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Blogs von Julia

Mit dem Fahrrad 372 Kilometer durch Sri Lanka – Teil 1

Nun wird es aber Zeit, dass ich auch hier in meinem Tagebuch noch einmal über meine kürzliche Fahrradtour berichte. Immerhin bin ich schon wieder seit über einer Woche zuhause in Marawila, doch so viel Zeit muss sein – und stolz bin ich natürlich auch ein bisschen! Aber ganz langsam und von vorne…

 Meine Route für die 9-tägige TourWer meine regelmäßigen Postings bei Facebook oder im WhatsApp-Status verfolgt, der weiß auch, dass ich gerne meine Runden mit dem Fahrrad drehe und meistens am Wochenende kleinere Touren von 30-40 Kilometern um Marawila herum unternehme. Bereits vor 3 Jahren habe ich mal mit Franks Schwester Petra eine größere Tour unternommen, wo wir aber auch teilweise die Räder mit in den Zug genommen haben, um größere Strecken zurückzulegen. Seit einiger Zeit spukte mir nun der Plan im Kopf herum, eine mehrtägige Fahrradtour zu unternehmen, wo ich die gesamte Strecke auf dem Drahtesel zurücklege und nicht auf öffentliche Verkehrsmittel angewiesen bin. Ich glaube, die ersten Überlegungen dazu gab es bereits nach meinem Deutschlandurlaub im Juli. Mit Hilfe der Höhenprofile von Google Maps entstand dann über mehrere Wochen und Monate hinweg ein grober Plan, der allerdings zwischenzeitlich auch mehrfach umgeworfen wurde. Das Zeitfenster 27.11.-05.12.2019 habe ich mir schon relativ früh freigehalten, da ich weiß, wie viel Arbeit und Besuch in Richtung Jahreswechsel immer auf uns wartet. Das war sicherlich gut so, denn spontan hätte ich mich hier nicht so lange losreißen können.

Wie auch immer. In den Tagen vor dem 27.11.2019 stieg die Spannung ins Unermessliche und ich freute mich riesig auf diesen Trip! Natürlich fragten mich viele Freunde und auch meine besorgten Eltern, ob ich das wirklich allein machen will. Doch darüber machte ich mir überhaupt keine Gedanken. Schließlich gibt es fast in jeder Ortschaft eine Fahrradwerkstatt und wenn mal gar nichts mehr geht, kann man sich dank mobiler Daten und GPS immer und überall hin ein Taxi bestellen. Ein Hoch auf die Technik!

Meine erste Unterkunft in MahakumbukkadawalaUnd so machte ich mich an meinem ersten Tag mit 2 vollgepackten Fahrradtaschen, die ich mir extra von Freunden noch mitbringen ließ, auf den Weg Richtung Puttalam. Mein erstes Ziel war der kaum aussprechbare Ort Mahakumbukkadawala, der ca. 55 km von Marawila entfernt an der Lagune von Mundel liegt. Dort hatte ich meine erste Unterkunft gebucht, die von der Hauptstraße nochmal ca. 4 km landeinwärts lag. Im Prinzip war es nicht nur ein Zimmer, sondern ein kleines Häuschen mit Wohnbereich, Schlafzimmer und 2 Badezimmern – und das alles mitten in der Pampa, fernab vom Hauptstraßentrubel. Als ich dann feststellte, dass ich der einzige Gast bin und neben mir nur noch ein sogenannter Caretaker (Hausmeister, Koch, Rezeptionist, Security und Putzkraft – kurzum: Mädchen für alles) auf dem Geländer war, wurde mir kurz schon ein bisschen mulmig. Andererseits erzählte mir Susil, der kaum noch einen Zahn im Mund hatte, dass er schon seit 8 Jahren hier arbeitete und relativ schnell wurde mir klar, dass er an seinem Job hängt und es sich bestimmt nicht leisten kann, mich anzugraben. Also verdrängte ich meine Zweifel, genoss die im Preis der Unterkunft inbegriffene Rundfahrt zum Sonnenuntergang um den See und war erstaunt über Susils Kochkünste am Abend. Geschlafen habe ich trotzdem etwas unruhig, aber das war unter diesen Umständen wohl auch normal. Am nächsten Morgen bewies mir der gute Mann noch einmal mehr, wie unbegründet das war, als er mir nämlich davon abriet, die Pampa-Straße noch 20 km weiterzufahren, so wie es mir Google Maps vorgeschlagen hatte. Er meinte, dass es auf der gesamten Strecke kaum Häuser oder Läden gibt und wies mich darauf hin, wie gefährlich es doch sei, als Frau dort allein lang zu fahren. Stattdessen sollte ich lieber die 4 km zurück zur Hauptstraße und über Puttalam fahren, auch wenn das insgesamt eine etwas weitere Strecke war. Zugegeben, er hatte Recht und ich habe diesen Ratschlag dankend angenommen.

Eine traumhafte Kulisse für einen SonnenuntergangAm zweiten Tag meiner Reise führte mich meine Tour also durch die Hauptstadt unseres Distrikts und dann weiter auf die Bundesstraße A12 Richtung Anuradhapura, die auch mal gleich mit einem ziemlich großen Elefantengebiet beginnt. Dies wusste ich zwar vorher, aber um ehrlich zu sein, hatte ich mir darüber überhaupt keine Gedanken gemacht. Als dann plötzlich links und rechts an der Straße große Elektrozäune auftauchten und mit unzähligen Schildern darauf hingewiesen wurde, dass Dickhäuter die Straße überqueren konnten, fragte ich mich schon hin und wieder, was ich wohl tun könnte, wenn auf einmal ein Elefant vor mir steht. Zum Glück ist dieser Fall nicht eingetreten und gelegentliches Rascheln im Gebüsch war ausschließlich auf neugierige Affen zurückzuführen, für die ich mit meinem Fahrrad wohl irgendwie auch ein seltener Gast auf dieser Straße war. Wie auch immer – nach 61 gefahrenen Kilometern erreichte ich bereits um die Mittagszeit meine zweite Unterkunft in Kala Oya, was ungefähr auf halber Strecke zwischen Puttalam und Anuradhapura liegt. Schon komisch, wenn große Schilder am Straßenrand vor Elefanten warnenDort erwartete mich ein ähnliches Szenario wie am Tag zuvor: Ich einziger Gast, die Unterkunft mitten in der Pampa, betreut von einem einzelnen Mann. Diesmal allerdings vom 28-jährigen Hotelbesitzer, der die Buchung wohl irgendwie übersehen hatte, und den ich erstmal mit lauten Rufen von seinem Mittagsschläfchen aufwecken musste, worauf er mich einzig und allein mit einem Handtuch um die Hüften gekleidet kurz begrüßte und sich dann schnell etwas anzog. Er erzählte mir später, dass er für dieses Business einen Kredit bei der Bank aufgenommen hat und nun hofft, diesen in den nächsten Jahren wieder abzahlen zu können. Das Zimmer war okay, aber das Abendessen und Frühstück besorgte er wohl von Mama, da das Zuhause seiner Eltern nicht weit entfernt war. Immerhin war Mama eine gute Köchin und so habe ich auch diese Nacht überstanden und schwang mich nach einer regenreichen Nacht am nächsten Morgen bei Sonnenschein wieder auf den Sattel.

 Meine Unterkunft in Kala OyaMittlerweile machte sich auch gelegentlich mein Hintern bemerkbar und flüsterte mir zu: „Julia, das ist ja ganz nett, was du hier veranstaltest, aber meinst du nicht, wir haben uns so langsam mal eine kleine Pause verdient?“ Ohja, das hatten wir! Und genau deshalb wartete das nächste Reiseziel auch 2 Nächte auf uns; die alte Königsstadt Anuradhapura, wo ich mir deshalb extra eine etwas schickere Unterkunft gebucht hatte. Nach schlappen 40 km und kurzzeitigen Pausen wegen Regenschauern kam ich schließlich im Kanola Luxury Hotel an und vermutlich hat der freundliche Rezeptionist noch nie einen so dreckigen und verschwitzten Gast in seine glänzende Hotel-Lobby kommen sehen.Auch Handwäsche musste zwischendurch sein. Aber egal – gebucht war gebucht und kurz nach meiner Ankunft fing es an, wie aus Eimern zu schütten und hörte auch den Rest des Tages nicht mehr auf. Ich war so glücklich über mein schönes Hotelzimmer und genoss die warme Dusche und das super bequeme Bett. Nach einer ersten Runde Ausruhen war auch fix meine Wäscheleine im Bad gespannt und die erste Handwäsche erledigt. Am Abend traf ich mich mit meinem alten Schulfreund Johannes und seiner Freundin Ava, die auch gerade in Sri Lanka sind und mit denen ich mich glücklicherweise in Anuradhapura verabreden konnte. Wir aßen gemeinsam etwas in einer nahe gelegenen Rice & Curry Bude, wo wir trotz Staunen und Drängeln der Kellnerin ca. 2 Stunden an einem Tisch saßen und unser Gespräch gelegentlich unterbrechen mussten, weil unter dem obligatorischen ohrenbetäubenden Gemetzel auch sogenanntes Kottu in dem Laden zubereitet wurde. Was für ein Spaß! Zurück in meinem Hotel war ich einfach nur super happy, dass ich am nächsten Tag etwas länger schlafen konnte und der Regen war mir auch egal.

In Anuradhapura hatte ich das beste Zimmer der ganzen Tour.Am nächsten Morgen sah das dann schon etwas anders aus, denn immerhin hatten wir uns zu dritt verabredet, um einen Ausflug ins nahe gelegene Mihinthale zu unternehmen, wo wir eine der ältesten buddhistischen Klosteranlagen Sri Lankas besuchen wollten. Zunächst sah es so aus, als wolle uns der Regen einen Strich durch die Rechnung machen, doch irgendwann klarte der Himmel ein wenig auf und wir nutzten diese Gelegenheit. Ich war froh, mal wieder eine neue Sehenswürdigkeit von Sri Lanka zu entdecken, die ich noch nicht kannte. Die alte Klosteranlage in MihinthaleDas Highlight dieses Ausflugs war allerdings ein Affe, der Johannes und seinen Stoffbeutel mit Bananen nicht mehr aus den Augen ließ und bei jeder nur denkbaren Gelegenheit zum Angriff ausholte. Auf dem Gipfel der Tempelanlage angekommen war ein Ausweichen kaum noch möglich und die Beiden teilten sich freundschaftlich den Inhalt des Beutels. Dieser Anblick unterhielt nicht nur uns, sondern auch alle anderen – überwiegend einheimischen – Besucher. Nach einem gemeinsamen Mittagessen verabschiedeten wir uns und ich konnte im Hotel sogar noch eine kleine Runde Pool und Sonnen genießen, bevor der Regen wieder einsetzte und ich es mir den Rest des Tages in meinem Zimmer gemütlich machte.

Ein Wiedersehen unter FreundenWie ich gerade feststelle, wird dieser Bericht länger als ich dachte. Also machen wir doch einfach mal wieder 2 Teile daraus und ihr dürft noch ein bisschen gespannt sein, was mich auf meiner Fahrradtour noch alles erwartete…

Liebe Grüße aus dem Angels Home,

eure Julia.

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