Umgezogen
Wie man der Internetseite des Angels Home leicht entnehmen kann, ist es ein Zuhause für traumatisierte und vernachlässigte Mädchen zwischen 6 und 21 Jahren, die hier den Raum und die Fürsorge erhalten, um eine normale Kindheit zu verbringen. Die Voraussetzung ist jedoch der regelmäßige Besuch einer Schule, denn ohne Bildung läuft nun mal nichts. Wenn dieser Weg dann abgeschlossen ist, steht natürlich, wie bei jedem jungen Menschen, die große Frage im Raum: Was nun? Vor allem, wenn man weder Freunde noch Familie außerhalb des Heims hat, wo man unterkommen kann und einem vielleicht auch die schulische Qualifikation für eine Ausbildung fehlt? Für diesen Fall ist hier aktuell ein Test am laufen. Er betrifft Sewandi und Nadisha, 2 Mädchen aus dem Angels Home, die in ein kleines Häuschen auf dem angrenzenden Grundstück (wo auch das Trainingcenter steht) gezogen sind.
Hier sollen sie beginnen, ein teils eigenverantwortliches Leben zu führen. Bis jetzt scheint das ganz gut zu funktionieren, die Mädels kümmern sich um ihr Essen (nur das Mittagessen nehmen die beiden noch im Heim zu sich) und auch das selbstständige Aufstehen am Morgen scheint ihnen nicht weiter schwer zu fallen, wobei ich an dieser Stelle erwähnen muss, dass sie nun auch in den Genuss kommen, 1 Stunde länger zu schlafen als der Rest Ich persönlich finde das Prinzip super, dass die Mädels lernen können etwas selbstständiger zu werden, ohne direkt vom Rest der Gruppe getrennt zu sein, die mit der Zeit schließlich auch so etwas wie eine „Ersatzfamilie“ darstellt. Hinzu kommt noch die hervorragende Lösung für die berufliche Weiterentwicklung der beiden: Sewandi macht im Trainingcenter, das nur ein paar Fußschritte von ihrem Haus entfernt liegt, eine Ausbildung zur Schneiderin, während Nadisha als Landschaftsgärtnerin des Angels Home erste berufliche Erfahrungen sammeln kann. Bis jetzt kann man die beiden sehr motiviert bei der Arbeit beobachten und für sie beginnt hier ein neuer Abschnitt, den sie selbstbewusst beschreiten.
Leider bringt dieses sonst so glücklich laufende Projekt eine Schwierigkeit mit sich, und diese liegt in der tendenziellen Abkapselung der beiden Mädchen vom Rest der Gruppe. In den letzten Tagen wurde schnell deutlich, dass Sewandi und Nadisha weniger mit dem Rest der Mädels reden und sie auch kaum mehr Zeit miteinander verbrachten. Daraus resultierend bauten sich so etwas wie zwei Fronten auf. Warum genau das bis jetzt so gelaufen ist, kann ich mir nicht so hundertprozentig erklären, ich gehe aber davon aus, dass Sewandi und Nadisha sich durch ihren Umzug als einen anderen, evtl. auch höher gestellten Teil der Gruppe betrachten, was natürlich nicht der Fall ist. Julia & Frank haben vor ein paar Tagen mit den Mädels ein klärendes Gespräch geführt, wie sie mir berichtet hatte und man merkt, dass sie seitdem auch wieder etwas mehr aufeinander zugehen. Das ist bis jetzt aber der einzige negative Nebeneffekt der mir bei diesem Projekt aufgefallen ist und ich bin mir sicher, dass sich auch dieser irgendwann in Luft auflösen wird.
Und wenn es so weit ist, kann man, finde ich zumindest, von einer tollen Möglichkeit sprechen, die Mädels noch ein Stück weiter in eine gute Zukunft zu begleiten und es ist auch schon von weiteren solchen Häusern auf dem anderen Grundstück die Rede. Man darf gespannt bleiben, wie sich die Zukunft des Projekts und somit auch diese von Sewandi und Nadisha entwickelt, aber davon wird es in den nächsten Monaten sicher noch mehr Informationen auf der website geben.
Bis Bald! Janika.
- Aufrufe: 2506