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Kathi Baumann. Hier ist alles anders.

 Auch ich bin nun schon über zwei Wochen hier in Sri Lanka und habe vor allem die letzten Tage zahlreiche Eindrücke gesammelt, mit Julia intensive Gespräche führen können und auch ein bisschen nachgedacht. Julia und ich waren bis Donnerstag für ein paar Tage im Land unterwegs. Wir haben Kandy und Nuwara Eliya besucht. Fazit: Hier ist wirklich ALLES anders.

Nicht nur die Menschen, ihre Mentalität und Eigenheiten, auch die alltäglichen Dinge, wie duschen (an manchen Tagen ist eine kalte Dusche wirklich kein Geschenk), Wäsche waschen (ich weiß meine Waschmaschine nun sehr zu schätzen), Bus fahren (Mann kann ein Bus voll sein), in der Stadt schlappen (soviele Menschen, Autos, Busse, Tuk Tuks auf einen Haufen und alle machen scheinbar was sie wollen) oder mit den Hunden spazieren (aufgrund zahlreicher Konfrontationen mit einheimischen Straßenhunden, haben ein paar meiner Schuhe beim Gassi gehen ihre letzten Minuten verbracht). Auch die einheimische Tierwelt ist mehr als gewöhnungsbedürftig. Letzte Woche durfte ich Bekanntschaft mit einem sehr netten Exemplar aus Sri Lankas Tierrepertoire machen. An Geckos, Moskitos oder anderem Kriechtier der größeren Sorte habe ich mich schnell gewöhnt, aber bei aller Liebe nicht an Spinnen. Kreischend, Sophie und Verena Anweisungen gebend, wie sie dieses Riesending, was an der Wand hing, töten sollten, stand ich auf der Küchenbank und bibberte. Jeder denkt sich nun - wegen einer Spinne lohnt eine solche Aufregung nicht- aber das war keine Spinne, das war ein Monster. Zehn Minuten später dasselbe Spiel noch einmal mit einem Artverwandten: ich auf der Bank, Sophie mit dem Kriechtier-Ex bewaffnet und Verena mit einer Flasche zum drauf hauen. Danke Veri, danke Sophie, ihr ward meine Helden des Tages. Aber, zu allem Überfluss, haben die beiden Riesentierchen vor ihrem Exitus einen Papa-Monsterspinne einen Tipp gegeben, wo sich mein Schlafplatz, sodass dieser mich, der gefühlte Untertassengröße hatte, am nächsten Morgen an meinem Bett begrüßt hat. Ich habe fluchtartig den Raum verlassen, weil wenn Spinnen sogar in der Lage sind dicke Vorhänge zum wackeln zu bringen, verstehe ich keinen Spaß mehr Grinsen

Aber nun zu unserem Ausflug, der am Montagmorgen um 5 Uhr mit der zweistündigen Busfahrt nach Colombo startete. Schon alleine diese könnte einen ganzen Bericht füllen. Zum einen sind die Busse uralt, wären bei uns schon seit Jahrzehnten ausrangiert, denn sie klappern und quietschen an allen Ecken und Kanten, riechen komisch (wie vieles hier) und sind meist überfüllt. Zum anderen kommt der religiöse Aspekt einer solchen Busfahrt dazu, der für mich neu und kurios war. Zunächst ist jeder Bus geschmückt mit der jeweiligen Gottheit an die, so interpretiere ich das, der Busfahrer glaubt. Aber da hängt nicht nur ein kleines Bild von Buddha, Jesus oder Maria, sondern auch Blumen, Statuen oder Räucherstäbchen. Mitten auf dem Weg hält dann der Bus an einer kleinen Kapelle oder einem Tempel, wo der Ticketboy ein kurzes Gebet für eine sichere Fahrt abhält, und die Fahrt kann weiter gehen. Zu einer singhalesischen Busfahrt gehört natürlich auch eine laute und dauernd benutzte Hupe, ein mehr als billiger Ticketpreis, ein laut schreiender Ticketboy, der das Ziel des Busses zu Werbezwecken aus der offenen Tür brüllt, Bettler oder Verkäufer, die an den Haltestellen ihr täglich Brot verdienen und hier und da ein paar Einheimische, die einen permanent angucken, ansprechen oder einfach nur (für deutsche Verhältnisse) zu nahe kommen. Nach sechs Stunden dieser Busfahrten in denen wir lediglich 170km hinter uns gelassen haben, haben wir unser erstes Etappenziel Kandy erreicht. Ein kurzes Nickerchen im Hotel hat uns für unsere Unternehmungen gestärkt. Als erstes haben wir uns den berühmten Zahntempel am Kandylake angesehen. Dank unserem gut vorbereiteten Tourguide Julia Fischer, haben wir auch gleich den kürzesten Weg zum heiligen Lagerort des letzten Buddhazahns gefunden Grinsen

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 In Wirklichkeit sind wir einmal sinnlos um den See gelaufen, weil Julia sich des falschen Weges ganz sicher war. Am Abend haben wir uns noch eine Vorführung des Kandydance angeschaut. Dieser Tanz sieht wirklich einfach aus, aber aus dem Tanztraining der Mädels, was wir uns einen Samstag im Heim angesehen haben, war zu erkennen, dass das Zusammenspiel der Hand-, Bein- und Kopfbewegungen wirklich kompliziert ist.

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 Der erste Tag unserer Tour ist auf dem Hotelbalkon ausgeklungen mit einer herrlichen Sicht über die gesamte Stadt. In diesen Momenten genieße ich die Zeit hier besonders, weil ich da zur Ruhe komme, seit langer Zeit einmal wieder mit Julia babbeln kann und die Eindrücke des Tages verarbeite.

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 Am nächsten Tag haben wir uns dann den Botanischen Garten angesehen. Ich bin ja nicht wirklich der geborene Pflanzenfanatiker, aber diese Exemplare haben mich sehr beeindruckt. Angefangen bei Riesenbäumen mit 2500m² Fläche über Bäume, die voll mit Flughunden behangen sind, unter denen man durchrennen muss, damit man nicht von ihren Exkrementen getroffen wird, bis hin zu zahlreichen Orchideen, einem Riesenbambus, farbenprächtigen Büschen und einfach nur kurios geformten Baumarten. Und ich habe endlich einmal gesehen wie und wo die Ananas wächst. Grinsen

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 Danach starteten wir eine ausgiebige Shoppingtour durch Kandy. Für umgerechnet zehn Euro habe ich mir Schuhe, Tasche, Schmuck und Mitbringsel gekauft. Ein Paradies für den kleinen Geldbeutel.

Am nächsten Tag haben wir uns auf eine weitere anstrengende Busfahrt ins Bergland nach Nuwara Eliya gemacht. Abgesehen davon, dass es zwei Stunden lang nur Serpentinen bergauf und bergab ging, war die Fahrt bereits ein Erlebnis. Die Landschaft in den Bergen ist einfach traumhaft. Die Teeplantagen und Gemüsefelder, die bunten Verkaufsstände an den Straßenrändern und die Weite des Landes werden hier zu einem tollen Bild vereint. Ich hätte nie gedacht, dass Sri Lanka so hohe Berge hat und eine solche Landschaft bietet.

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 Nuwara Eliya an sich war sehr kalt! und englisch.

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 Es ist im Gegensatz zu allen anderen Städten die ich bisher gesehen habe, extrem ordentlich, sauber und das Stadtbild fügt sich auch nicht in das üblich singhalesische. Wir haben dort nicht viel unternommen, außer einen kleinen Stadtbummel, lecker frische Erdbeeren mit Crèpes und Vanilleeis genossen (danke Frank für den Tipp) und den Abend mit deutschem und englischen Fernsehen ausklingen lassen. Das Highlight hier war, dass meine Kreditkarte zweimal von singhalesischen Geldautomaten gefressen wurde, weil ich angeblich einen falschen PIN eingegeben habe, aber auch diese ohne Pass oder anderen Identitätsnachweis zurückzubekommen ist hier kein Problem.

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 Auf der Rückfahrt machten wir dann noch an einer Teefabrik halt, wo wir uns ansehen konnten, wie die einzelnen Arbeitsschritte in der Teeherstellung ablaufen und wie die unterschiedlichen Teesorten getrocknet und gemahlen werden.

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 Nach einem Tässchen Tee traten wir dann die Heimreise an. Es ist nicht zu fassen, wie lange man hier für nur kurze Strecken benötigt und wie anstrengend das Reisen werden kann. Für ca. 250km waren wir den ganzen Tag von morgens bis abends unterwegs. Und wie sollte es anders sein, wenn Kathi auf Reisen geht passieren immer nur kuriose Dinge. Mit dem Tuk Tuk in Kandy, auf dem Weg zur Bushaltestelle lief uns doch nicht auch noch ein Mann ins Fahrzeug. Zuvor hatte ich Julia noch gefragt, ob sie in diesem Verkehrschaos schon einmal einen Unfall gesehen hat und schwups passiert es. Es tat einen riesigen Schlag, eine Hand streifte meinen Arm und ein Mann lag hinter unserem Tuk Tuk auf der Straße. Glücklicherweise ist scheinbar nichts weiter passiert, er stand wieder auf und ging weg. Es ist wirklich ein Wunder, dass nicht mehr passiert ist und hier auch sonst scheinbar wenig Unfälle passieren, dafür dass es für europäische Verhältnisse scheinbar keine geordneten Regeln gibt. Wer als nicht Singhalese hier selber fährt ist auch selber schuld...

Um meinem Versprechen aus dem letzten Bericht gerecht zu werden beschreibe ich noch kurz die Geruchseindrücke Sri Lankas. Am extremsten ist der ständige Geruch von verbranntem Müll. Die Menschen verbrennen ihren Müll, inklusive Plastik, neben ihren Häusern, sodass es wirklich derbe stinkt. Dazu kommen die Menschen, die zum Teil, vor allem in den Bussen außergewöhnliche Gerüche an sich haben, die man gar nicht beschreiben kann. Auf jeden Fall musste ich feststellen, dass das Geld genauso riecht - wie die Menschen hier. Auf den Märkten ist die Konstellation auch nicht so lecker. Es mischen sich Fisch, Ananas, Kokos und Zucker zu einem teilweise abstoßenden Geruchserlebnis, aber es kann auch nach frisch gebackenen Brötchen oder frischem Obst riechen, wo man einfach nur Hunger bekommt. Sri Lanka ist einfach voll mit Aromen und es kommen jeden Tag neue Eindrücke dazu.

Viele Grüße

Die Kathi

 

 

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