Piumi Nisansala Fernando
Die kleine W.P. Piumi Nisansala Fernando wurde am 09.11.2003 in der Nähe von Chillaw geboren. Seit dem 06.08.2010 lebt sie bei uns im Angels Home for Children und war somit zum Zeitpunkt der Aufnahme 6 Jahre alt.
Piumi wurde katholisch erzogen und besucht in der Schule die 1. Klasse. Ihre Lieblingsfächer sind Singhalesisch und Englisch.
Die Eltern der Kleinen leben in der Nähe von Chillaw und haben insgesamt 5 Kinder in die Welt gesetzt. Keines davon können sie jedoch richtig versorgen und somit hat sich das zuständige Amt für Kinderfürsorge nun dafür eingesetzt, Piumi – als jüngstes Kind – in einem Heim unterzubringen. Der Vater habe zwar gelegentlich Aushilfsjobs als Schreiner, Maler oder Fischer, das Geld reicht jedoch bei weitem nicht aus, um die 7-köpfige Familie angemessen zu versorgen.
Im Fall von Piumi kann man einfach nur von Glück reden, dass sie zu uns gekommen ist. Sie scheint ein sehr cleveres Kind zu sein, das sich sehr schnell im Heim integriert und mit den anderen Mädchen angefreundet hat. Sie beweist sehr viel Talent beim Malen und Basteln und hat außerdem keine Scheu, sich trotz Unkenntnis in der englischen Sprache zu versuchen. Bestimmt wird Piumi ihre verschiedenen Begabungen künftig im Angels Home for Children ausprobieren und ausleben können. Erfreulicherweise konnten wir nun auch für Piumi Pateneltern finden.
Die Entwicklung von Piumi Nisansala Fernando im Jahr 2012, 2013, 2014, 2015, 2016, 2017, 2018, 2019
Entwicklung Piumi (Juli 2011, geschrieben von Anika Baumann)
Die kleine Piumi ist ein pfiffiges, aufgewecktes und liebenswertes Mädchen, das mittlerweile einen festen Platz im Angels Home eingenommen hat. Fast scheint es, als wäre sie schon ewig bei uns.
Mit ihren sieben Jahren wirkt sie bereits sehr reif. Beobachtet man Piumi zum Beispiel beim Waschen ihrer Kleidung, sieht sie immer extrem konzentriert aus und scheint von dem Treiben um sich herum kaum etwas mitzubekommen. Auch so sieht man sie manchmal gedankenverloren und ernst dreinblickend am Tisch sitzen. Im nächsten Moment steckt sie aber alle wieder mit ihrem erfrischenden Lachen an. Es bereitet große Freude, Piumi dann mit ihrer heiteren und aufgeschlossenen, manchmal fast übermütigen Art zu beobachten. Obwohl sie allseits beliebt ist, scheint sie keine beste Freundin im Angels Home zu haben. Auf die Frage danach, welches Mädchen sie Heim am liebsten mag, nannte sie nur die älteren Mädchen Dilki, Udeshika und Chathumini.
Im Angels Home gefallen Piumi am besten die Gartenarbeit und die Zeiten zum Spielen. Bei Letzterem fungiert sie mit ihren mittlerweile überraschend guten (gesprochenen) Englischkenntnissen nicht selten als Dolmetscherin zwischen Praktikantinnen und Kindern. Generell variieren ihre Spielpartner je nach Spiel und Piumi kann sich auch ganz gut mal alleine, z.B. mit einem Puzzel, beschäftigen. Trotz ihrer geringen Körpergröße von 1,06 m und ihrer zierlichen Figur ist sie sehr durchsetzungsstark und kann sich gut Gehör unter den Mädels verschaffen. Das zeigt sich zum Beispiel, wenn es Uneinigkeiten über den derzeitigen Spielstand oder die Regeln gibt. Bei Spielen wie Dame, Memory oder Schlauberger (ein schachähnliches Spiel) beweist sie eine schnelle Auffassungsgabe und strategisches Denkvermögen. Ihr Lieblingsspiel ist das Lauf- und Fangspiel Kabaddi, dass zu ihrer großen Freude derzeit fast täglich im Angels Home gespielt wird. Als 15 kg leichtes Fliegengewicht hat sie dabei gegen die größeren und stärkeren Mädchen zwar kaum eine Chance, ist aber dennoch stets mit vollem Körpereinsatz und Enthusiasmus dabei.
Bei der Englischnachhilfe ist sie motiviert dabei und zeigt Freude am Erlernen der neuen Sprache. Auch hier profitiert sie von ihrer guten Auffassungsgabe, dank der sie schnell Erfolge erzielen kann. Zuweilen hat sie jedoch Schwierigkeiten, sich bis zum Ende der Englischstunde zu konzentrieren, was sich dann in Unruhe äußert. Das Sprechen fällt ihr generell leicht. Kommt es jedoch zum Schreiben, sinkt ihre Begeisterung und sie macht nur geringe Fortschritte, was auch in ihrer mangelnden Bereitschaft, die Hausaufgaben sorgfältig und nicht erst kurz vor der nächsten Unterrichtsstunde zu erledigen, begründet sein könnte. Kürzlich kam sie aber von sich aus mit der Bitte, das Alphabet mit ihr zu üben, auf mich zu, was dann doch auf eine gewisse Portion Ehrgeiz schließen lässt. In der Schule bereitet Piumi zudem das Fach Singhalesisch viel Spaß.
Auf Nachfrage nannte Piumi Weintrauben als ihre Lieblingsspeise und, wie fast alle Kinder im Angels Home, Coca Cola als ihr Lieblingsgetränk. Letzteres liegt vermutlich auch darin begründet, dass die süße Brause hier nur zu besonderen Anlässen ausgeschenkt wird. Piumi liest gerne in ihrer Freizeit, ihre Lieblingstiere sind Hunde und die Farbe Rot gefällt ihr besonders gut. Von den Angestellten im Angels Home hat es ihr Indika am meisten angetan. Sie würde gerne einmal nach Australien fliegen und innerhalb Sri Lankas die Stadt Polonnaruwa besuchen.
Interview Piumi (August 2012. geschrieben von Marie Waarlo)
Hinweis: Auch bei den diesjährigen Statusberichten sollte unser Interview wieder zum Einsatz kommen. Diesmal bei all denjenigen Mädchen, denen die Fragen zu ihren Vorlieben und Eigenschaften in der Vergangenheit noch gar nicht gestellt wurden. Außerdem haben wir das Interview für die Mädchen genutzt, die erst seit diesem Jahr im Angels Home leben und bei denen es noch schwierig ist, einen umfangreichen Entwicklungsbericht zu schreiben. Nichtsdestotrotz haben sich die Praktikantinnen Inga, Snjezana und Marie größte Mühe gegeben, zu jedem Mädchen zumindest einen kurzen Text mit ihren persönlichen Einschätzungen zu verfassen.
1. Was isst du gerne?
Piumi: Ich esse gerne Äpfel.
2. Was trinkst du gerne?
Piumi: Ich trinke gerne Coca Cola.
3. Welche Farbe magst du am liebsten?
Piumi: Meine Lieblingsfarbe ist rot.
4. Wen magst du am liebsten von den Mädels im Heim?
Piumi: Meine beste Freundin ist Dishna.
5. Wen magst du am liebsten von den Angestellten im Heim?
Piumi: Von den Angestellten mag ich die Matron und Catherine am liebsten.
6. Wenn du fliegen könntest, wo würdest du für zwei Wochen bleiben?
Piumi: Ich würde nach Deutschland fliegen und für 2 Wochen bleiben wollen.
7. Welches Tier magst du?
Piumi: Ich mag Katzen.
8. Was möchtest du später werden?
Piumi: Ich möchte Tänzerin werden.
9. Was magst du in der Schule und im Angels Home?
Piumi: In der Schule macht mir der Englischunterricht am meisten Spaß und im Angels Home die Englischnachhilfe.
10. Was machst du gerne in deiner Freizeit?
Piumi: In meiner Freizeit lese und schreibe ich gerne.
11. Welchen Platz würdest du gerne einmal von Sri Lanka sehen?
Piumi: Ich würde gerne einmal in den Zoo gehen.
12. Welche berühmte Person möchtest du einmal treffen?
Piumi: Ich würde gerne einmal den Präsidenten treffen.
13. Wenn du viel Geld hättest, was würdest du machen?
Piumi: Ich würde es meiner Mama und meinem Papa geben.
14. Wenn du für einen Tag der Chef vom Angels Home wärst, was würdest du im Heim anders machen?
Piumi: Ich würde für diesen Tag mehr Zeit zum Schlafen, zum Spielen und zum Fernsehen verordnen.
15. Welche Musik magst du?
Piumi: Ich mag gerne Hindi- Musik
16. Wenn du den singhalesischen Präsidenten treffen könntest, was würdest du ihm sagen?
Piumi: „I love you“
Piumi ist mittlerweile 8 Jahre alt und innerhalb des letzten Jahres 5 cm gewachsen. Sie ist mit ihrer nun erreichten Körpergröße von 1,11 m immer noch sehr klein und mit einem Gewicht von 16 kg auch recht leicht. Nichtsdestotrotz ist Piumi ansonsten sehr fit und hat keine ersichtlichen Nachteile durch ihre Größe.
Derzeit besucht Piumi gemeinsam mit Shehara, Kalpeni, Sashini Madushika, Nirosha und Maduwanthi die dritte Klasse der öffentlichen Schule in Mudukatuwa. Piumi ist eine sehr gute Englischsprecherin, daher ist es auch keine große Verwunderung, dass ihr dieses Fach in der Schule am meisten Freude bereitet. Bei der Englischnachhilfe ist sie nach wie vor sehr motiviert bei der Sache und zeigt sich als eine der stärksten aus ihrer Gruppe. Trotzdem muss man sie manchmal bremsen, weil sie teilweise mit ihrem Übereifer die anderen kaum zu Wort kommen lässt und den anderen Mädchen öfter mal etwas vorsagt. Neben dem Sprechen klappt es erfreulicher Weise mittlerweile auch mit dem Schreiben sehr gut. Das Alphabet beherrscht Piumi wie aus dem „FF“ und viele englische Wörter kann sie schon ohne Hilfe schreiben. Zudem hat sie ein sehr gutes Lautverständnis.
Piumi ist eine von den Mädchen, bei denen es besonders großen Spaß macht, die Englischnachhilfe zu geben, weil sie immer top gelaunt ist und man das Gefühl hat, dass sie auch etwas lernen möchte.
Ihre guten Englischkenntnisse wendet sie auch weiterhin zum Dolmetschen zwischen uns Praktikantinnen und den kleineren Kindern an. Das ist vor allem bei täglich anstehenden Dingen wie zum Beispiel dem Zähneputzen oder der Schuluniform-Kontrolle sehr hilfreich.
Kürzlich hat Piumi uns Praktikantinnen gebeten, in den anstehenden Ferien doch zusätzlich eine Art Deutschkurs mit ihr und anderen Mädchen, die Lust haben, zu machen. Auch jetzt schon kennt sie einige deutsche Sätze oder mehr Floskeln wie zum Bespiel „Ich heiße Piumi“ oder „Guten Morgen“, „Dankeschön“ und „Bitteschön“ und noch einige mehr. Das wäre nicht der Fall, wenn Piumi nicht immer wieder nachhaken würde und so sehr interessiert an allen möglichen Dingen wäre.
In ihrer Freizeit ist Piumi eigentlich immer mittendrin unter den anderen Mädchen, ob beim Spielen auf der Terrasse oder beim Rumtoben im Garten; wo viel Geschrei ist, da ist auch Piumi.
Im Moment macht es Piumi sehr viel Spaß, Seilchen zu springen und sie ist immer ganz begeistert, wenn man mitzählt. Piumi ist außerdem eines von den Mädchen, die sehr gerne am Abend mit uns Praktikantinnen in die Bücherei gehen, um Gute-Nacht-Geschichten zu lesen.
Sie hat nach wie vor nicht unbedingt eine beste Freundin, mit der sie durchgehend unterwegs ist, trotzdem mangelt es ihr nicht an Freundinnen im Angels Home. Das liegt wahrscheinlich vor allem an ihrer gewitzten Art und ihrem lauten, mitreißenden Lachen.
Aber hinter Piumis witziger und unkomplizierter Art versteckt sich durchaus auch eine kleine Zicke. Wenn sie sich zu wenig beachtet fühlt oder man etwas sagt, was ihr nicht passt, kann es schon mal passieren, dass Piumi schmollt oder wie aus dem nichts anfängt zu schluchzen.
Piumi ist zudem eine tolle Sängerin. Wenn sie gerade mal nicht plappert, hört man oft, wie sie mit ihrer feinen Stimme singhalesische Lieder trällert. Auch das Tanzen an sich und das Vortanzen vor den anderen Mädchen machen ihr viel Spaß.
Kurzum. Piumi ist ein freundliches und aktives Energiebündel, welches aus dem Angels Home kaum mehr wegzudenken ist.
Entwicklung Piumi (September 2013, geschrieben von Julia Fischer)
Dass unsere kleine Piumi bald schon 10 Jahre alt wird, sieht man ihr bei einer Größe von 1,17 m und einem Fliegengewicht von 19 kg wirklich nicht an. Obwohl sie im Vergleich zum Vorjahr wieder ein Stück gewachsen ist, gehört sie noch immer zu den Kleinsten und ist recht zierlich gebaut.
Wenn man sich jedoch eine Weile mit Piumi beschäftigt, dann merkt man sehr schnell, dass sie den anderen Mädchen ihres Alters und sogar teilweise den Älteren allemal das Wasser reichen kann, wenn es um kognitive Fähigkeiten geht. Piumi ist sehr gut in der Schule und konnte sich in den letzten Examen im Durchschnitt wieder um 12 von 100 Punkten verbessern. Ihr leistungsstärkstes Fach ist Englisch, wo sie mit 90 Punkten als beste Schülerin ihrer Klasse glänzt. Auch in der Englischnachhilfe merkt man das deutlich, wo Piumi nach wie vor zu den lernwilligsten und erfolgreichsten Mädels gehört.
Wie auch bei den Statusberichten im vergangenen Jahr habe ich mich bei denjenigen Mädchen, die schon sehr lange bei uns im Angels Home leben, vordergründig mit der singhalesischen Akte auseinandergesetzt, um die Familiengeschichte und deren Veränderungen ein wenig zu beleuchten.
Piumi stammt aus einer 7-köpfigen Familie in der Nähe von Chillaw. Neben ihren Eltern gehören dazu 3 älterer Geschwister sowie ein jüngeres Kind, welches damals gerade erst geboren war, als Piumi zu uns kam. Die damaligen Verhältnisse für die Familie waren nicht gut, da der Vater keinen regulären Job hatte und das Geld vorne und hinten nicht ausreichte. Als das Jugendamt auf die Familie aufmerksam wurde, hatten die Eltern die kleine Piumi noch nicht eingeschult, obwohl sie bereits seit einem Jahr zur Schule hätte gehen können. Als Grund gaben sie an, nicht auch noch für ein viertes Kind Schulmaterialien bezahlen zu können. Das Jugendamt handelte daraufhin sehr schnell und empfahl der Familie, Piumi vorerst in einem Kinderheim unterzubringen, um ihr eine angemessene Ausbildung zu ermöglichen. Somit kam Piumi schließlich zu uns.
Mittlerweile hat sich die Lebenssituation der Familie jedoch enorm zum Positiven verändert. Der Vater verdient seit einiger Zeit als Bauarbeiter sein Geld und konnte sich sogar soweit hocharbeiten, dass er mittlerweile einen kleinen Bautrupp von 5-10 Arbeitern unter sich hat. Die Mutter ist seit 1,5 Jahren irgendwo im nahen Osten und verdient dort ihr Geld als Haushälterin. Regelmäßig schickt sie einen Teil ihres Gehalts an die Familie, um die Versorgung ihrer Kinder zu gewährleisten. Wenn die Arbeitssituation ihres Mannes jedoch weiterhin stabil bleibt, ist davon auszugehen, dass sie bald zurück nach Sri Lanka kommt.
Piumis Geschwister, die alle noch zu Hause leben, werden momentan größtenteils von der Großmutter väterlicherseits erzogen. Diese lebt mit im Haushalt und kümmert sich sehr herzlich um ihre Enkel. Auch die regelmäßigen Besuchstage im Angels Home nimmt häufig sie wahr und nicht – wie man meinen würde – der Vater.
Man könnte nun eigentlich sagen, dass es angemessen wäre, Piumi wieder in ihre Familie zu entlassen. Rein finanziell dürfte es wohl kaum einen Unterschied machen, ob 4 oder 5 Kinder versorgt werden, auch wenn der Vater weiterhin regelmäßig über Geldsorgen klagt. Das Jugendamt ist der Meinung, Piumi soll weiterhin bei uns bleiben, weil sich herausgestellt hat, dass sie sehr gut in der Schule ist. Man befürchtet wohl, wenn Piumi zurück nach Hause geht und sich dort niemand um ihre Hausaufgaben und ihren Erfolg in der Schule kümmert, dass sie sich dann verschlechtern könnte. Das ist natürlich ein Argument und wir sind gerne bereit, Piumi weiterhin bei uns im Angels Home zu behalten.
Trotzdem machen wir uns natürlich auch Gedanken darum, wie es Piumi selbst mit dieser Situation geht. Es muss sehr hart für sie sein, als einziges Kind ihrer Eltern nicht bei ihnen groß werden zu können. Zwar redet Piumi selten über ihre Familienverhältnisse und man hat auch meist das Gefühl, dass sie bei uns sehr zufrieden ist, aber trotzdem denke ich, dass sie ihr Schicksal beschäftigt. Wir werden sehen, wie sich die Situation weiter entwickelt. Vielleicht gibt es eine Chance für Piumi, wenn ihre Mutter aus dem Ausland zurück kommt.
Bis dahin ist sie bei uns gut aufgehoben und hat sich mittlerweile vollkommen in den Heimalltag integriert. Sie weiß genau, was ihre Aufgaben sind und erledigt diese sehr zuverlässig und gewissenhaft.
Lediglich ihr Temperament geht manchmal ein wenig mit ihr durch und sie weiß dann nicht genau, wo Schluss ist. Man muss sie dann etwas bremsen und dabei passiert es gelegentlich, dass sie beleidigt abzieht. Meist sind solche Ausrutscher jedoch schnell wieder vergessen und es dauert nicht lange, bis sie einem wieder ihr strahlendes Lächeln schenkt.
Entwicklung Piumi (Oktober 2014, geschrieben von Alicia Pieper)
P wie phantastisch
I wie intelligent
U wie unbeschwert
M wie mutig
I wie idealistisch
Piumi geht zurzeit in die 5. Klasse der öffentlichen Schule in Mudukatuwa und vielleicht ist es für sie das letzte Schuljahr an dieser Schule. Vor ein paar Wochen hat sie sich mit dem Scholarship-Examen für die Zulassung an einer weiterführenden, besseren Schule beworben, allerdings fehlten ihr für das Stipendium noch einige Punkte, auch wenn ihr Ergebnis durchaus sehenswert war. Wir haben Piumi nun für den Aufnahmetest an der katholischen Mädchenschule in Marawila angemeldet, der im Dezember stattfinden wird. Wenn sie diesen besteht, könnte sie ab kommendem Jahr dort zur Schule gehen.
Piumi ist eine sehr fleißige Schülerin, die bisher immer gute Leistungen in den Schulprüfungen erzielen konnte. Ihr Lernwille und ihr Ehrgeiz zeigten sich besonders in den vergangenen Ferien, als sie täglich konzentriert am Tisch für das Scholarship-Examen lernte, während andere Kinder draußen spielten.
In letzter Zeit stellt sich immer mehr heraus, dass die kleine Piumi nicht nur intelligent und lernwillig ist, sondern auch sehr kreativ. So geht sie sehr ideenreich mit dem Basteln von Geburtstagskarten um und erfindet sehr schöne Muster. Ihre gebastelten Sachen stechen durch ihre Kreativität von denen der anderen Kinder sehr hervor und bilden damit auch meistens die Vorlage für andere weniger kreative Mädchen. Man merkt sehr schnell, welch einen großen Spaß Piumi das Basteln bereitet.
Mit ihrem Alter von fast 11 Jahren ist sie sehr pflichtbewusst und hilfsbereit. So hilft sie den Praktikantinnen gerne, wenn es mal etwas aufzuräumen gibt und macht sich nicht einfach aus dem Staub. Auch dem Personal tritt sie respektvoll gegenüber und erledigt anfallende Aufgaben im Heim mit Sorgfalt und Disziplin. Selbst die Ordnung in ihrem Kleider- und Schulschrank ist vorbildlich, da alles stets aufgeräumt und gut geordnet ist. Ebenso gut verhält es sich mit Piumis Körper- und Kleidungspflege, denn sie achtet immer noch sehr darauf, dass ihre Kleidung und sie selbst sauber und ordentlich aussehen. Wie beim Lernen und Basteln, so kann man auch bei häuslichen Aufgaben beobachten, dass sie sie sehr konzentriert und gewissenhaft erledigt.
Allgemein ist Piumi nach wie vor ein sehr freundliches, offenes und unbeschwertes Kind, das sich mit vielen Mädchen im Heim versteht und sich selten von den gemeinschaftlichen Spielen fernhält. Ihre Großmutter kommt sie weiterhin regelmäßig besuchen und bringt ihr ab und zu auch kleine Naschereien mit, die Piumi freundlicherweise mit anderen Mädchen teilt. Was ihr Temperament betrifft, muss man jedoch sagen, dass sie es immer noch nicht ganz im Griff hat. So kommt es durchaus vor, dass die kleine Piumi aus der Reihe tanzt, rummeckert oder vorlaut wird. In solchen Phasen ist der Umgang mit ihr ein wenig anstrengend. Andererseits ist es genau dieses Temperament, welches ihr in gewissen Situationen zu ihrem Durchsetzungsvermögen verhilft, welches Piumi, wie schon früheren Berichten entnommen werden kann, an den Tag legen kann. Wenn man dabei bedenkt, dass die kleine Maus für ihr Alter noch immer ziemlich zierlich ist, dann ist das schon sehr beachtlich. Momentan wiegt Piumi 24 kg und ist dabei 1,26 m groß. Immerhin ist sie im Vergleich zum Vorjahr bereits 7 cm gewachsen.
Eine besondere Eigenschaft von Piumi ist, dass sie mutig ist, denn sie weiß sich durchzusetzen und schreckt nicht sofort vor Konfrontationen zurück. Dieser Mut zeigt sich auch in ihrer Liebe zum Basteln, da sie viel ausprobiert und auf diese Weise ihre Kreativität herauszufordern versucht ohne gleich davon auszugehen, ein Bild oder eine Geburtstagskarte mit dieser oder jener Idee zu ruinieren. Ganz nach dem Motto „No risk, no fun“ geht Piumi langsam aber sicher auf ein Leben zu, dass ihr dadurch und durch ihren Ehrgeiz sicher einige Türen öffnen wird.
Entwicklung Piumi (August 2015, geschrieben von Melanie Pink)
„Podi Piumi“ (die „kleine“ Piumi), wie sie hier oftmals gerufen wird, lebt nun seit 5 Jahren im Angels Home und hat sich mehr als gut eingelebt, obwohl sie natürlich auch sehr gerne wieder zu Hause bei ihrem Vater und den Geschwistern leben würde. Vor allem zu Beginn der Ferien wurde dieser Wunsch sehr deutlich sichtbar. Als nicht ganz klar war, ob Piumi denn überhaupt nach Hause dürfe, sah man über zwei Tage lang kaum ein Lächeln auf dem sonst so fröhlichen Gesicht des hübschen Mädchens. Dennoch hat man in der Schulzeit das Gefühl, dass die nur 132 cm messende Piumi überall im Kinderheim einfach mittendrin statt nur dabei ist. Sie ist somit im Vergleich zum Vorjahr wieder um gute 6 cm gewachsen und wiegt jetzt 25 kg. Trotz ihres zierlichen Körperbaus und der nicht allzu stattlichen Größe fehlt es dem Mädchen nach wie vor nicht an Durchsetzungskraft, im Gegenteil. Schon am frühen Morgen hört man das schrille, aber kräftige Stimmchen über den Hof tönen.
Die fast 12-Jährige ist nach wie vor eines der Mädchen, die einem aufgrund ihrer guten Laune, ihres hübschen Gesichts und ihrer Geschwätzigkeit von Anfang an auffällt und im Gedächtnis bleibt. Ihre Offenheit und Hilfsbereitschaft gegenüber neuen Gesichtern zählt zu einer ihrer vielen liebenswerten Seiten. Dass diese Liebenswürdigkeit auch manchmal ins Negative umschlagen kann und Piumi ein wenig zu aufdringlich wird, wenn sie etwas möchte, hängt sicherlich auch mit ihrer Familiengeschichte zusammen, wo sie sich als jüngstes Kind bemerkbar machen musste, um Aufmerksamkeit zu bekommen und sich einfach nahm, was sie kriegen konnte.
Über die Jahre hat sich an der quirligen und aufgeschlossenen Art Piumis nichts geändert und die Kleine ist ein fixes und wichtiges Mitglied in der Gesellschaft des Kinderheims. Wegen ihrer guten Englischkenntnisse und ihrer schnellen Auffassungsgabe wird sie gerne als Übersetzerin zwischen den Praktikantinnen und den Mädchen zu Rate gezogen, die noch über keine so tollen Sprachkenntnisse verfügen. Wenn sie einmal beim Volleyballspielen mit den großen Mädchen, Frank, Julia und den Praktikantinnen keinen Platz mehr auf dem Spielfeld findet, verkündet ihre hohe Stimme, fast wie durch ein Megaphon verstärkt, jeden neuen Spielstand auf Englisch und Singhalesisch.
Ihre Lernbegeisterung ist über die Jahre sowohl im Schulalltag, als auch in der Englischnachhilfe konstant groß geblieben. So geschwätzig, wie sie auch in der Freizeit ist, erlebt man sie ebenso im kleinen Klassenraum. Dieses Jahr war sie mit der etwas stilleren Maduwanthi in einer Lerngruppe und zwischen den beiden Mädchen hat sich eine tiefe Freundschaft und Zuneigung entwickelt, die man auch außerhalb des Klassenzimmers spürt und beobachten kann. Da sie auf einem ähnlichen Entwicklungs- und Leistungsstand sind, was die englische Sprache anbelangt, und zudem auch noch die selbe Klassenstufe in der Schule besuchen, konnten sie beide von der Kleingruppe in diesem Jahr profitieren und werden hoffentlich auch nächstes Jahr wieder gemeinsam gefördert werden. Was Piumi besonders auszeichnet, ist die Tatsache, dass sie – egal um welches Thema es sich handelt – immer aktiv am Unterricht teilnimmt und an neuen Lerninhalten interessiert ist. Ihr Eifer hilft ihr gerade in Lernsituationen, schnell die gestellten Aufgaben zu meistern. Piumis Schriftbild ist tadellos und auch ihre gute Lesekompetenz hat mich ehrlich überrascht.
Was die Schule betrifft, so würden wir Piumi gerne besser fördern und sie auf das katholische Mädchen-Convent in Marawila schicken, welches auch schon von ein paar anderen unserer Mädels besucht wird. Bereits Ende letzten Jahres hatten wir es versucht und Piumi für einen Aufnahmetest angemeldet. Dieser fand jedoch leider gar nicht statt, da die Schule keine Kapazitäten für die Aufnahme weiterer Mädchen hatte. Auch in diesem Jahr werden wir es wieder versuchen, aber ein Schulwechsel wird wohl auch umso schwieriger werden, je älter unsere Mädchen sind.
Unter all den Talenten, die dieses charakterstarke Mädchen in sich vereinigt, ist sicherlich ihr künstlerisch-musikalisches besonders hervorzuheben. Piumi zeichnet leidenschaftlich gerne und wird auch von vielen Mädchen darum beneidet oder als Vorzeichnerin engagiert. Egal ob mit Pinsel, Kreide, Bleistift oder Wasserfarben, eigentlich gelingen ihr mit jedem Malwerkzeug kleine Kunstwerke, auf die sie auch sehr stolz ist. Wie schon in den vergangenen Jahren beschrieben, ist sie auch mit musikalischen und tänzerischen Qualitäten ausgestattet, die ihresgleichen suchen. Der Ehrgeiz kommt ihr auch in diesem Fall immer wieder zu Gute und sie ist mit viel Energie und Leidenschaft bei der Sache. Nicht umsonst durfte die quirlige Quasselstrippe mit der markanten Stimme im Januar gemeinsam mit unserer Ältesten Dinesha durch das Programm zu unserer 10-Jahres-Feier führen. Diese Aufgabe hat sie mit Bravur gemeistert und zusätzlich die zahlreichen Besucher amüsiert.
Piumi weiß sehr genau, dass sie sich zu einem hübschen Teenager entwickelt hat und achtet sehr auf einen gepflegten Körper und auf ihr äußeres Erscheinungsbild. Hierbei kann es leicht einmal geschehen, dass man das zierliche Mädchen in die Schranken weisen muss, wenn sie zu viel Wasser verschwendet. An den meisten Tagen reagiert sie darauf folgsam, doch da die Pubertät auch bei der bald 12-Jährigen bereits eingesetzt hat, kann sie sich auch sehr ungehalten und patzig verhalten und man ist in diesen Augenblicken froh, dass man kein Singhalesisch versteht.
Wie auch schon in den letzten Jahren immer wieder deutlich beschrieben wurde, steht der jungen Dame des Öfteren ihr Temperament im Wege und man hat das Gefühl, dass es Piumi äußerst schwer fällt, auf manche Dinge zu verzichten und ein klares Nein zu akzeptieren, ohne in Tränen auszubrechen oder über Stunden hinweg zu schmollen. Vielleicht könnte ihr Ehrgeiz, alles haben zu wollen und sich in den Mittelpunkt zu drängen, dadurch ein wenig in die richtigen Bahnen gelenkt werden, indem man ihr ein jüngeres Mädchen zur Seite stellt, auf das sie ihre Fürsorge verwenden kann. Durch eine solche Maßnahme müsste Puimi auch lernen, ihren (noch) gesunden Egoismus zu zügeln und mehr auf andere zu achten. Ich glaube, dass sie dieser Aufgabe durchaus gewachsen wäre, denn was die Punkte Sauberkeit und Ordnung anbelangt, ist unser kleines Energiebündel ein echtes Vorbild.
Entwicklung Piumi (August 2016, geschrieben von Julia Fischer)
Ende des vergangenen Jahres hatten wir tatsächlich noch einmal die Möglichkeit, drei unserer Mädchen aus dem Angels Home zu einem Aufnahmetest an das katholische Mädchen-Convent zu schicken. Da durfte unser schulischer Überflieger Piumi natürlich nicht fehlen und so schickten wir sie gemeinsam mit ihrer gleichaltrigen Freundin Maduwanthi, die in der gleichen Klassenstufe ist, sowie deren jüngerer Schwester Madushika zum Test. Als wir dann Anfang Januar die Ergebnisse bekamen, freuten wir uns riesig: Piumi hatte bestanden!!! Somit kann sie nun seit Januar gemeinsam mit Maduwanthi, die es ebenfalls geschafft hat, die Schule in Marawila besuchen. Die beiden Mädchen haben sich sehr darüber gefreut und auch direkt angefangen, das Fahrradfahren zu üben, denn normalerweise fahren all unsere Mädels, die diese Schule besuchen, täglich mit dem Fahrrad. Anfangs fiel es Piumi etwas schwer, das Gleichgewicht zu halten, denn mit einer Größe von 1,38 m gehört sie noch immer zu den eher Kleineren, auch wenn sie im Vergleich zum Vorjahr wieder ein ganzes Stück gewachsen ist. Nach wochenlangem Üben klappte es aber irgendwann auch ganz gut mit dem Fahrradfahren und nachdem die Beiden zweimal eine Proberunde zur Schule und zurück mit mir gemeinsam gefahren sind, haben wir es schließlich gewagt und sie morgens zusammen mit den beiden älteren Mädchen Hiruni und Shakina per Fahrrad zur Schule geschickt. Mittlerweile ist es für sie das Normalste der Welt, sich morgens auf den Drahtesel zu schwingen und bisher gab es zum Glück auch noch keinen Unfall.
Piumis schulische Leistungen fielen an der neuen Schule zunächst ein wenig ab, aber ich denke, das hat mit der Umstellung zu tun und damit, dass sie sich erst einmal zurecht finden und neue Freunde kennenlernen musste. Leider kam Maduwanthi auch nicht mit ihr gemeinsam in eine Klasse, sodass beide Mädchen neuen Anschluss bei ihren Klassenkameradinnen finden mussten. In den zweiten Prüfungen, die Piumi jetzt Ende Juli abgelegt hat, waren ihre Ergebnisse dann schon wieder ein klein wenig besser und wir hoffen sehr, dass es ab jetzt wieder kontinuierlich bergauf gehen wird, denn Piumi ist ein sehr cleveres Mädchen und wir haben den Schulwechsel für sie nur deshalb herbeigeführt, da wir der Meinung sind, dass sie auf dem katholischen Mädchen-Convent viel besser gefördert wird als auf ihrer bisherigen Schule.
Auch in der wöchentlichen Englischnachhilfe mit unseren Praktikantinnen macht Piumi weiterhin Fortschritte und es ist toll, welch großen Wortschatz die fast 13-Jährige schon vorweisen kann. Man kann sich mit ihr über alles Mögliche unterhalten und hat dabei nicht das Gefühl, dass sie Verständnisschwierigkeiten oder Probleme mit dem eigenen Ausdruck hat. Im Gegenteil; Piumi plappert munter drauf los und in der Nachhilfe muss man so manches Mal aufpassen, dass ihre Mitstreiterin Maduwanthi, mit der sie noch immer gemeinsam in einer Lerngruppe ist, auch mal zu Wort kommt.
Seit dem Auszug der volljährigen Nadisha, die seit Februar als eine der ersten Mädchen an unserem „Aussiedlungsprojekt“ auf dem Nachbargrundstück teilnimmt, ist Piumi für deren jüngere Schwester Kumari verantwortlich und teilt sich mit ihr einen Kleiderschrank und ein Doppelstockbett. Zwar hat Nadisha in den vergangenen Jahren schon sehr gute Vorarbeit geleistet, doch hin und wieder muss Kumari noch zu Ordnung und Sauberkeit ermahnt werden. Obwohl Piumi 3 Jahre jünger ist als Kumari, ist sie ihr geistig um Längen voraus und kann somit besser die Verantwortung für den gemeinsamen Schrank übernehmen. Hier ist jedoch anzumerken, dass Kumari entwicklungsverzögert ist und eine spezielle Förderschule besucht, wo an ihren Defiziten gearbeitet wird.
In Sachen Pflichtbewusstsein ist Piumi noch immer ein wahres Vorbild und so schaffte sie es kürzlich sogar einmal zur Gruppenleiterin, wodurch sie Verantwortung für 7 weitere Mädchen übernahm und darauf achtete, dass ihre Gruppenmitglieder die jeweils anstehenden Pflichten ordnungsgemäß erfüllten. Es gab allerdings Probleme mit Piumis Alter, da es einige junge Damen sehr befremdlich fanden, sich von einer 12-Jährigen etwas sagen zu lassen. Somit äußerte Piumi schon bald selbst den Wunsch, den Posten als Gruppenleiterin wieder aufzugeben. Wir vermuten, dass sie den Sprüchen und Sticheleien der Älteren noch nicht gewachsen war und wollten sie auch nicht unter Druck setzen, den Posten weiterhin zu behalten. Wir sind uns sicher, dass Piumi früher oder später zu einer sehr, sehr guten Gruppenleiterin wird. Die Qualitäten dafür hat sie schon jetzt, es fehlt ihr vielleicht nur noch ein wenig an Durchsetzungsvermögen und Selbstbewusstsein gegenüber den Älteren, aber das kommt sicher mit der Zeit.
Wie auch schon in vorherigen Berichten geschrieben, wirkt Piumi oftmals sehr viel reifer und älter als andere Mädchen in ihrem Alter. Man merkt schon jetzt, dass sie die Welt mit etwas anderen Augen sieht als viele ihrer Mitbewohnerinnen im Angels Home. Ich denke, Piumi könnte später sehr viel aus sich machen, wenn sie sich in der Schule weiterhin anstrengt und ihre Ziele verfolgt. Sie gehört definitiv zu unseren Hoffnungsträgern und es wäre schön, wenn wir sie in eine erfolgreiche Zukunft begleiten dürfen.
Entwicklung Piumi (Oktober 2017, geschrieben von Julia Fischer)
Die fast 14-jährige Piumi bietet mit ihrem markanten Gesicht seit einigen Monaten das Hintergrundbild für unsere Drylands-Webseite. Das dazugehörige Foto entstand im Rahmen eines Foto-Shootings mit unserer guten Freundin und Fotografin Aileen Rogge aus Osnabrück, die einige unserer Mädels in ausgefallene Szenen gesetzt hat. Piumi war sofort begeistert bei der Sache, als eine unserer damaligen Praktikantinnen Wasserfarben und Pinsel zückte, um ihr das Gesicht zu bemalen. Und das Ergebnis kann sich wirklich sehen lassen; schon oft wurden wir auf das tolle Foto auf unserer Webseite angesprochen und danach gefragt, welches Mädchen das wohl ist.
Piumi gehört im Angels Home zu den wenigen Mädchen, die schulisch gesehen einiges auf dem Kasten haben. So hat sie es auch in diesem Jahr wieder geschafft, sich im Durchschnitt ein klein wenig zu verbessern und um sie auch weiterhin zu motivieren, haben wir dem kleinen Überflieger vor ein paar Monaten eine Freude gemacht. Mit unserem Einverständnis hat sie von ihren Pateneltern ein neues Fahrrad bekommen, mit dem sie nun den täglichen Schulweg bestreitet. Piumi hat sich riesig darüber gefreut und bewies uns auch mit den letzten Prüfungsergebnissen Ende Juli, dass sie sich weiterhin anstrengt. Ihre beste Leistung konnte sie im Unterrichtsfach Geographie erbringen, wo sie 85 von 100 Punkten erreichte. Nicht besonders gut war sie hingegen in der Tamilischen Sprache, allerdings hat dieses Fach auch nicht so eine hohe Wertung. Mittlerweile besucht Piumi die 8. Klasse und uns ist natürlich bewusst, dass die Lerninhalte mit zunehmender Klassenstufe auch schwieriger werden. Dennoch hoffen wir sehr, dass sie auch in den kommenden 3 Jahren, die ihr noch bevorstehen, ihre Leistungen halten kann und somit eine reale Chance auf ihren Schulabschluss hat.
Wenn man Piumi fragt, wie sie sich ihre Zukunft vorstellt oder was sie später einmal machen möchte, so sagt sie relativ selbstsicher und zufrieden, dass sie gerne katholische Nonne werden möchte. Dies ist ein sehr ungewöhnlicher Berufswunsch für ein Mädchen in Piumis Alter, allerdings passt er auch sehr gut zu ihrer Nachdenklichkeit und Reife, die sie mitunter an den Tag legt. Als ich sie mal darauf hinwies, dass Nonnen in der Regel ihr Leben lang in einem Kloster verbringen und auch keine Familie gründen, meinte sie nur, das sei ihr klar. Ihr würde es reichen, in Gesellschaft der anderen Nonnen zu leben und sie möchte auch selbst keine Kinder haben. Natürlich kann sich das alles noch verändern und wir sind gespannt, wie sich Piumis Einstellung entwickelt, wenn sie das erste Mal einen Jungen interessant findet. Bisher vertritt sie ihre Meinung jedoch relativ sicher.
In der gleichaltrigen Maduwanthi, die ebenfalls auf die katholische Mädchenschule wechseln durfte und dort gute Ergebnisse erzielt, hat Piumi eine enge Freundin gefunden. Die beiden Mädchen sitzen auch oft am Nachmittag zusammen im Garten oder erledigen ihre Hausaufaufgaben gemeinsam. Dennoch verbringt Piumi auch sehr viel Zeit mit den älteren Mädchen im Kinderheim und fühlt sich hier besonders zu denjenigen hingezogen, die ebenfalls gute schulische Ergebnisse erreichen. Zwar gibt es auch noch immer kurze Phasen, wo die Teenagerin total albern ist und das Kind in ihr zum Vorschein kommt, aber tendenziell verhält sich Piumi schon sehr erwachsen und versucht sich dementsprechend auch eher mit Gleichgesinnten zu umgeben. Manchmal wünschte ich mir, sie würde das Leben nicht so ernst nehmen und sich öfter erlauben, einfach auch noch Kind zu sein und herumzutoben. Hier sind es sicher auch die familiären Hintergründe und Erlebnisse, die Piumi recht schnell erwachsen werden ließen und die ihre distanzierte – fast kühle – Einstellung zur eigenen Familiengründung mitbestimmt haben.
Im Angels Home gehört Piumi zu den Mädchen mit den besten Englischkenntnissen und wird häufiger als Übersetzerin zu Rate gezogen. Für ihr Alter hat sie einen sehr großen Wortschatz und kann sich spielend leicht mit Praktikantinnen über Gott und die Welt unterhalten. Sie ist interessiert an englischsprachigen Büchern und eines der wenigen Mädchen, die sich diese auch regelmäßig in unserer Bibliothek ausleiht und sich auch an schwierigen Texten wie Harry Potter versucht. Es ist ein Geschenk, wenn ein Mädchen in ihrem Alter so wissbegierig ist wie Piumi und ich hoffe sehr, dass sie sich diese Eigenschaft trotz der negativen Herausforderungen des Lebens beibehält und zukünftig etwas daraus machen kann – sei es nun als kinderlose Nonne in einem Kloster oder als Englischlehrerin oder Übersetzerin.
Steckbrief Piumi (September 2018, geschrieben von Julia Fischer)
Hinweis: In diesem Jahr habe ich mir überlegt, von denjenigen Mädchen, die schon besonders lange bei uns sind, einen kleinen Steckbrief zu erstellen. Die Kategorien hierfür habe ich mir selbst ausgedacht und die Antworten sind nicht allzu ernst zu nehmen. Es handelt sich hier lediglich um meine – ganz subjektive – Einschätzung. Die Mädchen hätten mit Sicherheit ganz anders geantwortet…
- Ihr Name und eine Wortgruppe, die sie am besten beschreibt:
Piumi, die kichernde Vorzeigeschülerin mit der markanten Stimme.
- Wo sie oft anzutreffen ist:
Auf den Stufen der Fahnenstangen oder in der Hängematte.
- Was sie überhaupt nicht mag:
Wenn sie (mal) etwas falsch gemacht hat (was wirklich äußerst selten vorkommt) und man sie dabei erwischt.
- Worin sie richtig gut ist:
Lernen, Kommandieren und bei Feierlichkeiten durch das Programm führen
- Was sie traurig macht:
Dass ihre Familie so selten nach ihr fragt.
- Ihre größte Konkurrentin im Heim:
Maduwanthi – gleichzeitig aber auch ihre beste Freundin. Die Beiden halten sich ein spannendes Kopf-an-Kopf-Rennen, was die schulischen Leistungen betrifft.
- Wen sie von den anderen Mädchen bewundert:
Hiruni, weil sie in den letzten Wochen hart für das A-Level (Abitur) gelernt hat.
- Ihre größte Angst:
Zu versagen. Damit setzt sie sich oft selbst unter Druck.
- Ihre charakterlichen Stärken:
Selbstbewusstsein, Vernunft, Ehrgeiz
- Woran sie noch arbeiten muss:
Empathie, Kameradschaft, Vertrauen
- Ihre Lieblingsbeschäftigung im Heim:
Lesen oder mit Maduwanthi und anderen Gleichaltrigen das Geschehen beobachten und dabei heimlich Witze machen.
- Wo ich sie mir in 10 Jahren vorstelle:
Auf jeden Fall in einer relativ selbstständigen, wenn vielleicht auch nicht führenden, Position. Sie selbst sagt ja, sie möchte Nonne werden. Hier könnte ich sie mir gut im Verwaltungsbereich einer Kirche vorstellen. Ich glaube nicht, dass Piumi in 10 Jahren verheiratet sein und Kinder haben wird.
Piumi ist ein tolles Mädchen, das sich in den vergangenen 8 Jahren, die sie nun schon bei uns ist, super entwickelt hat. In Kürze wird sie nun schon 15 Jahre alt und in 2 Jahren steht der erste Schulabschluss an, den sie sicher gut bewältigen kann, wenn sie auch weiterhin so fleißig lernt.
Wenn man bei Piumi überhaupt von Schwächen reden kann, dann ist es wohl eher die empathische, freundschaftliche Seite. Es fällt ihr schwer, jemandem zu 100% zu vertrauen und sie selbst ist auch nicht unbedingt ein Mädchen, das sich als Seelentrösterin anbietet, wenn jemand Probleme hat. Ich bin mir nicht sicher, ob Geheimnisse bei Piumi sehr gut aufgehoben sind und ob sie bereits verstanden hat, was eine richtig gute Freundschaft ausmacht. Natürlich wird sie von den meisten anderen Mädchen im Angels Home gemocht und bewundert, aber ihr selbst scheint das gar nicht so wichtig zu sein. Sei ist eher eine Einzelkämpferin, vermutlich weil sie durch ihre familiären Strukturen schon sehr früh dazu gezwungen wurde.
Momentan ist Piumi 1,42 m groß und wiegt dabei 33 kg. Auch wenn sie noch immer ein wenig klein gewachsen ist und sich daran vermutlich auch nicht mehr so viel ändern wird, ist sie ein kerngesundes Mädchen, dass für ihr Alter normal entwickelt ist.
Wir hoffen sehr, dass Piumi in Zukunft noch ein wenig mehr Emotionalität und Vertrauen in andere Menschen entwickeln kann. Außerdem wäre es schön, wenn sie sich ihre vielen tollen Fähigkeiten und Begabungen erhält und vor allem ihr ansteckendes Lachen, welches mindestens einmal pro Tag über den Hof schallt.
Entwicklung Piumi (August / September 2019, erstellt von Laura Kempf)
Hinweis: In diesem Jahr haben wir uns dazu entschieden, von einigen unserer Mädchen ein kleines Video zu erstellen. Somit haben die Paten und andere Interessenten die Möglichkeit, sich einen persönlicheren Eindruck vom jeweiligen Kind zu machen und es quasi „in Aktion“ zu erleben. Die Videos wurden in erster Linie von unserer Freiwilligen Laura Kempf aufgezeichnet und geschnitten. Bei den Vorbereitungen und einzelnen Aufnahmen hatte sie dabei Unterstützung von ihrer Kollegin Shanaya Bridden. Wir sind mit allen Ergebnissen sehr zufrieden und wünschen euch viel Freude beim Anschauen!
Auszug (Februar 2020)
Gegen Ende 2019 hatte sich Piumi das erste Mal in einen Jungen verliebt und sich von ihm leider sehr negativ beeinflussen lassen. So kam es, dass sie innerhalb von wenigen Wochen gemeinsam mit 2 anderen Mädchen zweimal über Nacht aus unserem Angels Home abgehauen ist. Daraufhin wurde von Gericht und Jugendamt unverständlicherweise entschieden, sie in einem anderen Kinderheim in Puttalam unterzubringen. Wir bedauern diese Entwicklung sehr und hoffen, dass Piumi trotz allem ihren Schulabschluss im Dezember schaffen wird. Für ihre Zukunft wünschen wir ihr alles Gute!
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