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Mein spontaner Einsatz im Angel’s Home

Kurzfristig entschied ich mich in Sri Lanka Ferien zu buchen und durfte für 4 Tage das Angel’s Home besuchen. Wie da alles so abläuft wollte ich herausfinden und kam wohl zur richtigen Zeit. Drei Personen vom Personal waren ausgefallen, zwei wegen Windpocken, die Managerin wegen der Betreuung ihres eigenen Kindes,

 

Julia verreiste mit ihrem Bruder und Familie auf eine Sri-Lanka-Tour. Und dazu waren 15 Mädchen krank…

Viel zu früh am Montag Nachmittag komme ich im Heim an, denn mein Driver benutzte die neue Autobahn und war viel schneller als geplant! Julia war deshalb noch mit ihrem Bruder und Familie beschäftigt, doch Frank empfing mich und zeigte mir alles (das übernimmt normalerweise Julia – er hat das aber perfekt gemacht Smile ). Ich erinnere mich nicht mehr, wie ich den ersten Nachmittag verbracht habe. Was ich noch weiss ist, dass ich mein Gepäck im Zimmer verstaut habe und mich mitten in den Alltag der Kinder gestürzt und mitgeholfen habe. Wenn ich mich richtig erinnere, dann habe ich bereits am ersten Abend alle kranken Kinder verpflegt… ich war auf jeden Fall müde, als ich ins Bett fiel.

Waschen, Zähneputzen und los geht es. Auf die Plätze, fertig und los :-)Mein erster Tag: Um 5.00 Uhr klingelt mein Handy. Um 5.30 stehe ich unten, bereit zum Helfen, wo Hilfe gebraucht wird. Die Mädchen waschen sich und putzen die Zähne, ziehen die Tageskleider an, dann wird gefegt und Ämtli erledigt. Das Turnen verpasse ich, denn ich kriege zuckersüssen Milchtee zur Stärkung. Beim Anziehen für die Schuluniform kann ich das erste Mal den Kleinen mithelfen beim Anziehen der Kleider, beim Zurechtzupfen der Kravatten und beim Kokosöl verteilen für das wunderschöne schwarzglänzende Haar. Bis zum Gate begleite ich die Mädchen, die bis jetzt  den ganzen Ablauf voll im Griff hatten und alles quasi selbständig ausführten. Die Grossen halfen den Kleinen, manchmal musste Lattaa (die Betreuerin) lautstark in Singhalesisch um sich rufen, doch um 07.00 Uhr entliessen wir die uniformierten Kinder mit einem lachenden „good bye“ in die Schule.

AchiniJetzt wäre Zeit um zu schreiben, zu lesen, mit dem Personal ein paar Wort Singhala zu lernen, die Seele baumeln zu lassen… Doch da „loku“ Achini (grosse Achini) die Freundin von Kumari ist, welche Windpocken hat, muss sie zu Hause bleiben. Die Schule befürchtet eine Ansteckung, obwohl „loku“ Achini keine Windpocken hat. Ihr ist natürlich langweilig, doch sie nimmt es ganz gelassen hin und beschäftigt sich mit sich selbst, wenn ich keine Zeit zum Karten spielen oder zeichnen habe. Denn ich will ja noch die kranken Kinder pflegen.

Aus der Schweiz brachte ich Kamillosan-Tinktur und eine spezielle Salbe zum Austrocknen der Bläschen mit, die gleichzeitig entzündungshemmend wirkt und so auch den Juckreiz nimmt. Bepackt mit Wasserbecken, Kamillosan und Salbe betrete ich das Krankenzimmer. Einige liegen herum, andere albern, andere sprechen miteinander, andere spielen, eines weint, es lebt hier drin. Zwei haben Fieber, einige plagen sich mit den juckenden Bläschen und verklemmen sich das Kratzen, andere sind schon fast wieder gesund. Bevor ich richtig beginnen kann mit der Behandlung werde ich liebevoll, aber mit einem vorwurfsvollen Unterton von Lattaa zum Frühstück gerufen, da ich das Frühstück völlig vergessen habe. Essen ist hier wichtig! Nun ja, da kann man nicht nein sagen und ich erhalte eine riesen Portion Reis mit Sauce. Freudig werde ich danach im Krankenzimmer wieder begrüsst und ich verbringe zwei Stunden um mit Kamillosan-Verdünnung die kleinen und grossen Körper abzutupfen, einen nach dem andern. Diejenigen welche fertig sind, sitzen brav auf’s Bett und warten bis sie trocken sind, dann kommt die zweite Runde um die Bläschen mit Salbe zu betupfen. Lustig sehen sie aus, mit ihrer dunklen Haut und den weissen Tupfen. Bald eile ich in mein Zimmer hoch und bringe Desinfektionsmittel und Pflaster, die ich zufällig dabei habe, um auch kleine Schürfungen und Wunden zu behandeln. So verbringe ich fast den ganzen Morgen. Bis zur Stunde wo die kleinen gesunden Mädchen wieder nach Hause kommen, dauert es nicht mehr lange.

Prema Latta ist auch immer dabeiDas Mittagessen besteht aus Reis, Pickles und Pouletcurry. Sehr gut… ich esse viel zu viel, das Personal meint es sehr gut mit mir. Bald kommen auch die grossen Mädchen zurück und die Hausaufgaben stehen an. Wo ich kann helfe ich mit, doch die Zeit vergeht rasch. Es ist Tea-Time! Wunderbar, in diesem feuchtheissen tropischen Klima einen heissen Tee zu trinken! Etwas Süsses dazu, selbstgemacht, herrlich! Dann ist bald Spielstunde angesagt und es ist eine Freude, die vielen Kinder spielen zu sehen. Keine Spielsachen sind da vorhanden, nur ein Baseball-Schläger und ein Ball. Es können unmöglich alle Baseball spielen, doch das kümmert sie nicht. Sie zeichnen Strassenspiele in den Sand, benutzen kleine Steine zum Werfen und schon wird gehüpft, auf einem Bein, auf beiden, kehrtum und wieder von vorne. Ich staune, dass es eigentlich fast keinen Streit gibt. Aus einer unauffälig mitgenommenen (was gar nicht möglich ist! Die Mädchen bemerken alles, was man mit sich trägt!) Plastiktüte entnehme ich Fingerpüppchen und schon bald wird mit ihnen ein „Drama“ vorgeführt, zuerst in Englisch, dann in Singhalesisch. Es wird herzhaft gekreischt, gelacht und geschwatzt, gerannt und gespielt. Ein paar suchen die Nähe zu mir, die einen eher zaghaft, die andern ungezwungen, die kleine Piumi Nisansala singt und tanzt mir etwas vor. Sie habe ich besonders in mein Herz geschlossen.

Sashini und SalanyNach dem Nachtessen werde ich im Krankenzimmer sehnlichst erwartet und in dieser kurzen Zeit bin ich schon zum Doktor ernannt worden und Dinesha zur Krankenschwester erkoren, da sie mir bei der Behandlung mit den vielen Kindern hilft. Nochmals zwei Stunden Tupfen, Salben, Trösten, ein paar Worte Sinhala und ein paar Sätze auf Englisch, dann ist Feierabend. Auch ihnen habe ich als Überraschung einen Fingerfiguren-Handschuh hervorgezaubert und wie leuchten die Augen, als er von einer Hand zur andern wandert und die Finger zu sprechen beginnen!

In diesen drei Tagen war es mir eine Freude das Alltagsgeschehen mitzuverfolgen, dabeisein zu können und Freundschaft mit den Mädchen zu schliessen. Die Dankbarkeit von allen Seiten hat mir soviel Freude gemacht und als die Kinder zum Abschied nach nur drei Tagen mir speziell eine Abschlussrede hielten, eine Zeichnung mit der Abschrift des Gesagten übergaben und mir sagten, dass sie die drei Tage in denen ich bei ihnen war, wie drei Jahre empfanden, da konnte ich meine Rührung nicht mehr verstecken.

Angela Ebeli mit den Mädchen aus dem Angels HomeAn dieser Stelle möchte ich an Frank und Julia einen unglaublichen Dank richten, denn sie leisten beide einen enorm aufopfernden und selbstlosen Einsatz um den Mädchen eine wunderschöne Kindheit zu ermöglichen, die sie im normalen Leben unmöglich erleben dürften. Ich zolle Euch grossen Respekt und Achtung!

Ich bin übrigens Angela, 44 Jahre alt, habe selber zwei Töchter im Alter von 22 und 20 Jahren und seit Januar 2013 unterstütze ich das Angels‘ Home mit einem Beitrag für das gesamte Heim, da alle Kinder zum Glück bereits Pateneltern besitzen.

 

 

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