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Glassklar Achive

Mädels, traut euch!

Vorfreude ist_die_schönste_FreudeBevor der Arbeitsalltag ihn oder sie voll im Griff hat sollte jeder junge Mensch, meiner Meinung nach, einmal auf Reisen gehen. Vielen, und hier besonders oft junge Frauen, fehlt dazu oft der Mut, das nötige Kleingeld oder sie finden eine andere Ausrede um ja nicht ihr gewohntes, kuscheliges und sicherlich auch beschützendes Zuhause verlassen zu müssen. Doch diese Sicherheit lernt man erst richtig zu schätzen, wenn man sie einmal hinter sich lässt und sich traut, etwas Neues zu erkunden. Natürlich muss das ganze Unterfangen nicht ganz so extrem ablaufen, wie das bei mir der Fall war...

Knapp nach meinem achtzehnten Geburtstag mit Matura, Führerschein und viel Vorfreude im Gepäck, machten sich meine Eltern und ich auf zum Salzburger Flughafen. Nicht dass es die beiden sonderlich überrascht hätte, dass ihre einzige, „kleine“ Tochter innerhalb weniger Wochen eine Reise um den halben Globus unternehmen wollte – ich hatte ja schließlich mit elf Jahren das erste Mal geäußert mit Oma nach Australien fliegen zu wollen – aber die Geschwindigkeit und vor allem die Dauer dieses Unternehmens machten ihnen dann doch mehr zu schaffen, als ich mir zu dieser Zeit eingestehen wollte. Für mich ging ja schließlich ein Traum in Erfüllung, für den ich ja schließlich auch gute vier Jahre gespart hatte, diverse Ferialjobs, Geburtstagsgeld, Banknoten für gute Noten etc. sei Dank, und auch meinen Bausparer gerne dafür „opferte“. Darum übersah ich wohl auch ihre betretenen Mienen, als ich mich nach der Passkontrolle noch einmal umdrehte und fröhlich zuwinkte um dann für acht Monate zu verschwinden. Gute 23 Stunden später landete mein Flieger in Sydney und das Abenteuer Australien begann.

Der Weg_nach_Australien_-_eine_Reise_um_den_halben_GlobusIch könnte hier wohl gut hundert Seiten mit meinen Erlebnissen auf diesem fernen Kontinent füllen, über Land und Leute und das gute Wetter schwärmen, unzählige Bilder einfügen und kommentieren. Doch halt, so viele Bilder sind es dann letztlich nicht geworden, weil ziemlich am Ende der Reise der Kofferraum meines Autos aufgebrochen und große Teile meines persönlichen Habes, darunter eben auch die meisten unentwickelten Filmrollen, daraus entwendet wurden. Habe ich außerdem schon erwähnt, dass ich im „Kakadoo Nationalpark“, im Norden Australiens, meinen ersten Totalschaden hatte. Natürlich hätte ich auf meine Eltern hören sollen und nicht mit einem normal angetriebenen Auto auf einer unbefestigten Straße für Allrad betriebene Fahrzeuge unterwegs sein und auch die Kurve nicht so ungestüm anfahren dürfen. Gott sei Dank ist weder mir, noch meiner deutschen Beifahrerin etwas passiert, was man von meinem ersten Wagen nicht behaupten kann.

Ach ja, fast hätte ich es vergessen, bereits nach drei Tagen in Auckland, Neuseeland, wurde mir meine Geldtasche, die, gegen den Rat meines Vaters, Bankomat und Kreditkarte beinhaltete, vor einer Telefonzelle aus der Tasche gezogen.
Und ein weiteres Mal vergaß ich meine Brieftasche, diesmal nur mit Bankomatkarte und etwas Bargeld, nach einem Badetag im Bus zurück zum Hafen von Hongkong ohne auch nur einen Cent für die Überfahrt zu meinem Hotel bei mir zu haben...

Auch auf dieser wunderschönen Insel, mit den meist sehr zuvorkommenden und freundlichen Menschen, wo ich diesen Sommer zwei ganze Monate verbringen darf, ist mir bei meinem Ausflug nach Kandy ein kleines Missgeschick passiert. Im öffentlichen Bus auf dem Weg zu den westlichen Tempeln, Embekke Devale, Lankatilake und Gadaladeiya, die ich vorhatte zu Fuß zu erkunden, entdeckte mich dieser an sich gut gekleidete Kerl, stieg in den Bus und sprach mich an. Zuerst dachte ich eher an eine freundliche Unterhaltung, doch schon bald gingen mir seine aufdringliche Art- „Come, lets sit in the back.“ oder „I also live in Negombo and will take your bus back today“ -gehörig auf die Nerven und ich signalisierte deutlich, dass ich keine Lust mehr auf eine Unterhaltung hatte indem ich mich wegdrehte und die Kopfhörer meines MP3 Players bis zum Verlassen des Busses nicht mehr aus meinen Ohren nahm. 

Auf zum Embekke DevaleAn der Bushaltestelle mitten im Hügelland, stieg dann doch, rein zufällig, mit Lederschuhen, Hemd und Anzughose richtig gut für eine Wandertour gerüstet, der junge Mann mit aus. Gewohnt meine Umgebung alleine zu erkunden startete ich in flottem Tempo, mein Handy als Navi in Griffweite auf zum ersten Tempel Embekke Devale.

Kurze Zeit später quatschte mich mein lästiger Verfolger von der Seite an und wich, auch auf wiederholte ausdrückliche Ansagen wie: „I want to be on my own, can you leave me alone please. (Lassen sie mich bitte in allein, ich möchte meine Ruhe haben)“, nicht mehr von meiner Seite. Er fischte sein Handy heraus, tat so, als wäre er mein neuer Reiseführer und erzählte mir immer wieder irgendetwas Neues über die Umgebung. Leider war auf meiner Wanderroute an diesem heißen Tag kein einziger Tourist anzutreffen und so blieb mir nichts anderes übrig als mein Tempo zu verschärfen und zu hoffen, dass mein „Schatten“ wegen Blasen an den Füßen, Überhitzung oder mangelndem Trinken irgendwann von mir ablassen würde. Nicht, dass ich mich mit meinen 30 Jahren vor diesem Mann fürchtete, doch seine vehement zudringliche Art frustrierte mich beinahe so sehr, dass es mir nicht einmal mehr Spaß machte Fotos von der wunderschönen Landschaft und ihren Bewohnern Fotocan you_take zu machen.

Der Ausruf eines Tuktuk Fahrers, ob ich ein Taxi haben wolle, ließ mich schließlich hoffen, den Kerl endlich loszuwerden. Doch weit gefehlt, mein Verfolger nützte seinen sprachlichen Vorteil, bequatschte den Fahrer auf Singhalesisch und erzählte mir irgendetwas von einem guten Preis, den er heraus gehandelt hätte, um die beiden letzten Tempel zu sehen. Meine auf Englisch artikulierten Einwände, ich würde den Kerl gerne loswerden, er stelle mir hinterher und ich wäre gerne allein, gingen dabei bedauerlicherweise unter.

Am Lankatilake angekommen spielte sich mein ungewollter Begleiter weiter auf und ich konnte mich nur mühsam durchsetzen und den Tuktuk Fahrer zum Warten überreden. 

Tempelaufgang zu Lankatilake

Danach erklomm ich in Windeseile die Stufen zum Tempel wo ich endlich auf meinesgleichen traf – Touristen. Ein Ehepaar, das gerade den Tempel erkundete Der Schrein_von_Lakatilakeschien mir sehr sympathisch und ich vertraute ihnen, nach kurzem Kennenlernen, an, wie es mir in den letzten beiden Stunden ergangen war. Sofort boten Jason und Laura mir an mich mit ihrem Privattaxi mit zu nehmen, dass günstiger Weise am zweiten Eingang des Tempels wartete. Nach einem kurzen Blick auf den telefonierenden Mann, der den Rückweg zum Tuktuk nicht aus den Augen ließ, marschierten wir flott zum Auto und ich konnte endlich wieder frei durchatmen.

Worauf ich hinaus will? Natürlich ist man auf Reisen und wie beim gerade beschriebenen letzten unangenehmen Vorfall, gerade als (junge) Frau, nicht immer davor gefeit auch unangenehmen Situationen ausgesetzt und dabei auf sich alleine gestellt zu sein. Im Endeffekt hatten aber alle meiner anfangs „miesen“ Erfahrungen meist einen sehr positiven Ausgang:
Die Erlebnisse meiner ersten Australien und Neuseelandreise habe ich in meinem Tagebuch, das nicht gestohlen wurde, festgehalten und trage die Bilder, die ich damit verbinde in meinem Gedächtnis und Herzen. Dick, der Fahrer des Abschleppdienstes, der unser Auto mit nach Darwin nahm, ließ uns zwei Mädels für eine knappe Woche bei sich und seiner Frau wohnen, versorgte uns mit kulinarischen Tipps, Köstlichkeiten, verhökerte die Reifen unseres Unfallwagens und half uns relativ günstig, einen guten Ersatzwagen aufzutreiben, mit dem wir unsere Reise fortsetzen konnten.

In Auckland ließ ich die beiden Karten noch am selben Abend sperren, kontaktierte die Botschaft und meine Eltern organisierten, dass mein neues „Plastikgeld“ per Luftpost dorthin geschickt wurde. Und da mein Vater gerade ein „Freijahr“ von seinem Beruf eingelegt hatte, beschloss er kurzerhand die dazugehörenden Codes, persönlich zu seinem Töchterchen ans andere Ende der Welt zu bringen um anschließend eine tolle Zeit gemeinsam zu verbringen.
Am Hafen von Hongkong bat ich einen jungen Mann zerknirscht um das Kleingeld für die Überfahrt, knappe 10 Cent, und dieser lud mich auf ein Bier ein, zahlte die Überfahrt und bei einer Verabredung zum Markt musste ich nur auf ein Objekt meiner Begierde zeigen, und er handelte die Händler knallhart, in schönstem Mandarin, auf wirklich günstige Preise herab. Die erstandene Handtasche hat nun meine Mutter und das Ölgemälde des Hafens von Honkong in Spachteltechnik hängt über meinem Bett.
Mit dem britischen Ehepaar, meinen Rettern in BedrängnisEndlich wieder_gelöst_Sri_Lanka_und_das_Reisen_zu_genießen, besuchte ich zwar noch einmal den ersten Tempel, doch dort erstand ich ein erstes Geschenk für meine Lieben zuhause. Anschließend nahmen sie mich gratis zum botanischen Garten mit, von wo aus mir ihr freundlicher Chauffeur, Nishantha, den schnellsten Bus zurück nach Kandy organisierte, sowie einen, in perfektem Englisch, wichtigen Tipp für eine Alternativroute nach Negombo gab. Nachdem mein Bus nach einstündiger Fahrt einen Motorschaden erlitt, navigierte ich daraufhin zum mir empfohlenen Busbahnhof im Norden und schaffte es doch noch pünktlich wieder nach Hause, ins Angel’s Home in Marawila.

Packt eure Sachen und los gehts

Ende gut, alles gut und im Gedächtnis, und auch auf den Fotos, bleiben eigentlich immer nur die tollen Erfahrungen, Erlebnisse und Leute, die man nur beim Reisen machen kann. Auf geht’s! Traut euch, packt eure Koffer und wir sehen uns dann zum Fotoschauen und Berichten.

Als kleines Dankeschön schickte ich Jason und Laura das Foto des Mönchs auf der Treppe, da sie diese Seite des Tempels wegen unseres raschen Aufbruchs ja nicht zu sehen bekommen hatten und erkundigte mich dabei auch nach den Kontaktdaten von Nishantha, mit dem, vorausgesetzt er hat Zeit, Katrin und ich nun beschlossen haben unsere dreitägige Sri Lanka Erkundungstour zu machen.

Die besten Grüße und viele Bussis für die besten Eltern, die’s gibt- meine! lächelnd

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