Sri Lanka war vieles, nur nie langweilig.
„Barbie? Color? Game? Can I come library?” Diese Fragen haben mich während meinem Aufenthalt im Angels Home täglich verfolgt und irgendwann konnte ich sie manchmal schon gar nicht mehr hören. Kaum bin ich in Deutschland angekommen, gibt es eine neue Frage, die mich rund um die Uhr begleitet:
„Und, wie war es in Sri Lanka?“ Daher habe ich überlegt, wie die vergangenen zwei Monate denn nun eigentlich für mich waren.
In den letzten zwei Monaten war ich …
… glücklich, als ich die Mädchen beim Tanzen beobachtet habe, als ich mit ihnen das Schwimmen geübt habe, als ich meine täglichen Gute-Nacht-Küsschen und Briefe bekommen habe, als ich abends kuschelnd mit den Mädchen im Arm vor dem Fernseher eingeschlafen bin, als meine Haare täglich frisiert wurden oder wenn mir die Mädchen immer wieder liebe Worte gesagt haben.
… traurig, als ich mich von allen verabschieden musste, wenn ich meine Familie vermisst habe, wenn es einem der Mädchen nicht gut ging oder ich darüber nachgedacht habe, was einige von ihnen schon mitgemacht haben.
… viel am Lachen, vor allem während unserer verschiedenen Aktivitäten in den Ferien, wenn ich „Laulolli“ genannt wurde, während der Englischnachhilfe oder wenn ich beim Zähneputzen den Mädchen nicht sagen konnte, dass die 3 Minuten schon längst vorbei sind, da ich selbst den Mund voller Zahnpasta hatte.
… nachdenklich, als ich merkte, wie sehr sich die Mädchen über einen Apfel freuen und wie wenig solche kleinen Dinge zuhause wertgeschätzt werden oder wenn man realisiert, wie unterschiedlich die Menschen in Deutschland und Sri Lanka doch sind.
… anders als die Anderen. Das merkte ich vor allem bei meinen Besuchen in der Kirche und im Tempel, wenn die Mädchen mich fragten, warum ich eigentlich so eine helle Hautfarbe habe oder wenn ich auf der Straße von fremden Menschen angesprochen wurde, da man mir direkt ansah, dass ich keine Einheimische bin.
… kreativ, als ich gemeinsam mit den Mädchen malte, als ich in Freundschaftsbücher schrieb, wenn ich den Englischunterricht vorbereitete, als ich mit den Mädchen Geburtstagsgeschenke für Julia bastelte oder die Videos für die Statusberichte vorbereitete.
… beeindruckt von der Unbekümmertheit der Mädchen, dem Essen, der Landschaft, den Sonnenuntergängen, den Tieren, der täglichen Arbeit von Julia, Frank und den Erzieherinnen und davon, wie viel Liebe, Interesse und Zeit auch Menschen aus Deutschland in das Projekt und die Mädchen investieren, obwohl viele die Mädchen noch nie persönlich getroffen haben.
Kurz gesagt, die Zeit in Sri Lanka war für mich einfach vieles. Ich habe mich in einem Moment fast totgelacht und im nächsten die Welt nicht mehr verstanden. Ich war Teil einer großen Familie, aber auch allein. Die Zeit hat mich zum Nachdenken gebracht und wahrscheinlich auch verändert. Es gab Dinge, die ich vermisst habe und Dinge, die ich in Zukunft vermissen werde. Es wurde gekuschelt und gestritten. Viele Momente waren neu und andere wieder ganz vertraut. Es gab Momente, in denen ich mich pudelwohl gefühlt habe und andere, in denen ich am liebsten im Erdboden versunken wäre. Sri Lanka und das Angels Home waren für mich so vieles, nur nie langweilig.
Liebe Grüße,
eure Laura.
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