Streitigkeiten im gemeinschaftlichen Zimmer gab, hielten wir es für das Beste, die Schwestern auch mal eine Zeit lang räumlich zu trennen. Immerhin soll Kumari auch lernen, später mit anderen Menschen zurecht zu kommen und nicht nur permanent von ihrer großen Schwester abhängig zu sein. Bisher gefällt ihr das Leben im Wohnprojekt sehr gut und sie hat in Nawanjena eine gute Freundin gefunden, mit der sie abends in der gemeinschaftlichen Küche gerne das Abendessen zubereitet.

Dilrukshi Kumari AriratneSeit nunmehr einem Jahr geht Kumari nicht mehr zur Schule und hilft stattdessen ihrer Schwester bei der täglichen Küchenarbeit im Kinderheim. Man kann nicht unbedingt sagen, dass sie für den Job geboren ist und gelegentlich drückt sie sich auch, wenn sie irgendwie kann, aber trotzdem gibt die junge Dame hier täglich ihr Bestes. Sie hilft ebenso bei den Vorbereitungen für die täglichen Mahlzeiten, wie sie auch die Arbeitsfläche säubert und jeden Freitag mit zum wöchentlichen Markt fährt, um die Einkäufe zu erledigen. Natürlich muss man bei all diesen Aufgaben stets ein Auge auf sie haben und könnte sie nichts davon eigenverantwortlich machen lassen. Trotzdem ist diese Entwicklung für Kumari schon beachtlich und wir freuen uns auch besonders darüber, dass sie genauso wie ihre große Schwester gerne etwas von ihrem wöchentlichen Taschengeld, das sie von uns bekommt, spart. Somit hat sie sich mittlerweile schon ein kleines Sümmchen zurückgelegt, wovon sie sich zwischenzeitlich mal einen persönlichen Wunsch erfüllt und auch ihr besonderes Kleid für Nadishas Hochzeit im Dezember finanzieren möchte. Die Ältere wird ab nächstem Jahr nicht mehr bei uns arbeiten und stattdessen mit ihrem Ehemann auf dem Anwesen der Schwiegereltern in Kandy leben. Unser Wunsch ist eigentlich, dass sie Kumari ebenfalls mitnimmt und sie im neuen Haushalt weiterhin versorgt und Verantwortung für sie übernimmt. Derzeit sind wir mit Nadisha und ihrem zukünftigen Ehemann noch am Überlegen, wie wir Kumaris Zukunft am besten gestalten können, aber wir sind uns alle einig, dass es ihr gut gehen und sie sich wohlfühlen soll.

 

Auszug (Dezember 2020)

Gegen Ende des Jahres hat uns Kumari verlassen, um in Zukunft bei ihrem großen Bruder und dessen Ehefrau in Chillaw zu leben. Hier wird sie in Kürze zur Tante werden und freut sich darauf, ihre Schwägerin zukünftig im Haushalt zu unterstützen und das kleine Baby zu versorgen. Auch Kumaris ältere Schwester Nadisha, die uns jahrelang als Heimköchin unterstützt hat, beendete kürzlich ihre Arbeit im Angels Home und lebt nun gemeinsam mit ihrem zukünftigen Ehemann in der Nähe von Kandy. Sie hat uns versichert, sich auch regelmäßig um Kumari zu kümmern und sie eventuell auch in ein paar Monaten zu sich zu holen, falls das Zusammenleben mit dem Bruder für Kumari zu kompliziert wird. Es wird voraussichtlich so sein, dass Kumari nie auf die Hilfe ihrer Geschwister verzichten und ein eigenständiges Leben führen kann. Wir hoffen deshalb sehr, dass sie diese Unterstützung bekommt und vor allem die zuverlässige Nadisha stets ein Auge auf ihre Schwester haben wird. Wir würden uns freuen, wenn die beiden jungen Frauen den Kontakt zu uns aufrechterhalten und wünschen ihnen von Herzen alles Gute für die Zukunft!

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