Ein kleiner Trip ins Missgeschick
Jetzt befinde ich mich schon in meiner vierten Woche im „Angels Home For Children“. Ich würde mal behaupten, dass ich mich ziemlich gut eingelebt und bestimmt auch schon den ein oder anderen einheimischen Geruch angenommen habe. Wir sind hier fast ununterbrochen umgeben von Lagerfeuerdüften aus allen Richtungen und das scharfe Essen gibt dem Ganzen noch eine ganz besonders interessante Note. Das Zwiebelschneiden am Morgen vertreibt mir alle Sorgen und die mir bisher bekannt gewordenen Vampirfledermäuse möchten mich glücklicherweise und vermutlich Dank meiner ausreichenden Knoblauchzufuhr nicht begatten. Leider genügen meine Ausdünstungen noch nicht gegen die anhänglichen Moskitos, die meine Zuneigung allabendlich in Form von Blut erlangen.
Der Alltag hat mich erreicht und ich finde es wirklich schwierig in Kurzfassung zu berichten was ich hier täglich erlebe. Jeder Tag gestaltet sich recht ähnlich (früh aufstehen, den Kindern Zahnpasta und Haaröl ausgeben, Waschen, Nachhilfe und und und) aber dennoch gibt es immer wieder kleine Überraschungen, ob positiv oder negativ, die einen erwarten. Für Gesa, Ellen und mich hat nun auch der Läusekampf begonnen. Durch unsere mittlerweile tägliche Nissenkämmsession konnten wir dem Nissenkamm sei Dank schon ein paar vom Blutsaugen und Eierlegen abhalten. Trotzdem kommen wie aus heiterem Himmel jeden Abend erneut ein paar Interessenten zu uns und holen sich ihre Dosis Blut ab.
Letzte Woche fuhr ich für zwei Tage nach Kandy. Um 20 vor Neun war ich an der Zughaltestelle in Colombo angelangt, wie mir eine einheimische Frau mitteilte. Eine Stunde später fuhr ich dann mit dem Zug für gerade mal 105 Rs (ca 70 cent!!!) in Richtung Kandy. Es war seine Reise trotz sechs stündiger Dauer allemal wert. Ich schaute mir mit einem anderen deutschen Backpacker aus meinem Hosteleine Sri Lankanische Tanzshow und den berüchtigten Zahntempel an. Der Tempel war auch von innen wirklich wunderschön und überall geschmückt mit Blumengaben.
Nach dem Tempelbesuch ging das Chaos los. Bevor wir den Zahntempel betraten, sollten alle Besucher die Schuhe abgeben. Um die lange Schlange zu umgehen nahm ich meine und die Schuhe des deutschen Backpackers Martin in meinen Rucksack. Da danach mein Rucksack ziemlich penetrant nach der zuvor besuchten Toilette roch, wollte ich mit meinem Handdesinfektionsmittel meinen Rucksack und die Hände sauber machen. Leider hatte ich nicht mit einberechnet, dass die Tube vor lauter Hitze komplett aufgebläht war und eine volle Ladung Desinfektionszeug klatschte in mein Auge. Ich bekam die Panik, da ich nichts mehr sehen konnte und rannte los, um irgendwo mein Auge mit Wasser auszuspülen. Als ich die Treppen zum Tempel hochrannte hielt mich ein Sicherheitsmann fest, da ich den Tempel nur ohne Schuhe betreten durfte. Niemand hatte Wasser, bis endlich ein sehr liebes französisches Pärchen ihre Trinkwasserflasche rausholte und die komplette Flasche in mein Auge kippte. Leider wurde es mit dem Brennen und Sehen nicht besser und ich erinnerte mich an einen Wasserhahn neben dem Tempel, der eigentlich zum Füßewaschen geeignet war. Dort rannte ich hin und wusch die nächste halbe Stunde mein Auge aus.
Ich war danach pitschnass und tropfte was das Zeug hielt. Ich glaube für eine kurze Zeit war ich dort die Hauptattraktion, da sich ein nicht allzu kleiner Kreis bildete, um mich beim „Wasserinsaugekippen“ zu beobachten. Zum Glück hatte ich zuvor eine Hose auf einem Markt gekauft, noch einen Pulli dabei und durfte mir dann in einem kleinen Bereich, der eigentlich für den Sicherheitscheck aufgebaut war, trockene Klamotten anziehen. In einer Apotheke kaufte ich mir dann Augentropfen und fuhr mit dem TukTuk nach Hause ins Hostel. Der Abend war dann doch noch ganz nett, da noch drei andere Deutsche, zwei Russen und ein Amerikaner zu Gast waren und ich schlief mit brennendem Auge ein. Am nächsten Tag fuhr ich vor meiner Abreise noch auf einen Berg, um eine riesen Buddha-statue zu besichtigen und in den Botanischen Garten, der seinen Preis von umgerechnet etwa 6 Euro auch wirklich wert war. Trotz oder vielleicht gerade wegen der großen Aufregung wird mir der Trip immer in Erinnerung bleiben.
Bis zum nächsten Bericht , Yvonne
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