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Blogs von Linus

Tagebuch Linus. Part 2. Die Visa Story. 03.12.2007

Part 2 

 Am Freitagmorgen sind Julia und ich dann mit dem Motorrad nach Colombo gefahren. Wenige Kilometer vor Colombo bekam ich dann einen Anruf vom Emigration Office. Man entschuldigte sich und sagte mir, dass der Termin nicht stattfinden kann, da der Chef leider krank ist, wir dafür aber am Montagmorgen um 9 Uhr da sein sollen.

Grrrrr...nur wenige Kilometer vorm Ziel und dann wieder umdrehen. Zumal es recht anstrengend ist, mit dem Motorrad nach Colombo zu fahren, weil  man sich sehr konzentrieren muss, damit man nicht plötzlich auf dem Kühlergrill von einem Bus hängt, der dir gerade auf deiner Fahrbahnseite entgegenkommt, oder weil jemand mitten auf der Straße steht und am Telefonieren ist!

Hier mal ein kleiner Ausschnitt zum Straßenverkehr.
Quelle

Neben dem feuchtheißen Klima, das einem schon bei Verlassen des Fliegers wie eine Wand entgegenschlägt, ist der Straßenverkehr eines der ersten Dinge, die der Sri Lanka-Besucher als sehr gewöhnungsbedürftig empfindet. Wir sagen es euch ganz offen: man kann sich nicht daran gewöhnen! Auf Linksverkehr lässt sich das Hirn relativ leicht umpolen, man muss nur die allen Kindern eingeschärfte Regel „Schau erst nach links und dann nach rechts, wenn du die Straße überquerst" ablegen. Außerdem fällt es nicht auf, wenn man leichte Unsicherheiten bei den Vorfahrtsregeln zeigt, denn den Einheimischen geht es ähnlich und Geisterfahrer gibt es wie Sand am Meer. Woran sich ein Durchschnittseuropäer (außer einem Italiener aus Rom vielleicht) definitiv nicht gewöhnt, sind das ständige Verkehrschaos in Colombo, chronisch verstopfte Straßen, der Smog und der fast pathologische Drang zum Hupen. Während Sri Lanker beim Sprechen normalerweise nur unwesentlich mehr Dezibel an Geräusch produzieren als ein Fisch, kompensieren sie das mit technischen Hilfsmitteln. Und das nicht aufgrund von Aufregung oder Temperament (siehe Italien) - nein, die Bushupe wird in aller Seelenruhe so lange betätigt bis sich der Fahrer wegen eines Moskitos am Kopf kratzen muss. Wer nicht hupt, existiert nicht! Wer lange und laut hupt, ist potent und kann viele Kinder zeugen! Weitere wichtige Verkehrsregeln in Sri Lanka sind:

  • Wenn kein Stau ist, ist bremsen verboten!
  • Überholt wird grundsätzlich in uneinsehbaren Kurven!
  • Beim Überholen ist die Hupe zu betätigen, um den zu Überholenden zu warnen!
  • Schaltet eine Ampel auf rot, sollte jeder Autofahrer langsam bis 5 zählen! In dieser Zeit darf die Kreuzung noch passiert  werden, da erst dann die anderen an der grünen Ampel ihr Fahrzeug in Bewegung gebracht haben.
  • Begegnen sich zwei Fahrzeuge und passen nicht aneinander vorbei, ist zu hupen, für den Fall, dass sich das Problem dadurch von selbst erledigt! Anschließend legen beide Parteien den 1. Gang ein und fahren vorwärts. Ist die Straße tatsächlich und immer noch zu eng, entscheidet sich der Fahrer mit dem älteren Fahrzeug zum Rückwärtsfahren. Damit es nicht langweilig wird, setzt der andere Fahrer von vorn sofort nach, während hinten bereits mehrere Fahrzeuge den Rückweg versperren (und hupen).
  • Rückwärtsfahren, Einparken und zügiges Anfahren sind prinzipiell zu vermeiden, da dies gehäuft zu Komplikationen führt!
  • In Colombo eine Straße zu Fuß zu überqueren, hat mit Gottvertrauen zu geschehen! Bevorzugt sollten Zebrastreifen (eigentlich Tigerstreifen, weil gelb) genutzt werden. Selbstbewusst die Hand zum Stoppen anrasender Autos heben und losgehen! NIEMALS verunsichert stoppen und wieder zurückgehen! Bei Bussen lieber warten!
  • Die Unfallquote in Sri Lanka ist dramatisch hoch. Eine Pannenstatistik existiert wahrscheinlich nicht, der Aufwand wäre zu hoch. Daher hat die Religiosität eine extrem hohe Bedeutung im Straßenverkehr, selbst notorische Sünder halten kurz an bestimmten Tempeln, die an der Strecke liegen, werfen dort eine Spende in den Opferstock und rennen - sich noch verneigend - zurück zum Wagen, um nicht zuviel Zeit zu verlieren.


Weiter geht es.

Also sind wir, nachdem wir noch einen kurzen Stopp bei Mac Donalds gemacht haben, wieder zurück nach Marawila gefahren!

Bevor wir am Montag erneut nach Colombo aufgebrochen sind, habe ich zuvor vorsichtshalber im Emigration Office angerufen und nachgefragt, ob der Termin noch steht. Man versicherte mir, dass der Chef wieder wohl auf ist und wir um 9:30 Uhr einen Termin haben. Also ok, Anlauf der Zweite. 

Den Teil mit dem Chaos auf den Straßen erspare ich euch mal...lach. Angekommen im Emigration Office trafen wir auf die 5 Beamten, die vor ein paar Tagen im Angels Home waren und mir meinen Reisepass abgenommen haben. Diesmal waren alle super freundlich und man versprach, uns zu unterstützen. Nachdem Julia und ich noch zu einigen Unterlagen befragt worden sind, ging es dann zum Chef der Emigration. Auch hier wurden erneut alle Unterlagen, die ich mithatte besichtigt und für ausreichend erklärt. Ich hatte mich schon gefreut und gehofft, dass ich vielleicht sofort einen neuen Stempel in meinen Pass bekommen würde. Leider war es nicht so. Nun sagte man mir, dass zwar alle Unterlagen in Ordnung seien, aber doch noch einige Papiere fehlen würden. Ich erklärte ihnen, dass ich alle Unterlagen abgegeben habe und dies auch bestätigt wurde. Aber nun, es war halt so, dass die Papiere nicht da waren (was auch immer damit passiert ist?) und ich sie jetzt noch mal besorgen musste und das am besten bis zum nächsten Tag. Eigentlich wäre das ja kein Problem gewesen, da ich von allem Kopien zu Hause habe. Aber seitdem ich meinen Antrag letztes Jahr abgegeben habe, haben sich die Gesetze, was das Visa betrifft, geändert. Nun brauchte ich zusätzlich noch eine Bestätigung vom Minister aus meiner Region und ein Bestätigung vom Divisional Secretariat. Des Weiteren wäre es von Vorteil, wenn ich das eine oder andere Empfehlungsschreiben hätte. Ich habe noch mal kurz nachgefragt, von wem denn so ein Empfehlungsschreiben sein müsste. Als Antwort kam nur: das ist egal! Na, das fand ich klasse, dann lasse ich mir doch glatt erstmal welche von meinen Kids schreiben...grins

Wie es weitergeht mit der Jagt nach den Unterlagen erfahrt ihr in Kürze, da ich im Moment ein wenig am Rotieren bin! Denn nicht nur, dass es mit den Unterlagen jetzt schnell gehen muss, nein... am Wochenende haben wir auch noch 3 Mädels, die Kommunion haben und am Sonntag eine vorverlegte Weihnachtsfeier, da einige der Kinder über die Weihnachtstage bei den Verwandten sind. Und am Montag kommt Besuch aus Hamburg. Also jetzt wären ein paar Hände und denkende Köpfe eine große Hilfe 

P.S. Und bevor ich das Wichtigste noch vergesse: Horst Peter hat seine Heimreise heute angetreten und ist wieder auf dem Weg nach Celle. Leider war es diesmal nur eine Woche, aber die war dafür ganz lustig...grins. Hier an dieser Stelle möchte ich mich ganz herzlich bei Horst Peter & Gudrun für ihren großen Einsatz für die Kinder im Angels Home bedanken. 

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