Zwischen Ferien und Arbeit
es ist knapp eine Woche rum in der ich nun im Angels Home auf Sri Lanka bin und die Gedanken und Eindrücke kreisen nur so in meinen Kopf. Natürlich viel zu viel, um dies in einige Worte zu packen. Da es mir mal wieder zu warm ist, um irgendwie schlafen zu können, schreibe ich euch in tiefster Nacht bei Grillenzirpen und Hundegebell. Mit zu warm meine ich, dass mir bei 26 Grad schon kalt wird, wenn ich einen klimatisierten Raum betrete.
Nun warte ich immer irgendwie noch auf einen Kulturschock, da ich vorher auch noch nie in Asien war, aber er will sich nicht wirklich zeigen. Ja es gibt Dinge an die ich mich gewöhnen muss. Dazu gehört nicht das permanente Barfußlaufen oder das Essen mit Händen. Dies finde ich sogar ziemlich klasse, auch wenn mich die Geschichten über allerlei übles "Ungetier" am Boden vorsichtig werden lassen. Woran ich mich gewöhnen muss ist die Sprache, von der ich so gut wie nichts verstehe und es wahrscheinlich auch nicht schaffen werde sie zu lernen. Zudem ist es die Rolle der Frau, an die ich mich natürlich anpassen muss. Schon einige Male wurde mir an meiner Kleidung rumgezupft, obwohl ich Arbeitskleidung trage und immer mal wieder muss ich mich darin erinnern nicht unschicklich zu sitzen oder lauthals loszulachen. Das ist hier einfach nicht „Ladylike“. Von meinen kurzen struppigen Haaren mal ganz abgesehen.
Das Projekt in dem ich hier arbeite ist in jedem Fall beeindruckend und bevor ich euch Bände darüber erzähle, empfehle ich euch einfach ein bisschen auf der Website nach zu lesen, denn da findet ihr so ziemlich jede Information, die ihr brauchen werdet, um einen guten Eindruck von dem zu bekommen, was hier aufgestellt wurde. Zudem sind dort auch wunderbare Bilder, die meine Fotokunst bei weitem übertreffen. Aber hier trotzdem ein keiner Eindruck:
Im Moment sind hier Ferien und viele der Mädchen sind gerade nicht hier. Das gibt mir die tolle Möglichkeit die Mädchen besser kennen zu lernen und viel Zeit zum Spielen zu haben, was in der Schulzeit so nicht möglich ist, da der Tagesplan sehr eng getaktet ist und die doppelte Anzahl von Mädchen da sein wird. Wie es dann sein wird, werdet ihr nächsten Monat erfahren. Die Namen der Kinder sind mir natürlich fremd und klingen in meinen Ohren manchmal zu ähnlich, aber das wird sich mit der Zeit legen.
Die Arbeit mit den Kindern ist toll und bringt eine Menge Spaß, obwohl ich auch zugeben muss, dass es teilweise anstrengend ist. Zum einen natürlich die Sprachbarriere, obwohl viele der Mädchen einigermaßen Englisch sprechen. Einigermaßen ist aber auch halt nur das, was das Wort schon ausdrückt. Die Schulbildung ist jedoch nochmal einen anderes Thema. Und anderseits können, grade die Kleineren, auch einfach sehr frech sein und hören nun leider nicht immer so, wie ich mir das wünschen wurde. Aber auch darüber muss ich oft lächeln, denn ich war als Kind bestimmt genauso. Da es viele Kinder sind (wie gesagt es sind immer noch Ferien), habe ich trotzdem oft das Gefühl nicht jedem Mädchen die gleiche Aufmerksamkeit schenken zu können, wie ich es gerne hätte.
Die Organisation hier ist eigentlich ziemlich gut und trotzdem stehe ich manchmal einfach im Raum und weiß nicht was los ist oder was ich tun soll. Wenn ich das Personal frage, auch hier sprechen einige gar kein Englisch, bekomme ich zwar ein nettes lächeln und eine Tasse Tee in die Hand gedrückt, obwohl ich grade drauf und dran war in der Küche zu helfen. Jedoch muss ich hier einsehen, was viele der älteren Mädchen natürlich mehr Plan haben als ich und ich in die Aufgabenbereiche erst reinwachsen muss. Dann geh ich wieder zum Spielen und Kuscheln zurück und turne auf dem neuen tollen Spielplatz oder lass mir von den Kinder die Bananenpflanzen, Blumen, Kokosnüsse und allerlei kleine Freuden zeigen, die dieser wunderbare Platz so mit sich bringt. Bei der Lernzeit, schlage ich mir die Hände über den Kopf zusammen und würde manchmal gerne das singalesische Alphabet beibringen, aber auch hier bin ich keine Hilfe. Jedenfalls Englisch kann ich ein bisschen vermitteln und das erfordert eine große Portion Geduld, aber es macht auch Spaß, wenn sich Erfolge einstellen. Auch hier sei zu sagen, dass dies nicht auf alle Mädchen zutrifft. Oft bin ich dankbar für die älteren Mädchen, die mir übersetzen, erklären und ich danach wieder mehr einen Durchblick habe.
An meinem ersten freien Tage habe ich den Strand und ein paar kleinere Orte in der Gegend erkundet. Busfahren in Sri Lanka hier bringt eine Menge Spaß und ich habe an diesem Tag viele nette Menschen kennen gelernt und mir auf dem Markt das tollste Obst gekauft und verspeist. Nun wollte ich Attraktionen vom Land sehen, aber irgendwie war ich selber die Attraktion. Am Anfang war es noch ganz lustig, aber wenn man ein bisschen Zeit für sich alleine haben möchte, ist es nicht die beste Idee einen Ausflug zu machen. Auch hier würde es sich bestimmt unterscheiden von einem Ort ohne und mit Tourismus.
Heute waren wir in einer Kirche am Strand und das bedeutet, dass die Kirche im Sand steht und im Sand gebetet wird. Das war herrlich und mit den Mädchen, die sich alle schick gemacht hatten, durch die Gegend zu spazieren. Alle Kinder haben Eis bekommen und sich ganz doll gefreut. Ich leider dagegen habe wahrscheinlich das schlimmste Eis in meinen Leben verzerrt. Es war Pink, voller Chemie und Zucker und ich hatte große Mühe es nicht einfach wegzuwerfen. Danach waren wir noch am Strand, der zu gefährlich ist um zu schwimmen, aber schön ist um die Fuße reinzuhalten. Als wir da in einer langen Reihe Hand in Hand mit dem Fußen im Wasser, hatte ich endlich das Gefühl ein Stück weit angekommen zu sein.
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