Willkommen im neuen Jahr 2013
Es ist der 01.01.2013 und ich werde geweckt von dem Lärm, den die Kinder morgens um sieben Uhr vor dem Schlafzimmer machen, als sie die Spuren der letzten Partynacht beseitigen. Das nenne ich fleißig, schließlich dröhnte bis um zwei Uhr morgens die Musik des DJs durch das ganze Viertel und es wurde bis zum letzten Ton die Tanzfläche gerockt, bis die verschwitzten und glücklichen Mädchen erschöpft in ihre Betten gesunken sind.
So heißt man das neue Jahr willkommen, mit einer Party die sich sehen lassen kann. Alle Ergebnisse der Bemühungen von Kostümbasteleien über Scetch- und Tanzproben der letzten Wochen wurden hier zusammen getragen und haben einen großartigen Abend ermöglicht.
Abgesehen von Franks Rede, die kurz reflektierte was im letzten Jahr so passiert ist, die vorausschauen ließ, welche Kinder das Heim im kommenden Jahr verlassen werden und die den Wunsch beinhaltete, dass der Kurs Schulbildung nach den guten Examenergebnissen weiter bergauf geht, wurden wenig die schönen oder schwierigen Momente nochmal durchlebt oder große Ziele für das neue Jahr genannt. Weder die Mädchen haben sich sich groß mit dem letzten oder dem zukünftigen Jahr befasst, noch habe ich mich mit den vielen emotionalen Gedanken und Gefühlen des Jahres 2012 oder großen Vorhaben aufgehalten, sondern alle haben den Moment genossen, der bedeutete Spaß zu haben und dankbar zu sein, tanzen und feiern zu können mit gutem Essen, schöner Kleidung und Musik.
Und für diesen Moment haben alle zusammen geholfen. Julia und Frank, der Staff, wir Praktikantinnen und natürlich die Mädchen. Vorwiegend die Mädchen, die wegen ihrer Familienverhältnisse über die Ferien im Heim geblieben sind und mithilfe des Personals extra sechs Tänze und ein Krippenspiel einstudiert haben, das zusammen mit dem Staff-Drama und dem singhalesischen Scetch von Julia, Johanna und mir das Programm des Abends bildete.
Dass das Resultat dieser Bemühungen im Endeffekt gerade mal vor einem Publikum, hauptsächlich aus den 30 gleichaltrigen Mitbewohnerinnen bestehend, aufgeführt wurde, scheint für die Kinder nicht die geringste Rolle gespielt zu haben, denn einziges Ziel bestand darin, etwas auf die Beine zu stellen, das Silvester für alle Anwesenden und Beteiligten zu einem unvergesslichen Abend machen sollte.
Und das ist definitiv geglückt. Der Stress, das Gezanke und der Muskelkater haben sich gelohnt und begeistert wurde Beifall geklatscht. Ein grandioser Start in einen Abend, an dem man das neue Jahr mit Freude willkommen heißen konnte.
Willkommen habe ich 2013 dann geheißen, als um 00:00 Uhr ein kleines Feuerwerk im Garten gezündet wurde und die Mädchen mir nacheinander „A Happy new Year“ wünschten. Und jede einzelne von ihnen hat mir in mit einem ehrlichen Lächeln in die Augen geschaut und mir bewusst gemacht, wie gut ich alle mittlerweile kennengelernt habe und dass es nicht einfach ein Haufen von Kindern in einem Kinderheim ist, die sich alle ähneln, weil sie alle zusammen auf dem gleichen Grund und Boden leben, sondern ich ihre einzelnen Charaktere zu unterscheiden gelernt habe. Und das gerade weil ich auch mit ihnen zusammen unter einem Dach lebe und ich täglich mehr über ihre jeweiligen Vorlieben, Ängste und Gewohnheiten erfahre.
Mir ist somit zumindest eines klar geworden, das mich für 2013 erwartet: Nämlich dass es um einiges schwerer sein wird, mich anfang Februar von allen hier zu verabscheiden, als ich es für möglich gehalten habe. Und dass die Zeit fliegt, denn auch Johanna verabschiedet sich morgen schon von dem Angels Home und die Kinder und ich werden sie nur schweren Herzens gehen lassen.
So eilt die Zeit und wir sagen „Willkommen im neuen Jahr“, das viel Neues bringt und für die Mädchen auch viele neue Praktikantinnen bedeutet, die das Glück haben, sie alle kennenlernen zu dürfen, bis auch ich und unser gemeinsames Silvester langsam in Vergessenheit geraten.
Für mich jedenfalls werden die Erinnerungen an die gemeinsamen Tanzstunden, dieses besondere Silvester und die ganze Zeit hier im Angels Home, weit über das Jahr 2013 hinausreichen.
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