Wie viele Praktikantinnen braucht man um ...
...eine tote Ratte zu entsorgen?
In unserem Fall drei: eine, die für die richtige Geräuschkulisse sorgt, eine die die Ruhe bewahrt und die „Arbeit“ erledigt und eine, die das Ganze auf Video festhält. Aber fangen wir von vorne an:
Verwöhnt von der sauberen, bisweilen auch schon hyper-hygienischen Bedingungen zu Hause in Deutschland oder Österreich, rechnet man zwar im Urlaub oder auf Reisen immer wieder mit widrigeren Verhältnissen, doch wenn diese dann in Form einer „Ratteninvasion“ eintreten, macht sich doch eine gewisse Hilflosigkeit breit.
Katrin:
"Eines der ersten Dinge, das ich von Simone und Julika direkt nach meiner Ankunft in Sri Lanka erzählt bekomme, ist, dass wir im Angels Home einige tierische Mitbewohner haben, die sich neben offenem oder auch verpacktem Essen auch über Seife oder gar Rucksäcke hermachen und somit quasi vor nichts Halt machen. Um gegen jegliche unerwünschte Besuche in unserem Zimmer vorzubeugen, heißt es also alle Dinge, über die die Ratte herfallen könnte, sicher zu verstauen. Doch leider bleibt folgendes Erlebnis wohl lange in meiner Erinnerung:
Es ist eine der ersten Nächte hier im Angels Home und statt durch das allmorgendliche Gekreische der Vögel oder Gedudel des Brot-Tuktuks geweckt zu werden, holt mich ein anhaltendes, verzweifeltes Quieken aus dem Schlaf. Ich drehe mich zu Julika um, die von gleichem Lärm geweckt wurde. Die Ratte ist in unserem Zimmer, macht akustisch auf sich aufmerksam und lässt uns nicht mehr weiterschlafen. Doch wo ist das Tier? Und wie können wir sie am Besten vertreiben? Der Lärm kommt aus der Richtung des Schranks. Im Schrank? Auf dem Schrank? Unter dem Schrank?
Haben wir sie ausversehen im Schrank eingesperrt? Nach verzweifelten Überlegungsversuchen trauen wir uns den Schrank zu öffnen. Es verändert sich nichts. Das Gequieke hält an. Habe ich sie ausversehen in meiner Reisetasche eingesperrt? Wäre das nicht schon vorher aufgefallen? Nein, das kann nicht sein. Wo ist sie nur?
Auf dem Schrank liegt noch ein nicht benötigtes Moskitonetz- hat sie sich darin verfangen und kommt nicht mehr heraus? Können Ratten überhaupt auf einen Schrank hochklettern? Mit einem langen Besenstil holen wir das Mosikitonetz vom Schrank, in der Hoffnung, dass uns die Ratte dabei nicht zufällig anspringt. Nichts passiert.
Dann muss sie wohl hinter dem Schrank sein. Wir klopfen, um sie zu erschrecken, aber vertreiben können wir sie dadurch nicht. Und wir sind zu müde um den Schrank nach vorne zu rücken und nachzuschauen. Uns bleibt nichts anderes übrig als irgendwie versuchen weiterzuschlafen, sie wird schon irgendwann wieder aufhören. Vielleicht gebärt sie ja gerade ein paar Junge in unserem Zimmer .
Doch am nächsten Morgen finden wir keine weiteren Spuren hinter dem Schrank. Was auch immer das Quieken verursacht hat, wir wissen es nicht. Und glücklicherweise hat sie in den nächsten Nächten nicht mehr so eindeutig auf sich aufmerksam gemacht, wenn sie uns in unserem Zimmer besucht hat."
Um nun diesen lästigen, heimtückischen, nächtlichen Gästen Herr zu werden wurde in der Küche eine Rattenfalle mit gut angerösteter Kokosnuss- riecht nicht nur für Ratten wirklich fantastisch- als Köder ausgelegt. Etwa fünf Nächte lang geschah nichts, außer dass der Köder am nächsten Morgen wie durch Zauberhand fehlte. Außerdem waren, fast wie zum Trotz, als kleine Überraschung bei der Morgentoilette, feinsäuberlich im ganzen Bad verteilt die Überreste des bereits verdauten Mals verteilt vorzufinden. Also auf gut deutsch: das ganze Bad inklusive Toilette-Tasche war voller Rattenkot oder auf gut österreichisch: das Vieh hat is ganze Bad voigschissn mit seine grauslichen Bämmerl!
Unsere Maßnahmen wurden verschärft und zusätzlich zur Falle, die nun mit kleinen Apfelstückchen gespickt war, legten wir einen Giftköder aus. Nach der Reihe konnten wir in den zwei folgenden Nächten auch tatsächlich zwei Ratten fangen.
In der zweiten Nacht klapperte die Falle zwar noch beträchtlich lange, aber das war in Anbetracht der Ausbeute doch verkraftbar.
Am dritten Abend wagte sich die dritte zwischen Abendessen und Nachtruhe an die Falle neben dem Kühlschrank und wir hielten die „Entsorgungsaktion“ für die Nachwelt fest.
Angesichts der Tatsache, dass uns bereits drei der haarigen Plagegeister in die Falle gegangen sind, hat sich unser Rattenproblem keineswegs in Luft aufgelöst. Im Gegenteil: Gestern Abend „spazierten“ regelrecht drei Ratten hintereinander über unsere Terrasse, kletterten an einem Pfeiler ins Dachgewölbe und beobachteten uns bei unserer nächtlichen Lesestunde.
Die Falle wird also in Zukunft auch fester Bestandteil unserer kleinen Küche sein.
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