S.A. Samitha Niranjali Karunarathna
Am Nachmittag des 19. Januar 2012 wurde die 14-jährige Samitha (vollständiger Name: Senanayaka Arachchige Samitha Niranjali Karunarathna) gemeinsam mit ihrer zwei Jahre älteren Schwester Sewandi von einem Gerichtsbeamten ins Angels Home gebracht. Die beiden Mädchen machten einen verstörten Eindruck, doch alles, was man uns zunächst mitteilte, war, dass es sich um einen Beschluss des Gerichts handelt, die beiden vorerst bei uns unterzubringen. In wenigen Tagen fände eine Verhandlung statt, von deren Urteil es schließlich abhängt, was weiterhin mit den Mädchen geschieht.
Aus Datenschutzgründen möchten wir auf die näheren Umstände hier nicht eingehen, zumal sie eher Samithas Schwester und nicht sie selbst betreffen. Es sei jedoch erwähnt, dass bis vor kurzem noch nicht ganz klar war, ob Samitha nun im Angels Home bleiben oder zu ihrer Mutter zurückgehen würde. Deshalb stand das Mädchen bisher noch nicht auf unserer Patenkinderseite. Nun haben Jugendamt und Gericht jedoch gemeinsam entschieden, dass es auch für Samitha das Beste ist, wenn sie bei uns bleibt.
Samitha wurde am 06.01.1998 in Marawila geboren und folgt dem buddhistischen Glauben. Ihr Vater starb bereits während ihrer Kindheit und es ist davon auszugehen, dass Samitha diejenige der beiden Schwestern ist, die schon immer das bessere Verhältnis zur Mutter hatte.
Seit Ende April besucht Samitha gemeinsam mit Sawani, Thilini, Sadisha und Ayesha die siebte Klasse der nahegelegenen Schule in Mudukatuwa. Rein von ihrem Alter her würde man sie eigentlich in die neunte Klasse einstufen. Da Samitha jedoch schon seit längerer Zeit gar keine Schule mehr besucht hat und auch unsere Praktikantinnen bei morgendlichen Lerneinheiten mit ihr große Defizite feststellen konnten, haben wir gemeinsam mit der Schule entschieden, sie zwei Jahre zurückzustufen. Wir hoffen, dass ihr das helfen wird, sich wieder an den Schulalltag zu gewöhnen und vorhandene Lücken zu schließen.
Nachdem sich Samitha anfangs oft von den anderen Mädchen im Angels Home distanziert hat, da noch nicht klar war, ob sie überhaupt bei uns bleiben wird, integriert sie sich nun langsam etwas besser. Besonders gut versteht sie sich mit Shakina und Ayesha, mit denen man sie oft nachmittags im Garten beobachten kann.
Seit ca. 2 Wochen trägt Samitha eine Brille, da man in der Schule festgestellt hat, dass sie viele Sachen an der Tafel nicht lesen konnte und auch ihre Augen häufig getränt haben. Hoffen wir mal, dass sie nun mit der neuen Sehhilfe den optimalen Durchblick hat…
Auch die Patenschaft für Samitha konnten wir recht bald vergeben, worüber wir uns sehr gefreut haben.
Die Entwicklung von Samitha im Jahr: 2013, 2014, 2015, 2016, 2017
Interview Samitha (Juli 2012, geschrieben von Inga Sangermann)
Hinweis: Auch bei den diesjährigen Statusberichten sollte unser Interview wieder zum Einsatz kommen. Diesmal bei all denjenigen Mädchen, denen die Fragen zu ihren Vorlieben und Eigenschaften in der Vergangenheit noch gar nicht gestellt wurden. Außerdem haben wir das Interview für die Mädchen genutzt, die erst seit diesem Jahr im Angels Home leben und bei denen es noch schwierig ist, einen umfangreichen Entwicklungsbericht zu schreiben. Nichtsdestotrotz haben sich die Praktikantinnen Inga, Snjezana und Marie größte Mühe gegeben, zu jedem Mädchen zumindest einen kurzen Text mit ihren persönlichen Einschätzungen zu verfassen.
1. Was isst du gerne?
Samitha: Ich esse gerne Kottu und Rottis.
2. Was trinkst du gerne?
Samitha: Ich liebe Necto.
3. Welche Farbe magst du am liebsten?
Samitha: Rot ist meine Lieblingsfarbe.
4. Wen magst du am liebsten von den Mädels im Heim?
Samitha: Meine beste Freundin ist Ayesha.
5. Wen magst du am liebsten von den Angestellten im Heim?
Samitha: Ich mag Premalattha am liebsten.
6. Wenn du fliegen könntest, wo würdest du für zwei Wochen bleiben?
Samitha: Ich würde gerne nach Deutschland fliegen.
7. Welches Tier magst du?
Samitha: Mein Lieblingstier ist ein Pfau.
8. Was möchtest du später werden?
Samitha: Ich würde gerne Lehrerin werden.
9. Was magst du in der Schule und im Angels Home?
Samitha: In der Schule mag ich gerne Singhalesisch und im Angels Home mag ich die Englisch-Nachhilfe.
10. Was machst du gerne in deiner Freizeit?
Samitha: Ich spiele gerne Cricket.
11. Welchen Platz würdest du gerne einmal von Sri Lanka sehen?
Samitha: Ich würde gerne einmal nach Nuwara Eliya fahren.
12. Welche berühmte Person möchtest du einmal treffen?
Samitha: Ich würde gerne den Schauspieler Shah Rukh Khan treffen.
13. Wenn du viel Geld hättest, was würdest du machen?
Samitha: Ich würde es den Armen spenden.
14. Wenn du für einen Tag der Chef vom Angels Home wärst, was würdest du im Heim anders machen?
Samitha: Ich würde längere Fernsehzeiten einführen.
15. Welche Musik magst du?
Samitha: Ich höre gerne die Musik von Justin Bieber.
16. Wenn du den singhalesischen Präsidenten treffen könntest, was würdest du ihm sagen?
Samitha: Ich würde ihm sagen, dass er die Zufahrtsstraße zum Angels Home ausbessern soll.
Die 14-jährige Samitha scheint sich mittlerweile gut im Angels Home eingelebt und auch schon Anschluss gefunden zu haben. Häufig sieht man sie mit Ayesha oder Sandamali durch den Garten schlendern.
Bei einer Größe von 1,51 m und einem Gewicht von 43 kg ist sie ein körperlich normal entwickeltes und gesundes Mädchen. Seit einigen Wochen trägt Samitha nun eine Brille, da sie Schwierigkeiten beim Lesen und Schreiben hatte.
Gemeinsam mit Sadisha, Thilini, Ayesha, Chethana und Sawani besucht sie die siebte Klasse der öffentlichen Schule in Mudukatuwa. Da sie viele Monate keine Schule besucht hat, sind ihre Lernrückstände noch immer gravierend, obwohl sie ja in eine niedrigere Klasse eingestuft wurde. Aufgrund dessen geht sie nicht gerne zur Schule und würde, wenn sie es selber entscheiden könnte, die Vormittage lieber im Angels Home verbringen. Auch bei der Erledigung der Hausaufgaben zeigt sich, dass sie zum einen große Lernschwierigkeiten hat und zum anderen aber auch wenig Interesse daran hat, etwas dazu zu lernen.
In der Englisch-Nachhilfe besucht sie derzeit die Testgruppe. Hier soll nun festgestellt werden, auf welchem Lernstand sie sich befindet, so dass sie nach den Ferien einen geeigneten Kurs besuchen kann. Spricht man sehr langsam und deutlich, ist Samitha durchaus in der Lage einfache englische Sätze zu verstehen, ihr aktiver Wortschatz ist jedoch sehr gering. Versteht sie etwas nicht, zeigt sie dieses recht deutlich. Auch das Schreiben auf Englisch bereitet ihr noch große Schwierigkeiten.
An den im Angels Home angebotenen Aktivitäten nimmt sie gerne teil – sei es ein Volleyballturnier, der wöchentlich stattfindende Nähkurs oder das Zeichnen eines Portraits.
Doch ganz ausblenden kann sie ihre bedrückende Vergangenheit nicht. Manchmal benötigt sie einfach etwas Zeit für sich, zieht sich zurück und hin und wieder fängt sie beim Beten an zu weinen.
Mit ihrer älteren Schwester Sewandi sieht man sie kaum zusammen. Aufgrund ihres Altersunterschiedes haben die beiden verschiedene Freundeskreise. Sie scheinen sich aber auch so nicht sehr viel zu sagen zu haben.
Insgesamt ist Samitha ein freundliches und zuvorkommendes Mädchen. Gegenüber den Praktikantinnen verhält sie sich hilfsbereit und liebenswürdig. Auch gegenüber den anderen Mädchen ist sie – oftmals unaufgefordert – sehr hilfsbereit und unterstützt beim täglichen Waschen regelmäßig die jüngeren Mädchen. An den Tagesrhythmus im Angels Home hat sie sich gewöhnt und die ihr aufgetragenen Pflichten erledigt sie zuverlässig.
Entwicklung Samitha (September 2013, geschrieben von Helena Braisz)
Samitha wiegt 47 Kilogramm, ist 1,54 Meter groß und scheint somit ein normal entwickelter Teenager zu sein. Auch gesundheitlich hat sie keine Probleme, was sicherlich zum Teil an ihrer Sportlichkeit sowie an ihrer vegetarischen Ernährung liegt. Samitha mag den Geschmack von Fleisch nicht und hat sich deshalb nun gänzlich gegen dessen Verzehr entschieden.
Samitha ist im Umgang mit uns Praktikantinnen sehr höflich und freundlich. Um mehr von ihr zu erfahren, muss man allerdings auf sie zu gehen. Man sieht Samitha häufig allein auf dem Außengelände auf der Schaukel oder einer Bank sitzen. Inwieweit es daran liegt, dass sie mit den anderen Kindern wenig Kontakt hat oder dass sie einfach etwas Zeit für sich alleine braucht, konnte ich bisher leider noch nicht herausfinden.
Insgesamt beteiligt sich Samitha selten an gemeinsamen Aktionen. Lieber nimmt sie auf der Bank die Rolle des Zuschauers ein. Schenkt man ihr die eigene ungeteilte Aufmerksamkeit, kann man sich dann aber über Gott und die Welt mit ihr unterhalten. Es scheint, als genieße sie diesen Moment, in dem man sich komplett ihrer Person widmet und persönliche Vorlieben erfragt.
Im Umgang mit den anderen Kindern nimmt Samitha oft die Rolle der „Erzieherin“ ein. Den kleineren Kindern gibt sie häufig Anweisungen, was sie wie zu tun haben. Die Rolle des Aufpassers liegt ihr. Jedoch kann sie diese auch das ein oder andere Mal übertreiben, was dann auch nicht gerade zu ihrer Beliebtheit bei den anderen Mädchen beiträgt.
Samitha hilft sehr gerne in der Küche. Fallen in der Küche Aufgaben an, lässt sie auch mal gerne tolle Spielaktionen sausen, um dort freiwillig mit anzupacken. Insgesamt erledigt sie ihre Aufgaben immer sehr gewissenhaft und zügig. Sie macht noch unverteilte Aufgaben gerne zu ihren eigenen und hilft auch dem Personal, wo sie nur kann. Einerseits ist das sicher sehr löblich und es wäre toll, wenn manche Kinder sich ein bisschen was davon abschauen könnten. Auf der anderen Seite übertreibt es Samitha leider oft und rückt sich selbst in die Position eines sogenannten „Schleimers“, der er es dem Personal immer recht machen möchte und dafür gelegentlich auch andere Mädchen in die Pfanne haut.
Zu ihrer älteren Schwester Sewandi hat Samitha nur ein sporadisches Verhältnis. Bisher habe ich die beiden noch nicht bei gemeinsamen Unterhaltungen oder ähnlichem gesehen und als außenstehende Person bekommt man schnell den Eindruck, dass sie sich eher aus dem Weg gehen.
Samithas Englisch ist noch ausbaufähig. Sie versteht vieles, kann aber aufgrund mangelnder Vokabelkenntnisse oft nur anhand von Hilfestellungen und Umschreibungen antworten. Durch das Einführen eines Lehrplanes für die Englischnachhilfe wurden die Mädchen in den letzten Wochen getestet, um ihre Kenntnisse festzustellen und sie daraufhin in die richtigen Lernruppen einzuordnen. Leider hat es Samitha nicht einmal geschafft, den einfachsten Test zu bestehen, in dem hauptsächlich das Alphabet und einfache alltägliche Vokabeln abgefragt wurden. Sie wird deshalb von nun an mit den Kleinsten im Angels Home die Englischnachhilfe besuchen und dadurch hoffentlich nach und nach ihre Kenntnisse in dieser Sprache vertiefen.
Entwicklung Samitha (September 2014, geschrieben von Claudia Maier)
Samitha in wenigen Eigenschaften zu beschreiben würde ungefähr so lauten: freundlich, fleißig, ruhig, liebenswürdig. Was für andere Kinder ein notwendiges Übel ist, das liebt Samitha: die Hausarbeit und alles, was dazu gehört. Sei es in der Küche beim Gemüseschneiden, nach dem Essen beim Putzen oder beim Hegen und Pflegen unseres Gemüsegartens; Samitha ist überall mit Feuereifer dabei. Daher verbringt das Mädchen schon fast mehr Zeit mit dem Personal, als mit den anderen Kindern, was nicht unbedingt zur allgemeinen Beliebtheit Samithas beiträgt. Trotzdem muss man sagen, dass sie es im Verlauf des letzten Jahres geschafft hat, bessere Beziehungen zu einzelnen Mädchen aufzubauen und Freundschaften zu pflegen. Beispielsweise versteht sie sich sehr gut mit der 15-jährigen Shakina und auch das Verhältnis zu ihrer älteren Schwester Sewandi ist in der letzten Zeit besser geworden.
Wenn Samitha zur Spielzeit dann doch mal die Küchengeräte aus der Hand gibt, trifft man sie meistens auf dem Volleyballfeld an. Sie spielt wie alle großen Mädchen sehr gerne und gut Volleyball. Dort legt sie auch ihre Zurückhaltung ab und schlägt den Ball mit einem Schwung, den man ihr vorher nicht zugetraut hätte. Damit beweist sie auch, dass sie wohl in der Lage ist, sich in ein Team mit Gleichaltrigen zu integrieren und zusammen zu spielen.
Neben dem Volleyballspielen gibt es noch eine weitere Freizeitbeschäftigung, bei der Samitha aufblüht: das Tanzen! In den Schulferien haben wir hier im Heim unseren Wettbewerb „Angels Home next Superstar" veranstaltet. Samitha hat mit ihrer Gruppe beim Tanzen den ersten Platz abgeräumt. Bei ihrer Vorführung war ich sehr erstaunt, wie Samitha aus sich heraus- und im Tanz aufging. Dabei bewies sie echtes Rhythmusgefühl sowie Körperbeherrschung.
Samitha lässt sich mit ihren 16 Jahren bei einer Größe von 1,55 m und einem Gewicht von 50 kg als eine heranwachsende junge Frau beschreiben, der die traditionellen Werte wie die Rolle der Frau sowie gutes Benehmen sehr wichtig sind. Ich bin davon überzeugt, dass Samitha, sollte sie diesen Weg wählen, eine vorbildliche und liebevolle Mutter und Ehefrau abgeben wird.
Die Schule ist leider nicht Samithas Stärke und so konnte sie sich im Vergleich zum Vorjahr in ihren Leistungen nicht verbessern, sondern ist eher noch schlechter geworden. Im Durchschnitt erreicht sie in allen Unterrichtsfächern nur ein Fünftel der Maximalpunktzahl, weshalb davon auszugehen ist, dass sie das in 3 Jahren anstehende O-Level (was in etwa mit der Mittleren Reife in Deutschland vergleichbar ist) nicht bestehen wird und wohl eher als eines der ersten unserer Mädchen in den Genuss der neuen Ausbildungsstätte kommen wird. Am besten ist Samitha im Kunstunterricht, was sich auch bei gelegentlichen Malstunden im Angels Home zeigt, denn hier ist sie sehr begabt. In der Englischnachhilfe wird sie von Praktikantinnen als ruhig und zurückhaltend beschrieben, allerdings auch als die beste Schülerin in ihrer Gruppe, die schon viele Vokabeln kennt. Ein Lob tut Samitha besonders gut und motiviert sie, im Unterricht aktiver mitzuarbeiten. Teilweise lernt sie die Schreibweise eines neuen Wortes schneller als die Aussprache. Man hat bei ihr oft das Gefühl, dass sie sich die Woche über das im Unterricht durchgenommene noch einmal anschaut und wiederholt, da sie immer gut vorbereitet ist.
Eine wesentliche Charaktereigenschaft von Samitha ist ihre liebenswürdige und stets freundliche Art. Auf den ersten Blick wirkt das Mädchen sehr zurückhaltend und an näherem Kontakt nicht unbedingt interessiert. Das täuscht allerdings, denn wenn sich die Möglichkeit bietet, sich mit ihr zu unterhalten, merkt man, wie sehr Samitha sich darüber freut. Es ist auch nicht weiter schwierig, das Gespräch am Laufen zu halten, denn sie gehört nicht zu den Mädchen, die sich alles aus der Nase ziehen lassen. Nein, Samitha erzählt dann von sich, der Schule, der Arbeit, allem Möglichen. Sie nimmt auch gern mal die Hand der Praktikanten in ihre, dabei wird deutlich das hinter ihrer Geschäftigkeit auch nur ein Mädchen steckt, das Zuneigung und Liebe sucht.
Entwicklung Samitha (Oktober 2015, geschrieben von Julia Fischer)
In Kürze wird die schüchterne Samitha schon 18 Jahre alt werden und wenn man sie so im Heimalltag sieht, kann man sich kaum vorstellen, dass das Mädchen bald erwachsen ist. Verträumt sitzt sie oft auf einer Bank und schaut in die Gegend, wobei man zu gern wissen möchte, was in ihrem Kopf so vor sich geht.
Samitha ist eine sehr pflichtbewusste und gewissenhafte Teenagerin, die ihren Aufgaben im Angels Home mit großer Sorgfalt nach geht und die im Prinzip nie ermahnt werden muss. Außerdem ist sie kaum in Streitigkeiten mit anderen Mädchen verwickelt und macht stets einen ausgeglichenen, ruhigen Eindruck, auch wenn sie mitunter etwas traurig wirkt.
Wie auch bei den Statusberichten in den vergangenen Jahren habe ich mich bei denjenigen Mädchen, die schon länger bei uns im Angels Home leben, vordergründig mit der singhalesischen Akte auseinandergesetzt, um die Familiengeschichte und deren Veränderungen ein wenig zu beleuchten.
Wie schon im Aufnahmebericht geschrieben, können und wollen wir bei Samitha und ihrer 2 Jahre älteren Schwester Sewandi nicht alle familiären Hintergründe offenlegen, da dies aus Datenschutzgründen wohl besser für die Beiden ist. Was wir jedoch berichten können, ist die Tatsache, dass die beiden Mädchen vor fast 4 Jahren per Gerichtsurteil zu uns kamen. Vorher lebte Samitha noch bei ihrer gemeinsamen Mutter, während Sewandi bereits in 2 anderen Kinderheimen untergebracht war. Dort ist sie jedoch nicht gut zurechtgekommen, es gab viele Probleme mit ihr und aus dem letzten Kinderheim ist sie sogar abgehauen, bevor sie schließlich zu uns kam.
Wenn man die beiden Schwestern eine Weile beobachtet, wird ziemlich schnell klar, dass sie keine besonders innige Bindung zueinander haben. Man könnte sogar sagen, dass sie sich nicht besonders mögen. Dies liegt darin begründet, dass Samitha einen riesigen Groll gegen Sewandi hegt, weil sie nachgewiesenermaßen nur aufgrund einer bestimmten Gerichtsaussage ihrer älteren Schwester zu uns gekommen ist. Sewandi war der Meinung, dass Samitha (genau wie sie selbst) nicht mehr zu Hause leben sollte, weil sie dort nicht sicher ist. Bestimmt hat sie diese Aussage nur gut gemeint und wollte ihre jüngere Schwester damit schützen, doch da diese bis dahin offensichtlich keine Probleme mit ihrer Mutter hatte, kann man auch ihre Seite ein wenig verstehen. Es ist etwas kompliziert, diese Situation zu verstehen, wenn man nicht den Gesamtzusammenhang kennt. Fakt ist, dass Samitha gerne wieder nach Hause gehen würde, während Sewandi von ihrer gemeinsamen Familie überhaupt nichts hält. Wer von den Beiden nun tatsächlich die richtige Meinung vertritt, werden wir wohl nie herausfinden, aber vielleicht ist das auch gar nicht so wichtig. Natürlich ist es schade, dass die beiden Schwestern deshalb kaum miteinander sprechen, aber vielleicht schaffen sie es später, wenn sie etwas älter sind und mehr Abstand zum Geschehen haben, sich auszusprechen und gegenseitig zu verstehen.
Im Gegensatz zu Sewandi hat Samitha mit der Schule so ihre Schwierigkeiten und man kann auch nicht unbedingt sagen, dass sie sich mit der Zeit verbessert hat. Im Gegenteil: je höher die Klassenstufe, umso schwerer fällt es Samitha, die Lerninhalte zu verstehen und in den Prüfungen gute Ergebnisse zu erzielen. Wenn Samitha schon früher volljährig geworden wäre, hätten wir ihr den Schulstress der letzten Klassenstufen ersparen und sie vorzeitig aus der Schule nehmen können, so wie wir es jetzt beispielsweise auch bei Nadisha machen. Da Samitha jedoch erst im Januar volljährig wird und nächstes Jahr bereits die Abschlussklasse besucht, haben wir uns entschieden, dass sie noch bis Ende 2016 zur Schule gehen und auch ihre Abschlussprüfungen schreiben soll, auch wenn wir uns dafür keine großen Chancen für sie ausrechnen. Somit kann sie aber später zumindest sagen, sie hat die Schule bis zum Ende durchgezogen und den Abschluss versucht. Das ist sicher nicht die schlechteste Voraussetzung, egal welchen beruflichen Weg sie später gehen wird.
Samitha gehört eher zu den zurückhaltenden Mädchen, die sich nicht in den Mittelpunkt drängen oder bei neuen Praktikantinnen Aufmerksamkeit erregen. Umso mehr freut sie sich jedoch, wenn man sie nach ihrem Befinden fragt oder sie zu einer gemeinsamen Aktivität auffordert. Ihre Versuche der Kontaktaufnahme sind oft sehr subtil und reserviert. So leistet sie mir zum Beispiel oft abends bei der Fütterung unserer Schäferhunde Tom und Luna Gesellschaft, ohne groß ein Wort zu sagen. Sie steht dann einfach neben mir, lächelt mir zu und fragt mich vielleicht, wie es mir geht. Dabei macht sie nicht gerade den Eindruck, als ob sie es eilig hat, zurück zu den anderen Mädchen zu gehen, die gerade vor dem Fernseher sitzen und ihre Lieblings-Soap schauen. Samitha scheint dem Fernsehen nicht so viel abzugewinnen wie andere und hilft während dieser Zeit oftmals lieber dem Personal oder geht früh schlafen.
Wir hoffen sehr, dass Samitha trotz ihrer wenig erfolgreichen Schullaufbahn später einen guten Job bekommt, der ihr Spaß macht und in dem man ihre Verlässlichkeit und Gründlichkeit zu schätzen weiß. Eventuell kommt sie im Jahr 2017 für eine Ausbildung in unserem Trainingscenter in Frage, aber bis dahin vergeht ja noch ein wenig Zeit, in der sie darüber nachdenken kann, was sie interessiert.
Entwicklung Samitha (Juli 2016, geschrieben von Julia Fischer)
S wie sensibel
A wie achtsam
M wie melancholisch
I wie intuitiv
T wie tüchtig
H wie häuslich
A wie anhänglich
Die vernünftige Samitha ist Anfang des Jahres volljährig geworden und gehört somit zu den ältesten Mädchen im Angels Home, denen alle anderen besonders viel Respekt und Bewunderung entgegenbringen. Zwar hat Samitha mit ihrer Brille und der etwas unförmigen Nase nicht gerade Prinzessinen-Status wie vielleicht ihre ältere Schwester Sewandi oder die hübsche Dananjani. Dafür kann sie jedoch mit zahlreichen anderen tollen Eigenschaft bei den jüngeren Mädchen punkten, für die sie mit ihrer großen Empathie, viel Fürsorge und Verständnis oftmals wie eine große Schwester ist, die mit Hilfe, Rat und Tat zur Seite steht. Überhaupt ist Samitha sehr häuslich und hat bereits jetzt alle Merkmale einer vorbildlichen Hausfrau und Mutter. Sie kann gut anpacken, egal ob im Garten oder bei verschiedenen Reparatur- und Bauarbeiten. Außerdem ist sie eine gute Köchin, Streitschlichterin und Haushaltshilfe, die gerne ihre Reinigungsqualitäten unter Beweis stellt, wenn eine unserer Putzfrauen mal nicht da ist. Mit all diesen Eigenschaften ist es nicht verwunderlich, dass Samitha eine unserer 6 Gruppenleiterinnen im Angels Home ist, die für 7 weitere Mädchen Verantwortung trägt und darauf achtet, dass diese ihre wöchentlichen Pflichten einhalten und ordentlich erledigen. Für diese Aufgabe ist Samitha geradezu prädestiniert und die Mitglieder in ihrer Gruppe wissen sehr wohl, dass mit ihr nicht zu scherzen ist, wenn beispielsweise die Küche nicht sauber oder das Badezimmer nicht geputzt ist. Dann kann die sonst so ruhige Samitha auch mal laut und streng werden, um ihre „Pappenheimer“ zum Arbeiten zu bringen.
Derzeit befindet sich die junge Dame in ihrem Schulabschlussjahr und wird im Dezember die finalen Examen abgelegen. Wie schon in den Statusberichten aus den Vorjahren geschrieben, machen wir uns für Samitha keine sehr großen Hoffnungen, dass sie den Abschluss schaffen wird. Zu schwer war für sie der Unterrichtsstoff in den letzten Jahren und auch wenn sie stets den Eindruck machte, sich beim Lernen zu bemühen, so reichte es wohl leider nicht für eine Verbesserung. Samitha selbst hat sich mit der Tatsache bereits ganz gut abgefunden, dass die Schule nicht unbedingt ihr Ding ist. Ihr ist bewusst, dass sie ihren Abschluss vermutlich nicht schaffen wird und sie kann damit sehr gut umgehen.
Seit einiger Zeit hat Samitha wieder Kontakt zu ihrer Mutter und ihrer Schwägerin, mit denen sie vor ihrer Heimunterbringung zusammengelebt hat. Uns kam es etwas merkwürdig vor, dass die Beiden direkt nach Samithas Volljährigkeit wieder den Kontakt gesucht haben, denn vorher war jahrelang Funkstille. Es kann natürlich Zufall sein und die beiden Frauen wollten den beiden Schwestern Samitha und Sewandi nach dem ganzen Gerichtsstress erst einmal etwas Abstand geben oder vielleicht brauchten sie den auch selbst. Unsere Vermutung ist jedoch auch, dass Samitha jetzt mit ihrer Volljährigkeit für die Familie wieder interessant wird, da man sie nach der Schule zurück nach Hause holen und sie durch einen Job etwas zum Familienunterhalt beitragen könnte. Außerdem könnte man versuchen, für sie einen (auch im finanziellen Sinne) „guten“ Mann zu finden, der mit seinen Einkünften vielleicht auch etwas zur Verbesserung der Familiensituation beitragen kann. Es ist traurig, das so zu sagen, aber leider ist dies in vielen Fällen die Realität. Sobald die Mädchen volljährig werden, sind sie wieder interessant. Samitha ist sich darüber im Klaren und wir haben sie auch darauf hingewiesen, welche verschiedenen Beweggründe ihre Mutter haben könne. Dennoch hat sie sich dazu entschieden, nach ihrer Schule, also im Jahr 2017, zu ihrer Mutter zurückzugehen. Ihre ältere Schwester Sewandi hingegen möchte nach wie vor nichts mit ihrer Familie zu tun haben und wird wohl vorerst bei uns bleiben.
Wie auch immer Samithas Zukunft aussehen wird, selbst wenn sie schon bald heiraten und eine eigene Familie gründen wird: Wir wünschen ihr von Herzen, dass sie glücklich ist und nicht ausgenutzt wird. Sie ist ein sehr liebes, zuvorkommendes Mädchen, das ein großes Herz für ihre Mitmenschen hat und es wäre schade, wenn man diese tollen Charakterzüge missbrauchen würde.
Wie bereits im letzten Statusbericht über Samitha beschrieben wurde, besteht seit einiger Zeit wieder Kontakt zur Mutter. Zunächst hatten wir unsere Zweifel, ob dies gut für Samitha ist, allerdings gab es zunehmend Besuche von Samithas Tante (Schwester der Mutter), die großes Interesse an ihrer Nichte zeigte und sich wirklich bemühte. Auch in den Ferien durfte Samitha die letzten Male zu ihr und schließlich bemühte sie sich beim Jugendamt um das Sorgerecht für Samitha, da die leibliche Mutter wohl doch nicht im Stande ist, angemessen für die junge Dame zu sorgen. Das Jugendamt befand die Lebensverhältnisse für Samitha bei der Tante schließlich als annehmbar und somit hat sie nun die Möglichkeit, unser Angels Home zu verlassen. Samithahat sich dazu entschieden, im Dezember noch einmal den Schulabschluss in Angriff zu nehmen, den sie im letzten Jahr leider nicht geschafft hat. Da sie jedoch im schwierigsten Unterrichtsfach Mathematik bestanden hat und dieses nicht noch einmal wiederholen muss, will sie die anderen Fächer noch einmal probieren. Wir finden, das ist eine gute Entscheidung und wünschen Samitha viel Erfolg!
- Aufrufe: 262