Zwischen Routine und Unbekanntem
Meine erste Woche im Angel’s Home liegt hinter mir und inzwischen ist der geregelte Tagesablauf auch für mich zur Gewohnheit geworden.
Ertönt das Läuten der Glocke, mache ich mich auf den Weg. Mal ist es Zeit, die Mädchen zu wecken und beim Waschen oder Zähneputzen zu helfen, mal trifft man sich zur täglichen Teatime oder zu den Mahlzeiten.
Mittlerweile beherrsche ich außerdem die Namen aller Mädchen, welche in den Ferien nicht zu ihren Familien gefahren sind und auch immer mehr Kinder rufen nach mir, ohne vorher fragen zu müssen, wie ich heiße. Sie zeigen mir ihre Lieblingsspiele, fragen nach deutschen Wörtern und verraten mir im Gegenzug singhalesische Vokabeln. Sie backen Sandkuchen für mich oder setzen sich einfach zu mir, um mich breit anzugrinsen. Während es in den ersten Tagen vor allem die Jüngeren sind, welche interessiert auf mich zukommen, werden auch einige der älteren Mädchen mir gegenüber immer offener.
Trotzdem ist kein Tag wie der andere und jeder steckt voll neuer Erlebnisse. Es gilt, unbekannte Situationen zu meistern und beinahe täglich lerne ich neue Facetten der Mädels kennen. Vor allem durch die abwechslungsreichen Ferienaktivitäten erlebe ich sie in den verschiedensten Situationen: Viele stürzen sich mit Eifer ins Fußballspiel, toben wild am Strand bis niemand mehr trocken ist und flitzen begeistert übers Grundstück als es heißt, den Schatz unserer Schnitzeljagd zu finden. Meist kann man dann lautes Lachen und Rufen hören, auch wenn es beim Spielen selbstverständlich nicht immer nur harmonisch zugeht.
Oft genug findet man die Mädchen aber auch in ruhigeren Momenten, so sind sie fasziniert von der Herstellung von Pappmaschee, konzentriert beim Malen oder während des Kinobesuches am letzten Wochenende vom Film gefesselt.
Jetzt bin ich auf die letzten Ferientage gespannt, darauf, die restlichen Mädchen zu treffen und den Schulalltag im Angel’s Home kennenzulernen.
Liebe Grüße aus Marawila,
Nina
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