Happy Halloween mit Verspätung!
(Anmerkung von Frank und Julia: Dieser Bericht von Anna ist nun leider nicht mehr ganz aktuell. Dennoch möchten wir ihn euch nicht vorenthalten und bitten die Verspätung zu entschuldigen!)
Am letzten Tag unserer Reise beschäftigte Audrey und mich vor allem eine Frage: „Wie werden die Mädchen reagieren, jetzt wo wir nach dem plötzlichen Aufbruch wieder zurückkommen?“. Außerdem war am nächsten Tag Halloween: Konnten wir unseren geplanten Spielenachmittag überhaupt umsetzen?Auf unserer Reise hatten wir auch einen kleinen Zwischenstopp in einem Supermarkt gemacht, um dort Luftballons und Bonbons zu kaufen. Da die Mädchen uns nur verständnislos anschauten, als wir sie fragten, ob sie im Angels Home Halloween feierten, beschlossen wir mit ihnen einen Spielenachmittag zum Thema „Halloween“ zu machen.
Die Stimmung bei unserer Ankunft war zunächst ein wenig unangenehm. Die Mädchen fragten vorwurfsvoll wo wir denn waren und es hatte sich in der Zeit, in der wir weg waren einiges verändert: Sewandi hat der „Lunchtable-Area“ ein neues Gesicht verpasst und Frank hat mit den Mädchen zusammen die „Cupboard-Area“, wo die Mädchen sich täglich umziehen und für die Schule fertig machen, neu gestaltet.
Trotzdem bemalten wir am nächsten Tag Luftballons an, um die Flure zu dekorieren und trommelten alle Mädchen zusammen, um ihnen zu erzählen, was wir vorhatten. Damit alle wussten worum es eigentlich geht, erklärte ich zunächst kurz und in möglichst einfachem Englisch was Halloween ist und warum wir es feiern. Leider hörte dabei fast niemand zu. Auch wollte keines von den großen Mädchen für die Kleinen übersetzen, worauf zum Glück Teekshani, unsere Managerin und Aushilfsmatron, eingriff und die Mädchen die kein Interesse hatten mitzumachen (fast alle Großen) wegschickte und dann für die Kleinen übersetzte.
Dann ging unser Spielenachmittag los: machten ein Raupenrennen, balancierten Geisterluftballons auf Tellern und spielten mit ihnen Volleyball und ließen die Kinder auf Besen fliegen wie Hexen. Die Mädchen haben echt super mitgemacht und wir hatten viel Spaß, vor allem beim Raupenrennen, das gar nicht so einfach war, wie es aussah. Nach den Schwierigkeiten der letzten Wochen, was es wirklich befreiend wieder mit allen zusammen Lachen zu können und die vielen glücklichen Gesichter zu sehen. Man merkte wieder wieso man hier ist und das es genau das Richtige ist dieses Praktikum zu machen. Ich denke, dass es wichtig ist auch negative Erfahrungen zu machen, denn an ihnen wächst man am meisten und danach ist es umso schöner auch wieder positive Dinge zu erleben, wie dieser Nachmittag, die das Leben so wertvoll machen.
Am Abend trommelte Julia dann noch einmal alle großen Mädchen zusammen, um mit ihnen und uns zu reden. Auch am Nachmittag hatten die Großen wieder gezeigt, dass sie wenig Respekt vor uns hatten. Zunächst bekamen sie die Chance die Situation aus ihrer Sicht zu schildern, welche sie jedoch nicht wahrnahmen. Dann redete ich mir die Dinge, die mich bedrückten von der Seele. Ich erklärte ihnen auch, dass ich verstehen kann, dass es schwer ist einer Praktikantin gegenüber respektvoll zu sein, die nur drei Monate da ist und jünger als manche Mädchen ist. Dennoch sollten wir alle respektvoll miteinander umgehen und offen über Probleme reden können, um uns das Zusammenleben hier im Heim zu erleichtern. Auch Julia sagte noch einige Worte und betonte noch einmal, dass wir hier seien, um zu helfen und den Alltag zu erleichtern.
Schon beim Abendessen nach dem Gespräch hatte ich das Gefühl, dass die Stimmung um einiges besser war. Vor allem die nächsten Tage bewiesen, dass sich auch die Mädchen das Gespräch zu Herzen genommen hatten und ich glaube, dass sich danach alle wohler fühlten. Die Beziehung zu den Großen ist sogar noch enger geworden und oft scherzen wir herum. Ich bin wirklich froh, dass sich alles so zum Guten entwickelt hat. Da zeigt sich nur mal wieder, dass offen miteinander zu reden oft schon die Lösung von Problemen ist.
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