Romantisch oder Nicht
Die Zeit vergeht und steht dabei. Die Tage vergehen und obwohl ich noch nicht so lange hier bin, habe ich das Gefühl schon eine halbe Ewigkeit hier zu sein. Das Einleben ging sehr schnell und ich fühle mich von Tag zu Tag wohler. Ja, es ist eine Menge zu tun und manchmal bin ich sehr erschöpft, aber dadurch das es so viel tu tun gibt, denke ich nicht mehr viel nach und mache nur noch. Dadurch kann man wunderbar im Moment leben und alles, auf eine schöne und intensive Art genießen.
Eine Sache macht mir jeden Morgen Freude. Es erklingt vom weiten eine Flöte, die schöne Klänge und Melodien spielt. Ich habe mir einen alten Greis vorgestellt, der irgendwo am Mehr sitz und jeden Tag auf seiner Flöte spielt. Diese Vorstellung ist natürlich wunderbar romantisch. Leider wurde ich ein desillusioniert, als ich erfahren habe, dass es ein Tucktuck ist, welches mit der Flötenmusik symbolisiert, dass es Brot zu kaufe gibt. Na gut, dann eben doch nicht so romantisch.
Eines Abends bin ich dann zum Strand und wollte mir natürlich ganz romantisch den Sonnenuntergang anschauen, der Müll der hier überall rumliegt, war natürlich weniger romantisch. Als ich dann auch noch realisierte, dass ich unter der Kokosnusspalme sitze (Ja Palmen sind romantisch), bin ich aufgesprungen und musste mich woanders hin setzen. Palmen sind faszinierende Pflanzen, sie groß sind, die Früchte gesund zum Essen, vieles kann daraus hergestellt werden, wie auch Kokosnussöl und fast alles kann verwertet werden oder neue Dinge können aus den Schalen gebaut werden. ABER: von einer Kokosnuss getroffen zu werden, ist eine häufige Todesursache hier. Auch das ist nicht so romantisch.
Die Vielfalt der Natur hier ist toll und jeden Tag schenken die Engel einem Blumen, die wir uns ins Haar stecken. Grade gestern, fand ich die Natur nicht mehr so romantisch, als ein Mädchen mir einen Zweig mit einer riesigen Spinne hingehalten hat. Ich hatte einen Schock, habe geschrien und versucht einen großen Abstand zwischen mich und die Spinne zu bringen. Das hat für viel Lachen gesorgt und ich war ein bisschen beschämt, dass mich eine Spinne so aus der Fassung bringen kann.
Was ich an diesem Ort faszinierend finde ist die einfache Art des Lebens. Gerade am Waschplatz halte ich mich mit den Mädchen gerne auf und bin fasziniert von dem großen Becken, aus dem Wasser in Plastikschalen zum Wäschewaschen genutzt wird und der Körper damit übergossen wird. Mit einem Stückchen Seife wird dann die Wäsche an einem Steintisch gewaschen. Selbst die Kleinste (6 Jahre) und alle anderen auch, Waschen, Kochen, machen Gartenarbeit uns so weiter. Natürlich müssen die Mädchen lernen Selbstständig zu sein, aber wenn ich das mit Deutschland vergleiche, dann ist Selbstständigkeit ein völlig anderes Thema und wird manchmal sogar erst mit dem Auszug von Zuhause erlernt. Weniger romantisch ist das Thema Hygiene in dieser Kultur, aber dass ist wieder eine andere Geschichte.
Neben dem ganzen Sachen die im Alltag erledigt werden müssen ist die Zeit zum Kind sein dürfen wertvoll. Viele Aktivitäten bringen einfach nur Spaß, wie mit Wasserfarben malen, auf den Spielplatz gehen und wie Heute, einen Drama-Contest zu machen. Der Kreativität der Ladys wurde freien Lauf gelassen und es sind wunderbare und witzige Kurzgeschichten entstanden, die mit viel Mühe in Szene gesetzt wurden.
Wenn das Abendessen gegessen ist, die Zähne geputzt sind und die Mädels (weil Ferien sind) noch ein Stündchen TV schauen dürfen (das Programm ist wohl das schlimmste, was ich je gesehen habe, das trieft einfach nur vor Kitsch), versuchen Olga und ich, dem Personal Englisch beizubringen. Das ist natürlich nicht so einfach, weil wir beide kein Wort Sinhala sprechen. Mit Händen, Füßen und Bilder und viel Motivation von den Frauen, haben wir in letzter Zeit große Fortschritte gemacht. Als Dankeschön kriegen wir ganz leckeres Essen, was unserer Figur, die eh schon breiter geworden ist, seit wir hin sind, nicht so zuträglich ist. Das Essen hier ist aber zu lecker, auch wenn es scharf ist und ich manchmal schon den Käse vermisse.
Resümee nach 2 Wochen: Nicht alles ist so romantisch, wie man es als Tourist erleben würde, trotzdem bin ich sehr froh hier her gekommen zu sein und dankbar, dass ich mit den Menschen hier so viel Lachen kann.
Bis zum nächsten mal,
eure Flo.
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