Erste Schritte im Angels Home
Jetzt sitze ich auch schon auf dem Bett meiner neuen Unterkunft, höre in der Nacht das Wedeln der Palmen, das Zirpen der Grillen, ab und an das Jaulen der Hunde und –wie ich mir einbilde- das Rauschen des Meeres. Kurz und gut, die srilankanischen Nächte sind laut! Laut und nur unwesentlich kühler als die Tage... Der Tatsache verschafft auch der Ventilator an der Decke nur wenig Abhilfe. In meinem Bett, das zu kurz ist (die Singhalesen können mit meiner –selbst für europäische Verhältnisse- stattlichen Größe nicht mithalten) warte ich auf den Schlaf, der die Erschöpfung des Tages, den brauen Sand und das Kinderlachen wegträgt. Im Angelshome lässt sich nicht allzu lange am Stück schlafen:
1Uhr (wenn man gerade schön eingeschlummert ist):mit den nicht bettreinen Kids wird die Toilette aufgesucht
5 Uhr: die Mädchen werden aus ihren Betten geschüttelt und schulfertig gemacht
7-9 Uhr: man darf sich nochmal gemütlich ins Bett legen, bevor der Tag für uns Praktikantinnen mit Sauberkeitschecks, Gemüseschnippeln, Öffentlichkeitsarbeit, Englischnachhilfe und natürlich das Hegen und Pflegen der Kinder beginnt.
Es gibt viele Dinge für mich, die neu sind - hier ein paar davon:
Scharfes Essen, immer! Mag sein, dass mein Gaumen da auch sehr empfindlich ist, aber ohne einen knappen Liter kühlenden Wassers würde mir beim Essen der Rauch aus den Ohren steigen...
Sparsamkeit! Weil Sri Lanka ein armes Land ist und die Mädchen auf das spätere Leben außerhalb des Heims vorbereitet werden müssen. Dabei sollen wir Praktikantinnen natürlich mit gutem Beispiel vorangehen. Eine gute Übung für mich, da ich es in meiner Vergesslichkeit gerne mal übersehe, Licht oder Ventilator abzuschalten.
Sowohl Spielkameradin als auch Boss zu sein! Vor allem am Waschplatz muss oftmals durchgegriffen werden, damit das Chaos nicht zu groß wird, die Wascherei nicht ewig dauert und „sinnlosem" Wasserverbrauch vorgebeugt wird. Mit dem Gedanken, dass ich daheim gut viermal so viel Wasser verbrauche, ist das gar nicht so einfach...
Trotz ihrer früheren Erlebnisse sind die Mädels hier wie überall auf der Welt Kinder. Mit einem Lächeln, Zuzwinkern, kleinem Späßchen oder auch nur Aufmerksamkeit, machen sie in ihrem Herzen gern ein Plätzchen für dich frei, vorallem die Kleineren.
Bis dann,
Claudia
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