Meine Reise geht weiter
Zurueck in einer ganz anderen Welt
Singapur. Ich sitze am Flughafen und warte darauf aufgerufen zu werden fuer den Flug nach Sydney. In den letzten drei Tagen bin ich ziemlich ziellos durch Singapur herumgeirrt- mit einem Kulturschock der anderen Art. Bevor ich hierhin gekommen bin, war mir noch nicht wirklich bewusst, dass Singapur einen der groesstmoeglichen Kontraste zu Sri Lanka darstellen wuerde. Hier ist alles extrem sauber, extrem geordnet und extrem reich. Zwischen Luxus-Hotels und Gucci-Laeden laufen gestresste Business-Leute hin und her, die mit dem Starbucks-Kaffee in der einen Hand und mit dem neuen I-phone 5 in der anderen Hand tausende von Terminen machen. Niemand starrt mich an, weil ich weiss bin oder ein bisschen verloren aussehe, ich komme mir vor wie unsichtbar.
Vor ein paar Tagen war ich noch taeglich umgeben von einer Horde von 50 Kindern und nun bin ich wieder in einer ganz anderen Welt. Sri Lanka und das Angels Home erscheinen mir nun wieder total weit weg. Und da sitze ich nun am Flughafen, nach drei Tagen Singapur, habe ich mich mittlerweile wieder an die westliche Welt gewoehnt und warte, dass ich nach Sydney fliegen kann.
Mir gegenueber sitzen zwei blonde englische Jungen mit Kopfhoerern auf. Beide halten einen I-Pod in der
Hand und druecken gelangweilt auf dem Touchscreen herum. Ich versuche sie anzulaecheln und obwohl ich ihnen direkt gegenueber sitze scheinen sie mich nicht zu bemerken. Und auf einmal muss ich wieder an die Maedchen im Angels Home denken und wie sie sich in diesem Flughafen wohl verhalten wuerden. Und ich muss daran denken, dass der Grossteil von ihnen wahrscheinlich nie in ihrem Leben einen Flughafen von innen zu Gesicht bekommen wird. Aber falls eine von ihnen hier gesessen haette, dann haette sie auf jeden Fall zurueck gelaechelt und nicht in die Leere gestarrt. Ich bin froh, dass ich jetzt meine Freiheit haben werde in Australien, dass ich rumreisen kann und viele schoene Straende sehen werde.
Aber es gibt auch viele Momente in denen ich an die Maedchen vom Angels Home denke und daran, was sie jetzt gerade wohl tun und ob es ihnen gut geht. Die zwei Monate in Sri Lanka waren zwar eine recht kurze Zeit aber doch lange genug um Spuren hinterlassen zu haben und mir bewusst gemacht zu haben, dass es da draussen noch eine voellig andere Welt gibt. Mit anderen Sitten, anderen Lebensbedingungen und viel mehr Armut und Problemen. Und dass man auch diese Welt nicht vergessen sollte, wenn man es sich gerade irgendwo anders gut gehen laesst. Es faellt mir schwer schon jetzt nach so kurzer Zeit meine Zeit im Angels Home in Worte zu fassen und auszudruecken was ich dort erlebt habe. Ich denke, dass es eine Zeit lang dauern wird, bis ich dies vollkommen begriffen habe. Bis dahin nehme ich mir vor einfach oft an diese Zeit in Sri Lanka, im Angels Home, zurueck zu denken und vor allem an die Kinder zu denken. Ich weiss nicht ob ich sie ueberhaupt je in meinem Leben wiedersehen werde, aber vergessen werde ich sie nie.
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