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Glassklar Achive

Faszination Spielen

Die Kids beim Karten spielenSpielen im Angels Home for Children. Schon am ersten Tag meines Aufenthaltes im Angels Home wunderte ich mich über die etwas andere Art des Spielens hier. Keiner will das Spiel des anderen wegnehmen. Gruppen zum Kartenspielen oder (ganz beliebt) zum Halli-Galli-Spielen finden sich schnell, unkompliziert und ohne Tamtam. Faszinierend, kenn ich irgendwie anders.

In meinem Bekanntenkreis der fünf- bis zehn-jährigen Kinder geht es darum, wer das bessere Spiel hat, wer jetzt gerne genau das Spiel haben will, das er nicht bekommt, oder mit dem ein anderes Kind spielt. Und nicht zu vergessen, wer beim Spielen gewinnt! Da laufen Tränen, da wird sich übertrieben gefreut und schon muss ein neues Spiel her. Wird ja irgendwann langweilig, zwei Runden lang dasselbe Spiel zu spielen…

Im Angels Home geht es eher darum, erst ein Spiel durch die Praktikantinnen zu bekommen, um dann in einer beliebigen Gruppe damit zu spielen. Man bringt ein Spiel mit auf die Bühne, ein paar andere gesellen sich dazu: Und los geht es. Selten wird ein Kind gebeten, woanders mitzuspielen, selten spielen immer die gleichen Kinder in der zweiten Runde mit. Es ist ein unkompliziertes Hin und Her ohne Tränen oder Eifersucht.

Selbstständige Beschäftigung beim Masken-Basteln und KletternSelbst im Spiel bemerkt man Unterschiede. Da wird sich gegenseitig geholfen, wenn man die Regeln nicht mehr genau kennt, vor allem den kleinen Mädchen. Und als Praktikantin spielt man UNO und NANU NANA sowieso völlig falsch!Wink Wer gewinnt, ist fast nebensächlich, „Verlieren“ würde hier niemals mit „Schande“ verknüpft werden. Beim Spielen sind die Kinder sehr auf die Gemeinschaft bedacht. Die großen Mädchen holen ab und zu ihre kleinen Schützlinge mit zum Spiel, wiederum andere vergnügen sich ohne Hilfsmittel auf der Bühne. Neid oder Schadenfreude sucht man hier lange.

Natürlich kommt es vor, dass sich Kinder gegenseitig ermahnen (auf Singhalesisch natürlich, da kann ich nicht einschätzen, in welcher negativen Intensität die Wörter sind Smile) oder sich in die Karten schauen. Das wird einmal angesprochen und schon ist die Sache geklärt. Da wird keine Praktikantin oder eine Matron zur Schlichtung gebraucht.

Riesen Spaß beim VolleyballspielenSo geht es bei den Kleinen zu, genauso aber auch bei den Großen auf dem Volleyballfeld. Natürlich gibt es immer diejenige in einer Mannschaft, die den Ball ins Nirgendwo befördert und die eine, die meist perfekte Bälle ins gegnerische Feld bridget. Da wird sich mal kurz in die Seite gekniffen und gelacht, aber niemals ausgeschlossen oder lustig gemacht.

In Deutschland sind Spiele durch feststehende Regeln organisiert, diese sind immer gleich und nur eine bestimmte Zahl an Kindern kann mitspielen. Stehen zwei Spiele zur Verfügung, wird sich nicht einfach mit einem der beiden beschäftigt, nein, man muss schon immer genau das haben, was die anderen Kinder gerade spielen und darin auch der Bessere sein.

Natürlich ist diese Gegenüberstellen wenig statistisch und wissenschaftlich belegt – sie entspricht aber meiner Erfahrung und ich denke, damit liege ich nicht ganz falsch.

Liebe Grüße aus dem Angels Home

Isabell

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