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Glassklar Achive

Osterüberraschung

Auf dem Weg zur KircheOstern im Angel's Home – auf diese Tage habe ich mich besonders gefreut und ich war gespannt darauf zu erleben, wie man sie hier in Sri Lanka verbringt.

An Karfreitag war für die Mädchen zunächst einmal besonders, dass weder die Katholiken noch die Buddhisten zur Schule mussten. Nach dem Mittagessen sollten sich die christlichen Mädels auf den Weg zur Kirche machen. Um sie dorthin begleiten zu dürfen, stellten Yvonne und ich uns zunächst der Herausforderung, ein passendes Outfit zu finden: in den Farben Schwarz oder Weiß, schulterbedeckt, mindestens knielang und besser ein Rock als eine Hose. Dass es an diesem Tag noch viel wärmer zu sein schien als sonst und wir uns in der Mittagshitze befanden machte es nicht besonders angenehm, lange und weniger luftige Kleidung zu tragen. Aber schließlich sollte der Fußmarsch nicht allzu lang sein und der Gedanke an eine kühle Kirche machte das Ganze dann doch erträglich.

Menschenmenge vor der KircheZu diesem Zeitpunkt wussten wir noch nicht, dass der Weg dorthin immerhin 20 Minuten betrug, bei dem einige unserer Mädels sich durch Regenschirme vor der prallen Sonne schützten. Als wir dann schließlich bei der Kirche ankamen durften wir feststellen, dass die Messe nicht im kühlen Gebäude sondern draußen gehalten wird. Glücklicherweise befanden sich auf dem großen Vorplatz auch einige Palmen, in deren Schatten sich die geschätzt tausend Menschen drängten.

Wie viele andere setzten wir uns mit unseren Mädchen auf den sandigen Boden. Auf einer großen Bühne wurde mithilfe eines Mikrofons die Predigt begonnen. Nach einer Zeit wurde diese unterbrochen und die Zuhörer schienen ganz aufgeregt und erwartungsvoll zu sein. Asadi teilte mir mit, ich solle gleich unbedingt ein Video machen, denn es würde ein Rollenspiel auf der Bühne gezeigt werden. In Kostümen stellten die Singhalesen die Kreuzigung Jesu dar, wobei sie vor keiner weniger gewaltfreien Szene zurückschreckten und lauthals ihre Rolle zur Schau stellten. Insgesamt war das Schauspiel sehr dramatisch und für uns Praktikantinnen, die etwas schockiert über solch eine Darbietung vor Kindern waren, ziemlich langatmig. Die einheimischen Zuschauer schienen jedoch grundlegend begeistert zu sein.

Nicht selten wurden wir von Einheimischen angestarrt und begutachtet, in Begleitung unserer Mädchen sprach uns aber niemand an. Eine Ausnahme war eine Frau mit einem Kind, das das Down Syndrom zu haben schien. Mehrmals lächelte sie mich an und als sie zu uns kam wurde klar, dass sie sich Geld von uns erhoffte. Eine Überraschung war ein etwa zweijähriger Junge, der plötzlich lachend auf unsere Gruppe zugerannt kam und erst meine, dann Yvonnes Beine mit seinen Armen umschlang. Dies war eine unglaublich niedliche Situation, die aber wieder einmal zeigte, wie sehr die Hautfarbe die Sicht der Anderen auf uns beeinflusst. Am Ende wurden Kerzen angezündet und die Teilnehmer konnten sich eine Häppchen zu essen holen. Schließlich traten wir nach dem etwa vierstündigen Gottesdienst den Rückweg zum Angel's Home an und konnten sogar noch den Blick auf den Sonnenuntergang am Strand genießen.Yvonne und Gesa mit Gebetstüchern

Auch Ostersonntag gingen die Katholischen Mädels vormittags zur Kirche, als sie sich hierfür umzogen fiel gleich auf, dass heute anstelle von Schwarz und Weiß Kleider in bunten Farben getragen wurden. Ansonsten würde es heute ein ganz normaler Sonntag werden, dachten die Mädchen. Yvonne und ich freuten uns aber schon lange darauf, den in Deutschland typischen Brauch mit nach Sri Lanka zu bringen und Osterhase spielen zu dürfen. Kurz vor Mittag startete dann das Ablenkungsmanöver, bei dem Julia eine spontane Kontrolle der Schränke aller Mädchen anordnete. Dies gab uns Praktikantinnen ein paar Minuten, um 68 gefärbte Ostereier auf dem Grundstück zu verstecken, die nach dem Mittagessen gesucht werden sollten. Da nichts vorzeitig entdeckt werden sollte durften die Kinder nicht wie sonst an Sonntagen im Garten essen, sondern mussten am Esstisch bleiben, angeblich als Strafe für die unordentlichen Schränke. Es stand ihnen die Verwunderung ins Gesicht geschrieben, als Julia schließlich die Situation auflöste und den Mädchen erklärte, dass nun jede ein Ei suchen dürfte, wie es auch in Deutschland üblich ist. Sofort ging es los und 58 Fußpaare stürmten über den sandigen, heißen Boden, um schnell ein Osterei zu ergattern. Nishama und Padmini mit OstergeschenkenWer eins gefunden hatte, durfte sich noch eine Süßigkeit sowie eine kleine Wasserpistole bei Frank abholen. Das Ganze war für die Mädels ein großer Spaß und die Wasserpistolen wurden noch oft genutzt, um sich gegenseitig nasszuspritzen, was bei der Hitze eine sehr angenehme Abkühlung war.

Insgesamt fand ich es sehr spannend zu sehen, wie Ostern im Angel's Home gefeiert wird, wobei ja nur ein Teil der Mädchen christlich ist. Wenn ich zuvor ein Kind auf Ostern angesprochen hatte merkte ich, dass dies hier keine große Rolle zu spielen scheint. Umso schöner war es dann, dass sie sich so sehr über die Oster-Überraschung freuten und dass wieder einmal etwas für uns so Normales in ihren Augen etwas ganz Besonderes ist.

Liebe Grüße, eure Gesa!

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