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Tagebuch Hana. Mein erster Tag im Angels Home. 12.12.2007

Mein Aufenthalt in Marawilla fing aufgrund eines mehrstündig verspäteten Anschlussfluges später als geplant an. Ich bin von Hamburg über Dubai nach Colombo geflogen. Trotz Improvisation hatte in Colombo beim Abholen alles super geklappt. Ich kannte Frank vorher nicht. Wir haben vorher zweimal mal zusammen telefoniert und er hatte mein Photo.

Da Improvisation in Sri Lanka im Alltagsleben nicht unwichtig ist, war es schon mal eine gute Übung.

Wie bin ich auf die Idee, im Kinderheim mitzuhelfen, gekommen?

Im Sommer hatte mir meine Freundin Uta eine Email mit Spendenaufruf für das Angel´s Home geschickt. Uta hat bei einem der Mädchen eine Patenschaft und kennt Frank über eine seiner ehemaligen Schulfreundin. Ich habe mir in dem Zusammenhang die Internet-Seite angeschaut, auf der unter anderem Praktikantinnen gesucht werden. Ich fand das Projekt sehr gut und mutig und habe mich spontan entschieden mitzumachen. Da ich noch fast meinen gesamten Jahresurlaub hatte und mein Chef mitmachte, habe ich Frank angerufen. Nach einem kurzen Gespräch und gutem Bauchgefühl, war alles abgestimmt.

Warum mache ich es?

Mein Ex-Mann kommt aus Sri Lanka. Somit sind mir die Landessitten und die Mentalität recht gut bekannt. Daher kann ich mir ganz gut vorstellen, dass ein Europäer, der sich ohne lokalen Familienanschluss zu so einem Projekt entschließt, mit nicht wenigen Hürden zu kämpfen hat. In Sri Lanka geht vieles aber es geht auch meistens nur nach dem Prinzip "Beziehungen sind alles", um Bürokratie- und Mentalitätshürden zu überwinden. Darüber hinaus ist es für Waisenkinder wie überall auf der Welt sehr schwer. Hinzu kommt die überwiegend traditionelle Frauenrolle in Sri Lanka. Danach haben es Mädchen ohne Familie und somit ohne Status auch in der Zukunft und mit dem Erreichen der Volljährigkeit nicht gerade leicht, sich in das normale Leben einzugliedern, das üblicherweise insbesondere durch das Verheiraten in der gleichen gesellschaftlichen Schicht geprägt ist. Berufliche Aussichten und eine gewisse Selbständigkeit sind für Frauen in Sri Lanka nicht gerade selbstverständlich. Normalerweise wohnen die jungen Mädchen bis zur Heirat bei den Eltern oder Verwandten und anschließend beim Ehemann. Das in Europa übliche Singelleben ist in Sri Lanka für Mädchen so gut wie nicht vorhanden und gilt auch als unmoralisch. Daher ist meiner Meinung nach insbesondere die Bildung für die Mädchen ein wichtiger Aspekt für die Zukunft. Das ganze Projekt ist in meinen Augen eine super Sache, die viel Mut erfordert und die ich gern und vom ganzen Herzen in den mir gegebenen Möglichkeiten unterstützen möchte.

Wie war der erste Eindruck?

Mit Frank und Julia, die hier bereits zum dritten Mal ist, stimmt die Wellenlänge super überein. Wir sind nach einer kurzen Pause gleich zum Heim gefahren, das unweit von dem Haus liegt, wo wir wohnen. Das Heim ist landestypisch und sehr liebevoll eingerichtet. Die Mädchen haben mehrere Schlafräume nach Altersklassen und somit auch eine gewisse Privatsphäre. Alle Schlafplätze haben Moskitonetze. Es gibt mehrere Toiletten und Duschen. In einem Außenanbau ist ein kleiner Teich mit Fischen, an dem sich die Mädchen offensichtlich sehr gerne aufhalten. In dem Gemeinschaftsraum ist eine Glasvitrine, in der die Photos der jeweiligen Patenkinder und Pateneltern ausgestellt sind. Diese Einrichtung scheint den Mädchen sehr wichtig zu sein. Im Esszimmer sind viele von den Mädchen gemalten Bilder ausgestellt und an der Decke sind Plüschtiere befestigt. Alles ist sehr sauber und ordentlich. Es gibt auch einen Garten mit einem Spielplatz und einem Gartenteil, in dem die Mädchen eigene Pflanzen anbauen. Frank hatte mir beschrieben in welchen Zustand er das Pachtgrundstück und das Pachthaus übernommen hatte. Es musste unglaublich viel Mühe und Arbeit gekostet haben, das Heim in den gegenwärtigen Zustand zu bringen. Ich habe in der Vergangenheit in Sri Lanka bereits einige Kindereinrichtungen gesehen aber keins wirkte so warm, liebevoll und persönlich wie das Angel´s home.

Nach dem Ende des ersten Tages fiel ich todmüde ins Bett, da ich aufgrund des Fluges fast 2 Tage nicht richtig geschlafen habe. Und ich war mir bereits an diesem Abend sicher, dass es die richtige Entscheidung war und mein Baugefühl mich nicht trügte. Frank´s Einsatz ist echt und uneigennützig und die Spendengelder, die ich im Freundeskreis vorab gesammelt habe, richtig und mit gutem Gewissen angelegt.

hana

 

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