Engel mit Ehrgeiz
Im Angel's Home for Children ist Volleyball das Hobby vieler Mädchen, sodass nicht nur die einstündige Spielzeit am Nachmittag regelmäßig für ein Spiel mit Julia, Frank und der Matron Theekshani genutzt wird. Am Donnerstag hatten acht unserer Mädels die Chance, sich in dem Sport zu beweisen, denn es stand ein Volleyball-Turnier zwischen mehreren Kinderheimen aus der Region an.
Ich hatte das Glück, zusammen mit Theekshani die Gruppe begleiten zu dürfen und somit ging es morgens um kurz nach sechs los zur Haltestelle, von der aus uns ein Bus ins etwa zwei Stunden entfernte Puttalam bringen sollte. Dieser war natürlich sehr überfüllt und ich war froh, als ich gerade noch in den schon losfahrenden Bus springen und zwischen einer Anzahl an Singhalsesen etwas Platz im Gang finden konnte. Sofort wurde mir meine Tasche abgenommen und auf den Taschenstapel neben dem Fahrer befördert und nach kurzer Zeit bat man mir auch schon einen Sitzplatz an.
In Puttalam angekommen, gab es für alle Mädchen zur Stärkung und Erfrischung erstmal ein Kakao-Trinkpäckchen. Nach einem kurzen Fußmarsch erreichten wir dann den Volleyballplatz.
Einige Mannschaften spielten sich schon auf den beiden Feldern ein, wir besorgten uns zuerst einige Plastikstühle, auf denen wir es uns bequem machten. Von hier aus konnte man alle Anderen beobachten, was gut war, denn von nun an stand uns eine längere Wartezeit bevor, bis alle Teilnehmer eingetroffen waren und das Volleyballturnier beginnen konnte.
Um 10:15 Uhr war es dann endlich soweit. Es wurde eine kurze Ansprache gehalten und anschließend die Regeln vorgelesen, da dies natürlich auf singhalesisch geschah konnte ich selbst leider kein Wort verstehen. Zum Glück sind beim Volleyball auch nicht viele Worte zum Verständnis nötig.
Das erste Spiel begann, bei dem auf dem linken Feld zwei der vier Jungenmannschaften gegeneinander spielten, auf dem anderen zwei der fünf Mädchenteams. Wir feuerten eine der Jungenmannschaften an, die gegen ein Team mit blauen Smiley T-Shirts spielten. Bei jedem erlangten Punkt wurde geklatscht und das Team unterstützt. Nach drei Wechseln war das erste Match allerdings nicht zugunsten unserer Favoriten beendet.
Um 11:15 Uhr wurde es dann spannend für uns: Das erste Spiel der Engel - gegen die Mädchengruppe der blauen Smiley T-Shirts.
Vor Anpfiff noch ein laut gerufenes: „A“ „N“ „G“ „E“ „L“ „S“ - „ANGELS!!“ und los ging's.
Ich war voll und ganz damit beschäftigt, Fotos von unseren Spielerinnen zu machen – was gar nicht so einfach war, da sie immer verwackelten oder die Kamera zu spät auslöste -, sodass ich den Punktestand nicht wirklich mitbekam. Doch obwohl ich nicht der größte Volleyball-Experte bin, sah ich, dass die Mädchen des Angel's Home ziemlich gut spielten. Theekshani und unsere beiden Auswechselspielerinnen liefen am Spielfeldrand hin und her und feuerten ihr Team lauthals an. Insgesamt wurden dreimal die Spielfeldseiten gewechselt, wobei andere Volleyballmannschaften, die sich für eine Gruppe entschieden hatten, mit ihren Plastikstühlen mitzogen, um die Favoritinnen weiterhin anfeuern zu können. In einigen Situationen war ich mir sicher, dass unsere Mädels in diesem Match ohne Probleme siegen würden, am Ende merkte ich aber, dass es kritisch wurde und die Engel etwas nervös waren.
Dann kam plötzlich schon der letzte Spielzug: Die gegnerische Mannschaft spielte den Ball herüber, es sah so aus, als würde er im Aus landen – tat er aber nicht. Dies war der letzte entscheindene Punkt, der unseren Mädchen den Sieg raubte.
Alle waren nun völlig niedergeschlagen und Dinesha, die sich für den verschenkten Punkt am Ende verantwortlich machte, musste sogar mit den Tränen kämpfen. Die Mädels an einem so tollen Event enttäuscht zu sehen, nahm mich wirklich mit. Zumal sich dann herausstellte, dass das Turnier mit dieser Niederlage für das Team des Angel's Home beendet war. Dennoch wurde von allen Seiten versichert, dass sie sehr gut gespielt hatten. Später erfuhr ich noch, dass sich die Mädchen besonders darüber ärgerten, dass sie das einzige weibliche Team waren, das alle Regeln befolgt hatte. Hätten sie sich ebenfalls nicht immer daran gehalten, wäre die Chance auf den Sieg vielleicht größer gewesen.
Am Ende gab es noch für alle Teilnehmer einen Snack sowie ein Trinkpäckchen mit Vanillemilch, sobald dies verzehrt war wurde schon der Weg zur Haltestelle eingeschlagen.
Gegen 14:00 Uhr saßen wir wieder im Bus Richtung Marawila, alle waren sehr müde und etwas traurig. Dennoch wurden meine Fotos von diesem Tag angesehen und noch das eine oder andere Bild geschossen.
Insgesamt sehe ich diesen Tag als eine tolle Erfahrung und ich habe es sehr genossen, etwas Neues und Besonderes im Leben der Mädchen zu sehen.
Mich beeindruckt wirklich, mit welchem Ehrgeiz die Mädchen bei dem Turnier dabei waren. Für sie ist Volleyball eben nicht nur eine Beschäftigung in der täglichen Spieltzeit, sondern sie haben unglaublich viel Spaß dabei, spielen mit Leidenschaft und haben es einfach gut drauf!
Grüße aus Marawila,
Gesa.
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