Impressionen aus dem Angels Home
Ein Meer aus Farben, Geräuschen und Gerüchen schlägt mir wellenartig entgegen, als ich durch den Ausgang des Flughafens in Colombo trete. An die hundert allzu hilfsbereiten Gepäckträger und Taxifahrer habe ich abgewehrt und rette mich schließlich zu Julia und Dissa, dem Fahrer und Sicherheitsbeautragten des Angles Home, ins Auto. Wenn auch etwas ruckartig, manövriert er uns druch den für deutsche Augen heillos chaotischen Verkehr. Es geht geradewegs in Richtung Angles Home. Ich fühle mich ein bisschen wie in Trance, so erschöpft bin ich von dem langen Flug. Nur undeutlich nehme ich wahr, dass gerade die Sonne aufgeht und kleine Papagein und andere Vögeln einen wilden Tanz in der Luft aufführen.
Einen Augenschlag später finde ich mich vor einem blau-weißen Haus wieder. Auf den Stufen des Gebäudes steht ein Mädchen und begutachtet mich aus riesigen, dunklen Augen. Schüchtern fragt sie: „Your name?“
„Anna.”, sage ich. “And what's your name?”
“Padmini”, antwortet sie und lacht. Es wird nicht lange dauern bis ich herausfinde, dass sie ganz und gar nicht schüchtern ist. Ich lache zurück und bin zurfrieden. Endlich angekommen.
In den drei Wochen die seither vergangen sind, konnte ich mich recht gut einleben. Was mich aber immer wieder aufs neue staunen lässt ist die Flora und Fauna der Insel. Auf eben diese war ich vor meiner Abreise besonders gespannt, biehungsweise besorgt. Tatsächlich hat es auch nicht lange gedauert bis ich meine erste Begegnung mit einer waschechten Rießenspinne hatte. Das langbeinige Tier hatte sein feines Netz zwischen den großen Blättern eines Baumes im Garten verwebt. Seine auffällige gelb-schwarz-weiße Zeichnung wirkt exotischer als sie ist.
Tatsächlich ist die Wespenspinne eine weitverbreitete Art und ihre europäische Fassung it auch in Deutschland heimisch. Giftig ist das Tier nicht - und auch keine andere Spinnenart auf Sri Lanka -, sodass man furchtlos näher treten kann. Charakteristisch für das Netz der Wespenspinne ist ein kräftiges, gezacktes Muster, das sich kreisförig durch das Netz zieht.
Doch Sri Lanka kann nicht nur mit bunten Spinnen beeindrucken. Jeder weiß mit welcher Vielfalt an Flora und Fauna das Land aufwartet. Unteranderem ist das der klimatischen Vielfalt der Insel zu verdanken. Von Nebel- und Regenwäldern, über Traumstrände, bis hin zu savannenähnlichen Landschaften hat Sri Lanka alles zu bieten. So wurden bis zu 6800 Pflanzenarten und 236 endemische Vogelarten spezifiziert. Diese machen sich auch lautstark bemerkbar: Nicht selten werden wir von den lauten, wie fremdartigen Rufen der Vögel geweckt. Regelmäßige Besuche statten uns die Smaragdspinte ab. Sie gehören zur Familie der Bienenfresser. Wie der Name bereits vermuten lässt, gehörten Bienen und Wespen zu ihrer Hauptnahrungsquelle. Die schillernden Vögel haben bei uns im Palmenhain einen perfekten Lebensraum gefunden und sind daher auch zahlreich vertreten.
Die Andersartigkeit des Landes wurde mir auch bei meiner ersten TukTuk-Fahrt durch Marawila bewusst. Einer der größten Unterschiede zu Deutschland besteht bestimmt im Verkehr. Die entsetzen Gesichter der deutschen Autofahrer kann ich förmlich vor mir sehen. In die Fahrkünste meines TukTuk-Fahrers habe ich aber vollstes Vertrauen. Gekonnt schaukelt er das TukTuk zwischen Menschen mit wettergegerbten Gesichtern, die lauthals ihre Ware anbieten. Frische Fische glänzen silbrig und lockend in der Sonne. An einer Ecke werden bunte Stoffe angepriesen, an der nächsten eine Fülle an Obst, die die kühnsten Vorstellungen übersteigt. Die Häuser an denen wir vorbei fahren sind ärmlich, aber ordentlich und liebevoll dekoriert. Trockene Palmblätter bilden Gartenzäune und die Wäsche weht wie bunte Fahnen durch die Höfe. Fast vor jedem Haus ist ein kleiner Stand aufgebaut, an dem verkauft wird.
Die letzten drei Wochen sind wie im Flug vergangen. Ich habe fast 48 Namen gelernt, mich durch die sri lankische Küche probiert, an die Schärfe gewöhnt, schon jetzt viele lehrreiche Erfahrungen gesammelt und bin gespannt auf alles, was noch kommt.
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