Vollmond
Am Donnerstag Abend sah ich das erste Mal den Vollmond in meinem neuen „zu Hause“, im Angels Home for Children. Gesa, Yvonne und ich saßen bei Frank und Julia auf der Dachterasse und unterhielten uns ein wenig. Als hinter mir gerade die Sonne unterging und der Himmel sich rot färbte, durfte ich den Mond über den Kokosnuss Palmen auf gehen sehen. Rund und so strahlend wie eine Glühbirne erhellte er den Nachthimmel und zog die Aufmerksamkeit von uns fünf auf sich.
Der Mond, vor allem der Vollmond, hat schon seit Jahrtausenden in jeglichen Kulturen auf dieser Welt eine besondere Bedeutung.( Sogar bei uns im Harz wird in der Vollmondnacht vor dem ersten Mai die `Hexenverbrennung` vollzogen.) Menschen beobachteten und studierten ihn, wurden von seiner mysteriösen Energie angezogen. Der Vollmond wirkt auf das menschliche Bewusstsein und beeinflusst das Schlafverhalten der Tiere sowie der Menschen. Da kann ich aus eigener Erfahrung sprechen. Ich bin gerade von dem Pipi Dienst wieder gekommen und habe die beiden Angestellten Permalattha und Lattha auf dem Flur getroffen, welche mir total erschöpft erzählten, dass sie nicht schlafen können. „ Nosleep“ „Can´tsleep“ „Yeah, it´sfullmoon“. Und wenn ich hier jetzt so sitze um 1:30 Uhr nachts und den Bericht schreibe, den Geräuschen der Nacht zu höre (Irgendwie kommt mir das Gebelle der Hunde und das Muhen der Kühe und das Zirpen der Insekten lauter vor als in den letzten Nächten), bin ich doch schon ein wenig beeindruckt von der Energie des Mondes.
In den meisten früheren Hochkulturen wurde der Mond als Basis des Monats genommen, sodass sogenannte Mondkalender entstanden. Auch im Buddhismus spielt der Vollmond eine sehr wichtige Rolle. `Poya Day` heißt der Tag, an dem Vollmondnacht ist. Nach Überlieferung wurde nämlich Buddha in einer Vollmondnacht im Mai geboren und starb auch wieder in einer. In der Nacht, in welcher Buddha starb, landete angeblich auch der Stammvater der Singalesen mit 700 Gefolgsleuten auf der Insel. Man feiert daher im Mai immer das Vesak Festival. Ansonsten gehen alle Buddhisten jeden Monat am Poya Day in einen Tempel, um zu beten und zu meditieren. So auch unsere Mädels vom Angels Home. Um 7 Uhr heute Morgen sind sie losgegangen und kamen um 17 Uhr erst wieder. Da der Poya Day ein Feiertag ist, ist die Schule geschlossen. Die katholischen Kids blieben daher bei uns im Heim.
Ich bin jetzt schon seit vier Tagen hier im Kinderheim und habe mich sofort super wohl gefühlt. Mit den Kindern verstehe ich mich sehr gut. Auch wenn wir des Öfteren Kommunikationsschwierigkeiten haben, versteht man sich trotzdem immer irgendwie. Ich liebe es den Kinder und Angestellten zu zuhören, wenn sie Singalesisch sprechen. Ich versuche immer Wörter oder Namen zu verstehen. Mit dem Lernen der Namen werde ich jedoch noch lange beschäftigt sein. Vier von 57 Namen kann ich mir schon merken. Schon an meinem ersten Tag war ich von den Kindern sehr beeindruckt. Die meisten von ihnen können sehr gut ihre Wäsche mit den Händen waschen. Als ich mich heute an meiner Wäsche versuchte, kam ich mir doch sehr unbeholfen vor. Ich werde daher bei den Wasch Stunden auf jeden Fall noch mehr beobachten müssen, damit ich nicht nach zwei Wochen nur noch dreckige Anziehsachen und Uniformen habe. Die Kinder haben mich von vornerein akzeptiert, mich freudig angegrinst und gefragt „Your name?“ Von meinen Muschel Ohrringen waren sehr viele der Kleinerinnen sehr begeistert und hatten keine Scheu sie und mein Gesicht anzufassen. Auch wenn ich die Ohrringe nicht trage, wird mir sehr oft sehr gerne ins Gesicht gefasst. Dies scheint hier jedoch normal zu sein. An das scharfe Essen habe ich mich auch nicht ganz gewöhnt. Bei jeder Mahlzeiht muss ich ein Taschentuch bereithalten und mindestens eine ein Liter Flasche Wasser auf dem Tisch stehen haben. Das Essen ist aber super! Wenn ich jetzt meine ersten vier Tage reflektiere, bin ich sehr zufrieden und glücklich hier her gekommen zu sein.
Jetzt werde ich noch einmal kurz den Mond für ein paar Minuten beobachten und dann ins Bett gehen. In Deutschland werde ich immerhin nicht mehr die Möglichkeit haben, den Mond so klar und deutlich aufgrund der Lichtverschmutzung zu sehen. In Deutschland ist man auch nicht mehr so sehr mit der Natur verbunden, oder wann habt ihr das letzte Mal den Sonnenaufgang/-untergang oder den Vollmond beobachtet?
Grüße aus dem Angels Home,
Ellen
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