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Blogs von Julia

Mit dem Fahrrad 372 Kilometer durch Sri Lanka – Teil 2

Am 5. Tag meiner Fahrradtour war es leider an der Zeit, die super schöne Unterkunft in Anuradhapura wieder zu verlassen, obwohl ich dazu überhaupt keine Lust hatte. Doch die Reise sollte schließlich weitergehen und mich an diesem Tag nach Dambulla führen.

Abkühlung für meinen SonnenbrandIch hatte große Zweifel, ob das Wetter halten würde, denn immerhin hat es die 2 Tage in Anuradhapura wahnsinnig viel geregnet. Allerdings stellte ich schon nach 1-2 Stunden Fahrt fest, dass ich wohl eher ein Problem mit der Sonne bekommen würde, denn die gab an diesem Tag einfach alles! Also mehrfach unterwegs angehalten und Sonnencreme auf die verschwitze, dreckige Haut geschmiert – wenn diese Mischung in die Augen kommt, hat man übrigens auch richtig Spaß… Über die Mittagszeit musste ich eine längere Pause machen, während der ich Unmengen Wasser trank und ein Vanilleeis verputzte. Schließlich erreichte ich nach knapp 67 Kilometern am frühen Nachmittag meine Unterkunft in Dambulla, die bei weitem nicht mit dem tollen Zimmer der letzten Nächte mithalten konnte. Immerhin hatte ich auch hier einen Pool, in dem ich mich ausgiebig abkühlte und bald darauf feststellte, dass ich mir einen deftigen Sonnenbrand eingefangen hatte. So wurde mir am Abend auch ziemlich kalt und ich war zum ersten Mal froh darüber, dass ich meinen dicken Kuschel-Pullover mitgenommen hatte. 

Bild3: Meine höchstgelegene Unterkunft lag einfach traumhaft.) Am Abend hieß es gut eincremen und einkuschelnVor der Fahrt am nächsten Tag hatte ich seit Beginn der Reise ziemlich viel Respekt. Zwar betrug die Strecke insgesamt nur 37 Kilometer, allerding galt es dabei, 356 Höhenmeter zu überwinden und das war für mich schon eine Herausforderung. An dieser Stelle sei auch mal erwähnt, dass ich hier mit einem normalen Moutainbike fahre, welches 21 Gänge hat und mit diesem auch noch mein Gepäck transportiere. Also nix mit E-Bike oder was ihr vielleicht so in euren Köpfen habt… ne ne… hier ist noch echte Beinarbeit gefragt! Also quälte ich mich weiter die A9 entlang, die mich in die Berge Richtung Matale führte, wo ich meine nächste Unterkunft gebucht hatte. Die letzten Meter musste ich tatsächlich schieben, denn der Weg wurde immer steiler und unebener. Dafür erwartete mich auf dem Berg eine wirklich schöne Unterkunft, von deren Pool aus man einen sensationellen Blick in die Berge hatte. Außerdem gab es hier ein unschlagbares Küchen-Duo, welches mich in den 2 Tagen, die ich hier gebucht hatte, kulinarisch verwöhnte. Vor allem Bandara (rechts im Bild) war ein absoluter Spitzenkoch, der mich Rice & Curry noch einmal auf eine ganz neue Art und Weise kennenlernen ließ. Ganz nebenbei war der gute Mann aber auch oft mein Retter, wenn das Internet nicht richtig funktionierte oder eine Ameisenkolonie durch mein Zimmer wanderte. Ich fühlte mich hier super wohl und freute mich, dass ich nach dieser anstrengenden Fahrt nicht direkt am nächsten Tag schon wieder weiterfahren musste. 

Das Küchenteam im Hotel Paradise Forest GardenBei meiner Wanderung zum Riverston umgab mich leider dichter Nebel.

Für diesen hatte ich mir vorgenommen, die Berglandschaft rund um Matale ein wenig zu erkunden. Von hier aus ist es nämlich auch gar nicht weit zur sogenannten Knuckles Mountain Range, einer Bergkette in Sri Lanka, die schon lange auf meiner To-Do-Liste steht. Einer der bekanntesten Aussichtspunkte, die man erwandern kann, heißt Riverston und diesen hatte ich mir für den 7. Tag meiner Reise vorgenommen. Da der Startpunkt für die Wanderung von meiner Unterkunft noch ca. 35 km entfernt lag, bestellte ich mir für 9 Uhr morgens ein Taxi, welches mich hin- und auch wieder zurückbringen sollte. Die Fahrt war sehr kurvenreich und es ging insgesamt über 1200 Höhenmeter hinauf in die Berge. Leider wurde mir schon auf den letzten Kilometern im Auto klar, dass das Wetter wohl heute zum ersten Mal nicht auf meiner Seite ist. Der Himmel zog sich mehr und mehr zu und bereits während der Fahrt fielen die ersten Regentropfen. Am Startpunkt angekommen, hatte ich zumindest das Glück, dass es noch trocken war, also machte ich mich optimistisch auf den Weg der ca. 4 km langen Wanderung zum Aussichtspunkt auf den Gipfel. Ich wollte die Hoffnung einfach nicht aufgeben, dass der Himmel vielleicht doch noch aufreißt und mir einen atemberaubenden Blick auf die umliegenden Bergketten freigibt. Doch leider wurde ich enttäuscht und auf dem Gipfel empfing mich nichts als Nebel und Wind, sodass ich umgehend zurück zu meinem Taxi lief und dabei wenigstens vom Regen verschont blieb. Meine Frustration ist wohl auch beim Fahrer angekommen, denn dieser schlug mir vor, noch ein kleines Stück weiterzufahren, da er dort noch einen anderen Aussichtspunkt kannte, von dem er sich wohl bessere Chancen auf eine gute Aussicht erhoffte. Also vertraute ich ihm und wir fuhren dorthin. Tatsächlich war das Wetter hier wesentlich besser und wir konnten über zahlreiche halsbrecherische Felsvorsprünge staunen, wo angeblich regelmäßig Leute ihr Leben lassen, nur um das sensationellste Foto von sich selbst zu bekommen. Die Aussicht war grandios und zumindest ein kleiner Trost für die vorangegangene Enttäuschung. 

Nein, ich muss mich nicht auf die Felskante setzen und die Beine baumeln lassen.Selbstgebastelte Regenausrüstung von meinen Kochfreunden

Am vorletzten Tag meiner Reise sollte mich meine Fahrt langsam wieder Richtung Küste führen, allerdings wartete ich nach dem Frühstück vergeblich darauf, dass der Regen aufhörte. Es tröpfelte und tröpfelte ohne Unterbrechung. Irgendwann gab ich schließlich auf und ließ mich ein letztes Mal vom unschlagbaren Küchen-Duo beraten und mir eine Regenausrüstung aus Mülltüten basteln. Damit sollte ich zumindest die ersten paar von insgesamt 44 Kilometern bis nach Kurunagala etwas trocken bleiben, allerdings hatte sich der Regen schon bald unter die Tüten und durch meine Klamotten hindurchgearbeitet. Bereits auf halber Strecke war ich komplett durchnässt und der Regen wollte einfach nicht aufhören. Immer wieder habe ich mich irgendwo untergestellt, wenn es zwischenzeitlich zu sehr schüttete, aber trotzdem musste ich immer wieder im Regen weiterfahren. Auch wenn die Fahrt an diesem Tag nicht so lang war und es überwiegend bergab ging, so war es trotzdem die schwierigste Tour meiner ganzen Reise, denn ich fühlte mich einfach beschissen und war froh über jeden Kilometer, den ich hinter mich gebracht hatte. Als ich schließlich völlig geschafft und aufgeweicht in meinem Hotel angekommen bin, war auch dieses noch eine Enttäuschung. Zunächst wollte man mir ein Raucherzimmer geben, in dem ich mich wohl auch als Raucherin unwohl gefühlt hätte. Ich machte auf dem Absatz kehrt und verlangte ein anderes Zimmer. Das Zweite war auch nicht viel besser und beim Dritten stimmte ich schließlich zu, da abgesehen von einer total veralteten Einrichtung zumindest das Bett frisch roch und bequem war. Sofort nahm ich eine warme Dusche und trank einen heißen Tee. Ich war einfach nur froh, im Trockenen zu sein! Das Abendessen ließ ich mir aufs Zimmer kommen und ich hoffte einfach, mit einer heißen Hühnersuppe, einem frisch gepressten Orangensaft und 2 Paracetamol, die ich mir bestellt hatte, die Nacht gut zu überstehen und den sich anbahnenden Grippe-Symptomen entgegenzuwirken. 

Der Himmel war grau und es regnete den ganzen Tag.In meiner letzten Nacht in Kurunagala sammelte ich nochmal alle Energien.

Am nächsten Morgen sah die Welt schon wieder viel besser aus und – welch ein Wunder – der Himmel auch. Nach einem Frühstück, das ebenso verbesserungswürdig wie das ganze Hotel war, packte ich ein letztes Mal meine beiden Fahrradtaschen zusammen und machte mich auf den Heimweg. Froh, dieses schäbige Hotel zu verlassen und angespornt durch die Wiedersehensfreude in Marawila, trat ich auf meiner letzten Fahrt nochmal kräftig in die Pedalen. Dicke graue Regenwolken begleiteten mich kontinuierlich und waberten drohend vor mir her, doch diesmal war es mir egal. Und hätte es in Strömen angefangen zu regnen, an diesem Tag wäre ich nicht mehr stehen geblieben. Mein Zuhause wartete auf mich, inklusive Waschmaschine und eigenem Bett – da konnte mich der Regen mal kreuzweise. Vermutlich hat er das geahnt und sich tatsächlich zurückgehalten, bis ich die letzten 68 Kilometer meiner Reise geschafft hatte und gegen 13 Uhr wohlbehalten am Tor des Angels Home angekommen bin. Danach fing es an, wie aus Eimern zu gießen und hörte auch den restlichen Tag nicht mehr auf. 

Home Sweet Home, endlich wieder zuhause!Abschließend bleibt zu sagen, dass diese Fahrradtour ein sehr einmaliges und abenteuerliches Erlebnis war, welches ich jederzeit wiederholen würde! Natürlich gab´s auch Momente, wo ich mich fragte, was zum Henker ich mir dabei gedacht habe, aber im Großen und Ganzen war es eine coole Reise. Durch meine täglichen Postings bei Facebook und WhatsApp haben mich auch super viele Leute begleitet und mir unterwegs Mut zugesprochen. Das war eine tolle Erfahrung und ich bin dankbar für alle Rückmeldungen!  

Mein Fahrrad steht seit dieser Tour ungenutzt in der Garage, denn nach all diesen Strapazen, die es gemeinsam mit mir auf sich genommen hat, wollte ich ihm auch mal eine längere Ruhepause gönnen. Spätestens im Januar werden wir Beide aber wieder die Straßen um Marawila unsicher machen und wenn ich´s mir recht überlege, könnte ich ja vielleicht auch schon mal mit der Planung meiner nächsten Fahrradtour beginnen… ? 

Beste Grüße aus dem Angels Home und euch allen einen guten Rutsch in das neue Jahr, 

Julia. 

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