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Blogs von Julia

Manege frei für Zirkus Wasana!

Er gehört allerdings nicht zum Zirkus Wasana ;-)Schon seit Tagen stationiert in Katuneriya, einem Nachbarort von Marawila, ein Zirkus, den unsere Mädels natürlich gerne besuchen wollten. Da gerade Ferien sind und wir ohnehin die ganze Zeit über nur etwa die Hälfte der Mädels im Heim hatten, war die Gelegenheit auch nicht die schlechteste. Also haben wir uns gestern auf den Weg gemacht.

Auf dem Fußmarsch vom Angels Home zur Bushaltestelle versuchte ich schon mal, uns für später (nach der Vorstellung) genügend TukTuks klar zu machen, denn da der Zirkus erst um 19.30 Uhr beginnen sollte, würde es heimwärts schwierig werden, einen Bus zu kriegen. Als ich also unseren Fahrer Christie angerufen habe, sagte der erstmal prompt, dass heute keine Vorstellung stattfindet. Er war sich aber nicht ganz sicher und hat mir versprochen, mich in 2 Minuten zurückzurufen. Was machten wir also?

Zwischenstopp auf der Straße, wobei ich in 19 singhalesische Kinderaugenpaare blickte, die gleichzeitig Enttäuschung, Traurigkeit und Wut auszustrahlen schienen.

Dann klingelte das Telefon. Fehlinformation! Der Zirkus findet statt! Sogar Christie musste lachen als er die Jubelschreie unserer Mädchen durch das Telefon hören konnte. Gott sei Dank, wir konnten den Weg zum Bus fortsetzen und der Abend endete nicht in einer Tragödie.

An der Hauptstraße angekommen, bekamen wir auch relativ schnell einen Bus, der uns für schlappe 190 Rupien (ca. 1,20 €) mit insgesamt 23 Personen nach Katuneriya beförderte. Im Preis enthalten war sogar der Spaßfaktor, sich zu fünft auf eine Zweierbank zu quetschen und wohlgeformte, gutriechende Singhalesinnen, die sich im Gang mit vollem Körpereinsatz an einem vorbei zur Tür drängelten. Das nenne ich Fahrkomfort… ????

Busfahrt in Sri LankaVon der Bushaltestelle in Katuneriya waren es noch ein paar Meter zu Fuß bis wir schließlich am Zirkuszelt ankamen. Als gigantisch würde ich es von der Größe her nicht gerade beschreiben, es erinnerte mich eher an ein Gruppenzelt, wie ich es aus meiner Kindheit von Ferienlagern kenne.Zirkus Wasana Mit Hilfe unserer Bestätigung, dass wir ein registriertes Kinderheim sind, hat unsere Matron dann auch schnell einen fairen Eintrittspreis ausgehandelt und wir durften uns im Zelt Plätze suchen. Da fast  noch alles frei war, entschieden wir uns für die vorderen Stuhlreihen, von wo aus man einen super Blick auf die Manege hatte. Naja, Manege ist vielleicht auch ein bisschen übertrieben. Wir reden von einer freien, kreisrunden Fläche, die vielleicht einen Durchmesser von 5 Metern hatte. Als ich mir die Platzaufteilung und die sichtbaren Utensilien für die Vorstellung etwas näher betrachtete, fragte ich mich ernsthaft, wie die unter diesen Umständen eine einigermaßen sehenswerte Zirkus-Show auf die Beine stellen wollen. Zirkus WasanaWährend wir also auf den Beginn der Vorstellung warteten, stieg nicht nur bei den Kindern die Spannung ins Unermessliche.

Spätestens mit dem Einsetzen der Begrüßungsmelodie stellten wir dann auch fest, dass unsere Platzwahl vielleicht doch nicht ganz so optimal war wie wir dachten, hatten wir doch erstmal schön die Boxen, das Schlagzeug und das Keyboard im Rücken. Aber egal, nach den ersten 10 Paukenschlägen und schrägen Gesängen war auch das eine reine Gewohnheitssache. Das Popcorn, welches Rukmali noch kurz vor der Vorstellung ergattert hatte, tröstete schnell über die Lautstärke hinweg.

Balance-AktUnd dann ging´s los… Erste halsbrecherische Aktion war ein Balance-Akt auf einem rostigen Fahrrad, welches ohne Sicherung auf einem ca. 3 m hohen Gestell stand. Dazu ist zu erwähnen, dass man hier von Sicherheitsseilen am Körper oder Gummimatten auf dem Boden wahrscheinlich nur träumen darf. Klartext: Wenn der da runtergesemmelt wäre, dann wäre er vermutlich nicht mit einem Kratzer davongekommen.

Nun ja, es folgten verschiedene Darbietungen aus dem Bereich Akrobatik und GesDas Publikum chicklichkeit, wobei ein ulkiges Clowns-Paar mit weißen Gesichtern und (scheinbar) guten Jokes durchs Programm führte. Unsere Mädels hatten sichtlich Spaß und auch wenn Lisa und ich nicht viel verstanden haben, so war es für uns eine riesige Freude in die Gesichter der Kids zu schauen, worin man Begeisterung, Spannung, Ausgelassenheit und Glücklichsein lesen konnte. Es gab Situationen, wo aber nicht nur die Kleinen beinahe vor Lachen von den Stühlen geplumpst wären. Auch die älteren Kinder und teilweise auch die Erwachsenen lachten aus vollem Herzen. Lisa und ich hingegen stellten fest, dass über die beiden singhalesischen Clowns in Deutschland vermutlich keiner gelacht hätte und wie schön es doch ist, dass das Inselvolk noch so einfach zu bespaßen ist.

Schaukel-Akrobatik an der DeckeAuch wenn ich mir bei einigen Aktionen wirklich die Augen zuhalten musste, weil ich einfach nicht glauben konnte, dass man mit derart einfachen, teilweise alten, verbeulten und verrosteten Utensilien lebensgefährliche Akrobatik veranstalten konnte, war es alles in allem doch ein ganz schöner Abend.Tänzerinnen vom Zirkus Wasana In Anbetracht der Größe des Zeltes musste man schon staunen, was sie darin so alles zum Besten gegeben haben, auch wenn das Auf- und Abbauen zwischen den einzelnen Darbietungen schätzungsweise genauso lange gedauert hat wie das Programm an sich. Ich für meinen Teil war auch sehr froh, dass es sich um einen Zirkus ohne Tiere handelte. Was man da zu sehen bekommt, ist ja in Deutschland manchmal schon grenzwertig, aber in Sri Lanka muss ich wirklich keine dressierten Affen, Elefanten oder ähnliches sehen, wenn ich mir vorstelle, unter welchen Bedingungen sie in dem Zirkus leben müssen. Ich war froh, dass Zirkus Wasana, der mit einem großen Löwen auf seinem Eintrittsplakat wirbt, nicht tatsächlich eine solche Raubkatze in die Manege gelassen hat. Bei dem riesen Zelt und der Wagemutigkeit der Artisten wäre ich dann auch die Erste gewesen, die sich von der Vorstellung verabschiedet hätte. ????

Fahrradfahren auf dem Hochseil Spannung beim Puplikum

Schaukel-Akrobatik mit doppeltem BodenZum Schluss gab es dann als Highlight doch noch eine Nummer mit doppeltem Boden. Ich glaube, man brauchte allein eine Viertelstunde, um das riesige Netz anzubringen, was Eventuell-von-der-Decke-Fallende auffangen sollte. Daraufhin folgte Schaukel-Akrobatik in ca. 10 m Höhe, die ich in dieser Art und in diesem Zelt keinesfalls vermutet hatte.

Als die Vorstellung zu Ende war, zeigte die Uhr bereits 22.15 Uhr und es war gut, dass wir 4 TukTuks bestellt hatten, die uns zurück zum Angels Home brachten.

Und zum Schluss sage ich euch jetzt noch, was der ganze Abend für 19 Kinder und 4 Erwachsene gekostet hat, damit ihr das mal im Hinterkopf behalten könnt, wenn´s das nächste Mal mit den Kindern oder Enkeln in den deutschen Zirkus geht. Mit 2380 Rupien (ca. 15 Euro) waren wir dabei, inkl. Hin- und Rückfahrt. Und außerdem hatten wir am Ende des Tages eine ganze Horde zufriedener Kinder – eine Leistung, die sowieso unbezahlbar ist.

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