Vom Mädchen zur Frau
Zwischen dem 12. und 18. Lebensjahren stecken junge Mädchen in der Pupertät. Eine Phase in welcher sie die Welt nicht mehr verstehen und diese einfach nur ungerecht ist. Umgeben von Gefühlsausbrüchen, Zickerrein, und natürlich körperlichen Veränderungen.
Ein wichtiges Ereignis ist die Periode. Auch bei unsereren jüngeren Mädchen kommt der Tag an welchen sie zu einer jungen Frau werden, doch wird dieser in Sri Lanka anders gehandhabt als wir es aus Deutschland kennen.
Ich kann mich selber noch gut daran errinnern... morgens aufgewacht mit Unterleibsbeschwerden, einmal unter die Decke geguckt und schnell zur Mama gelaufen. Dann gab es ein Tampon, eine Schmerztalbette und der Satz: „ Jetzt bist du eine junge Frau". Nur die engsten Freundinnen wussten bescheid, doch spätesten beim Schwimmunterricht dann auch gleich die ganze Klasse. In Deutschland ein Thema welches tabutisiert wird. Doch biologisch eine sehr wichtige Veränderung.
Anderes in Sri Lanka. Hier wird die erste Menstruation zelebriert und das nicht nur an einem Tag. Vor kurzem musste Udenika erleben, was es heißt eine Frau zu werden. Es ist eine uralte Tradition, mit der die Familie des Mädchens für offiziell erklärt, dass das sie nun erwachsen und bereit ist für die Ehe.
Ein Mädchen welches zum ersten mal ihre Periode bekommt muss für eine bestimmte Zeit in einem Raum verbringen, ohne diesen zu verlassen. Für die Schulen ist es nicht ungewöhnlich, dass ein Mädchen für eine Woche freibekommt ebenso für die Klassenkameraden. Die Anzahl der Tage welche sie in einem Raum verbringen muss sowie die Uhrzeit an welcher sie gewaschen wird, wurde von einem Mönch im Vorfeld festgelegt.
Udenika blieb genau eine Woche lang in unserem Sick Room. Im dem Raum befindet sich eine Toilette und ein Waschbecken. Doch sich richtig zu waschen blieb ihr verwehrt. Ihr wurde alle Mahlzeiten auf's Zimmer gebracht und die Mädchen durften ihr gesellschaft leisten. Über Nacht blieb auch immer ein Mädchen. Sie hat sich sehr über Besuch gefreut und wir haben ihr Spiele ins Zimmer gebracht um Langeweile zu verhindern.
Frauen durften sie sehen, doch Männer nicht. Sollte ein Junge das Mädchen in dieser Zeit zu sehen zu bekommen musste er sie später zur Frau nehmen. Nachdem die Woche vorrüber ist kam Udenika's Familie. Diese bringt für sie ein neues Kleid (die Farbe des Kleides wurde ebenfalls von einem Mönch im Vorfeld bestimmt) und Schmuck.
Zudem bereitet sie alles für das nach der Zerrmonie stattfindene Frühstück vor. Sie brachten Milchreis, Bananen und kleine Kuchen mit. Gegen 8 Uhr war es dann soweit. Udenika durfte von ihrer Mutter gewaschen werden. Die anderen Angehörigen warten in der Zeit und sind ganz gespannt. Dann wurde endlich die Tür geöffnet doch Udenika hat man nicht gesehen, denn sie wurde duch ein Tuch verhüllt. Als sie es abnahm stand sie da, in einem wunderschönen orangefarbenen Kleid und strahlte. Vor aufregung zitterten ihre Hände. Stolz legte ihre Mutter ihr eine Kette um den Hals. Nun durfte sie auch zu ihrem Vater und sie könnten zusammen Frühstücken.
Je nach Wohlstand würd die Pupertätszeremonie ausgiebig gefeiert. Vor rund 50 Jahren wurden zu dem sogenannten Frühstück potentielle Ehemänner eingeladen und man hat sich sogleich auch für seinen Zukünftigen entschieden.
Für mich ein zwiespältiges Thema. Man feiert seinen Geburtstag oder in anderen Kulturen seinen Namenstag einmal im Jahr. Biologisch verändert sich der Körper indem er älter wird. Das Ereignis eines jungen Mädchen welches bereit ist, Kinder zu zeugen, zu würdigen und zu Zelebrieren scheint mir ein plausibler und zudem schöner Grund. Doch eine Woche lang sich in ein Zimmer sperren zu lassen und zudem normale Körper- bzw. Gesundheitspflege zu unterlassen ist meiner Meinung nach übertrieben. Doch in Deutschland sollte man einem jungen Mädchen, welche eine körperlich spürbare Veränderung durchlebt mehr darüber aufklären was genau es bedeutet eine Frau zu werden. Ein kleines Fest wäre eine gute Lösung.
Beste Grüße aus einer anderen Welt.
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