Zum Hauptinhalt springen

Glassklar Achive

Praktikantin sein im Angels Home

Praktikanten im Angels HomeDraußen ist es dunkel. Ich liege in meinem Bett und schaue auf die Uhr meines Handys. Es ist 4:45 Uhr und ich denke mir oh nein, in 15min muss ich aufstehen. Ich ziehe meine Uniform an. Als ich aus der Tür unseres Zimmers komme spüre ich die kühle Luft der Nacht, schließe das Zimmer ab, und laufe die Treppen hinab. Schon höre ich unten einige Kinder reden.  Ich laufe am Schlafraum 1 vorbei, aus dem gerade Imasha mit müden Augen trottet und mich mit einem leisen „good morning“ grüßt. Hinter der Bühne im Garten sehe ich Emesha, Salani und Supipi zur Morgengymnastik laufen, drehe mich wieder um und sage Imasha sie solle sich beeilen auch zur Gymnastik zu gehen. In Küche stehen Rashani, Samitha und Sandamali  an der Kochstelle, wo der Tee gerade von Preemalattha in die zwei Kanister gefüllt wird. Ich laufe mit einem „good morning“ an ihnen vorbei und sehe auf dem Tisch schon einige Zahnbürsten liegen. Um die Ecke stehen noch viele Kinder am Waschbecken und waschen ihr Gesicht. Außer Sashini steht ratlos vor den Bechern und kommt nicht an ihre Zahnbürste. Ich laufe zu ihr und gebe sie ihr, sie lächelt mich an und läuft davon. Um mich herum wird es leiser, die Kinder gehen zum Eingangsweg und machen ihre Morgengymnastik. Ich hole die restlichen Zahnbürsten aus den Bechern, verteile sie auf dem Tisch und hole die Zahnpasta aus dem Schrank. Nachdem ich die Zahnbürsten bestückt habe, setze ich mich auf den Stuhl und schaue den Mädchen beim Vorbereiten des Essens zu. Ich schaue auf meine Armbanduhr, es ist 5:30 Uhr, die Kinder kommen um die Ecke und stürmen auf mich zu. „Good morning, Sina“. „Good morning, girls. Don´t touch the table“. Schon rammen Eshani und Supipi den Tisch. Ich denke, sehen die das nicht, dass alle Zahnbürsten samt der Zahnpasta umkippen wenn sie das tun?! „Sorry, Sina.“

Alle laufen mit den Zahnbürsten zum Waschbecken, ich schließe den Schrank zu und laufe vorbei an der kleinen Padmini, die Zahnpastaschaum um den Mund hat und mich anlächelt. Ich lächle zurück, fass ihr auf den Kopf und laufe in Richtung des großen Esstisches, an dem die vielen bunten Becher bereit stehen. Sandamali sitzt als einzige mit den zwei Kanistern am Tisch und hat die Augen geschlossen. Ich sehe, dass die Miss hinten am Schreibtisch steht und nun die Glocke läutet. Sandamali erschrickt und gießt auch schon Subani, die mit ihrem Becher vor ihr steht, den Milchtee ein. Samitha motzt Sandamali an, warum sie mir noch keine Tasse gegeben hat. „It´s ok Sandamali. I go.“ Ich hole mir eine Tasse, lasse sie füllen und setzte mich an den inzwischen vollen Tisch zwischen die kleine Sashini und Priyanka. Die Wanduhr zeigt 5:45 Uhr an. Ich schaue zur Miss, die vom Schreibtisch aufsteht und höre sie schon von weitem rufen „Lamay, ikmente karrane“ (Etwa: Beeilt euch, Kinder). Die meisten von ihnen springen sofort auf und gehen ihre Tassen ausspülen. Ich merke, wie Sashini mich verträumt von der Seite anschaut, und sage ihr und den Kindern um mich herum, sie sollen ihren Tee austrinken und gehen. Ich bleibe noch sitzen während ich draußen Hiruni und Emesha den Weg fegen sehe. Einige Mädchen stehen in der Tür, ich rufe „Girls, do your garden work now.“ Langsam gehen sie in Richtung Garten. Die Wanduhr zeigt 6:05 Uhr an, es ist bereits ziemlich hell draußen. Ich schaue den Mädchen bei der Gartenarbeit zu. Nun ist es bereits 6:20 Uhr, ich sollte jetzt langsam zur Cupboard-Side gehen, denke ich mir und sehe auch schon Piumi und Supipi von der Wäscheleine in Richtung Schrankseite an mir vorbeirennen. „Sina, you look my cupboard. Today good.“ „Ok, Ashadi, I come. Are you ready for school?“ Achini, zieht an meinem Arm, ich soll den Reißverschluss ihres Kleides schließen. Preemalattha schließt die Tür von der Schrankseite zum Schuhregal auf. Startklar für die SchuleIch stehe nun, zwischen all den Schränken, umher rennenden Mädchen und Schulsachen, Klamotten und allem was sonst noch auf dem Boden liegt und denke mir: Wo soll ich anfangen? Ich laufe zu Sandiyas Schrank, vor dem viele Sachen auf dem Boden liegen. Sie weint, während Shakina sie anmeckert. „Why?“ frage ich und bekomme von Shakina als Antwort „She not find her tie.“  Innerlich denke ich mir, da ist sie nicht die einzige, die ohne Krawatte dasteht. „Sina, come you look my cupboard.“ Diesen Satz werde ich diesen Morgen noch etwa 30 mal hören Ich laufe zurück ans andere Ende des Ganges und schaue mir Subanis Schrank an. „Nice.“  Einige Schrankkontrollen und Suchen nach irgendwelchen Sachen später, stehen alle Kinder am Tor.  Die Miss kommt wütend aus dem Haus und sagt „Me mokada me“ (Etwa: Was ist das?) und hält ein weißes Unterhemd in der Hand. Shashikala hatte es auf dem Boden liegen lassen. Sie geht und räumt es weg. „Bye girls, have a nice school day.“ Ich freue mich auf mein Bett. Ich schaue auf die Uhr. Es ist 7:20 Uhr. Als ich die Augen das nächste Mal aufmache ist es bereits 09:45 Uhr. Zeit für die Nachhilfevorbereitung denke ich mir. Wen habe ich denn heute? Unit 4 und 5a. Tamara sitzt schon am Tisch vor der Tür und bereitet ihre Nachhilfe vor. „Morgen, na, wie war der 'room-check'? “ frage ich sie. „Hi, war gut. Nichts besonderes.“ Ich mache uns einen 'Dilmah Vanilla Black Tea' und setze mich mit an den Tisch. Während wir unseren Tee schlürfen denke ich mir Übungen aus. Ich gehe runter und trage die Sachen in den Computer ein. Unten treffe ich auf Maheshi, die in ihren Unterlagen kramt. „Good morning.“ Ich laufe in den Computerraum  und sehe, dass Frank und Julia schon da sind. Während ich die Sachen für die heutige Nachhilfe in den Computer eintippe, schaue ich auf die Computeruhr. 11:30 Uhr. Nachdem ich noch ein paar Materialien aus der Bücherei geholt habe, gehe ich wieder nach oben und setzte mich in den Korbstuhl. In einer dreiviertel Stunde kommen die Kleinen aus der Schule rechne ich aus. Ich warte.Padmini hängt die Wäsche auf

Als ich runtergehe um zu schauen ob die Kleinen schon da sind, ist es 12:40 Uhr.  Die Mädchen waschen hinten am Waschplatz ihre Wäsche. Catherine, Preemalattha und Suneetha sind dabei. Ich warte am Esstisch. Supipi und Sajani kommen mit ihren Bechern um die Ecke. „Good afternoon, Sina.“ „Good afternoon. Now you take lunch.“ „Yes, then sleep.“ antwortet Supipi mit einem frechen Lächeln. Alle Mädchen sitzen jetzt am Tisch und essen. Sajani sieht dabei aus wie ein kleiner Löwe. Die Kinder gehen nach dem Essen in ihre Betten. „Good night, Sina.“ Höre ich es aus einem Schlafraum rufen. „Not good night.“, lacht eine andere Stimme.

Ich gehe wieder nach oben. Es ist schon 13:30 Uhr. Kurze Zeit später höre ich unten viele Stimmen, gehe mit Tamara nach unten und begrüße die Kinder. „Good afternoon, Tamara. Good afternoon Sina.“ Lattha, Catherine und Preemalattha laufen umher und sorgen dafür, dass alle ihre Brotdosen säubern und ihre Uniformen richtig waschen und aufhängen.  Dabei wird es manchmal richtig laut. Die Kinder sehen müde aus. Ich höre die Glocke läuten – Mittagessen. Ich laufe durch die Küche und sehe die vielen gefüllten Teller stehen, die von den Kindern abgeholt werden. Lattha ruft: „Sina you don´t need fork?“ „No, thank you.“. Julia und Frank kommen auch aus dem Büro und wir stellen uns an den Tisch. Alle Kinder sind jetzt um den Esstisch versammelt und beten. Ich schaue mir an was es gibt. Fisch, Gurke und Tomate, Kürbiscurry und Reis. Wir fangen an zu essen. Es schmeckt gut, aber es gab auch schon besseres denke ich mir. Nach dem Essen:  „Today English class“, ich drehe mich um und schaue in Nandikas lächelndes Gesicht. „Yes.“ Ich hole die vorbereiteten Nachhilfesachen und höre auch schon die Glocke läuten. Ich schließe die beiden Klassenräume auf, öffne die Fenster und schalte den Ventilator ein. Es ist sehr warm und stickig im Klassenraum. Die 'English Class' kann beginnen. Ich freue mich drauf. Es ist 15:05 Uhr. Um 16:00 Uhr läutet die Glocke. Endlich gibt es Tee. Ich bin gespannt, was es heute dazu gibt. Ich komme an den Esstisch und treffe wieder auf Tamara und Julia. Lecker, Pancakes. Teezeit im Angels HomeViel zu schnell ist die Teezeit um und ich warte auf meine zweite Gruppe. Nur Ashadi steht da. „Where are Nandika, Sodi and Imasha?“ Sie geht suchen und kommt mit den anderen wieder. Die zweite Stunde kann beginnen. Um 17:00 Uhr wird es lauter unten im Garten. Ich schaue auf meine Armbanduhr und beende den Unterricht. „It´s playing time.“ Wir gehen in den Garten. Hinten auf dem Spielplatz sind schon viele Kinder und turnen auf dem Gerüst. Anne und Hiruni schaukeln. „Sina, can we have ball. Volleyball.“ Ich hole ihn. Mit Tamara setze ich mich auf eine Bank. Sashini, Eshani, Piumi Shanika und Sanidya kommen an und zeigen uns ihre selbst gebastelten Perücken aus abgefallenen Laubblättern. „Very nice“. Sie laufen lachend davon. Es ist laut um uns herum. Die Kinder genießen die Spielzeit. Die Glocke läutet, es ist 18:00 Uhr. Der Himmel beginnt langsam dunkler zu werden. Tamara und ich bringen die Kinder zur Waschstelle. Während Tamara mit dem Waschen beschäftigt ist, gehe ich mich kurz ausruhen. Von wegen – hinten sehe ich  Kumari und zwei andere Mädchen noch spielen. „Girls, go to wash now.“ Sie lachen nur. Gegen 18:15 Uhr hole ich die 'Uniform-Check Liste', nehme mir einen Stift aus Maheshi´s Stifthalter, und rufe auf dem Weg zur Cupboard Side ein paar Mädchen zu sie sollen mir ihre Uniformen zeigen. Nirosha und Piumi rennen los, denn sie wollen die ersten sein bei denen ich einen Haken hinter den Namen setzte.  Ich stelle mich erst einmal an die Waschbecken und warte nur darauf, dass gleich 3 oder 4 Mädchen um die Ecke stürmen und mich umrennen werden – hoffentlich bepackt mit 5 Sachen (Uniform, Krawatte, Socken – nicht nur eine - , Unterhemd und Unterhose). Piumi ist die erste, sie stellt sich vor mich und schreit „I´m first. Good Sina ne? I have tie.. uniform.. here socks.. underwear and... panty.“. „Very nice, Piumi. Thank you.“ Ich mache einen Haken. Sie rennt davon. Inzwischen stehen schon etwa 10 andere Mädchen um mich herum. „Ok, good, Maduwanthi. Alright, Shehara. Very good Sashini.“ Ich sehe Sandiya weinen. Sie findet ihre Socken nicht. „Don´t cry Sandiya, we´ll look together.“ Auf der Suche kontrolliere ich noch einige andere Uniformen, bei denen meistens, nein eigentlich immer etwas fehlt.

Spielzeit mit viel SpaßFreude bei der SpielzeitDie Cupboard Side

Oft haben die Mädchen nur eine Socke. Es kann doch nicht so schwer sein die Socken nach der Schule aufzuhängen, dann in den Schrank zu legen und sie mir dann am Abend zu zeigen. Oft fehlt aber auch das wichtigste, nämlich die Uniform. Alle Sachen, samt Uniformen, die mir grade noch gezeigt wurden liegen auf dem Boden verteilt, überall. Die Miss muss kommen. Sie schaut auf die Schilder der Sachen, die mit Zahlen versehen wurden. Number 57 - „Asitha, mehe enne.“ (Asitha komm´her). Ihr wird das Hemd in die Hand gegeben und gesagt, sie solle es sofort wegräumen. So passiert es auch mit allen anderen Sachen. Inzwischen fehlen nur noch 4 Haken auf meiner Liste. Immer die gleichen, die es sich einfach nicht merken können, dass nach der Waschzeit der Uniform-Check ist. Also  gehe ich auf die Suche nach Priyanka, Vindiya usw. Schon wird die Glocke geläutet. Es ist kurz vor 19:00 Uhr. Jetzt wird gebetet. Mir brummt der Kopf  und ich bin froh, dass jetzt alle Kinder für kurze Zeit mit dem Beten beschäftigt sind. Lautes, einheitliches Sprechen drängt durch das Gebäude. Tamara und ich setzen uns nach oben. Bis um etwa 19:45 Uhr sind die Kinder beschäftigt, denn nach dem Beten gibt es Essen. Mein Magen knurrt ebenfalls. Tamara und ich machen uns schnell eine Kleinigkeit zum Essen, setzen uns zusammen und reden ein wenig. Während Tamara gegen 19:45 Uhr die Zahnbürsten auf den Tisch legt und „Signal“Zahnpasta drauf schmiert, setzte ich mich zu den restlichen Kindern, die noch beim Essen sind. Auf Achini´s Teller liegt Reis mit Linsencurry. Sie isst nicht sondern schaut mich an. Wenn ich ihr etwas sagen würde, würde das gar nichts bringen. Also sage ich der Kleinen „Eat now, or I call the Miss.“ Schon lächelt sie und fängt an zu essen. Ich glaube wir Praktikantinnen und alle anderen Mitarbeiterinnen sind sehr froh die Miss zu haben. Sie ist oft  die einzige, die schwierige Situationen meistern kann. Madushika läuft fertig für das Bett in Richtung Schlafraum im zweiten Stock. „Stop Madushika, you went to toilet?“ Das kleine Mädchen fängt an zu lachen und sagt: „Nooo.“ Also dreht sie um und geht auf die Toilette. Wo sind die anderen Mädchen, bei denen man besonders darauf achten muss, dass sie vor dem zu Bett gehen nochmal auf das Klo gehen? Ich suche sie. Udenika liegt schon im Bett. Es tut mit leid, denke ich mir, aber es muss sein, wenn sie nachts nicht im Nassen liegen möchte. „Udenika, come we must go to toilet.“ Nur wiederwillig kommt sie mit. Die anderen Mädchen aus dem Schlafraum rufen meinen Namen. „Wait, I´ll come.“ Als ich wieder zurück bin, möchte Dishna, die auch schon im Bett liegt ein Wortspiel mit mir machen. Ok, gut denke ich mir und spreche ihr nach. Piumi Shanika und Sandamali, die in den Nachbarbetten liegen, fangen an zu lachen. Ich verstehe zwar nur halb worum es geht aber lache mit. Es ist bereits 20:30 Uhr, also sage ich den Mädchen sie sollen jetzt schlafen. Da kommt mir auf einmal der Gedanke, dass heute keines der Mädchen gefragt hat, ob wir heute vor dem Schlafen gehen in die Bücherei gehen können. Komisch, vielleicht morgen, denke ich mir. Ich laufe in den nächsten Schlafraum. Das Licht ist schon aus, aber ich höre, dass die Mädchen noch wach sind. „Good Night, Sina“, ruft Supipi lauthals. IchNoch ein wenig verschlafen aber los geht´s sehe sie zwar nicht aber auch ich wünsche ihr eine gute Nacht. Daraufhin höre ich noch 10 Mal „good night“ von allen anderen. Auf dem Weg in den Computerraum schaue ich noch kurz nach den größeren Mädchen, die an den Tischen vor der Bücherei sitzen und ihre restlichen Hausaufgaben machen. „Can I help you?“ „No, today only Sinhala and Maths Homework.“ Gut, denke ich mir und laufe hinab. Mir kommen Priyanka, Samitha und Sodi auf der Treppe entgegen. „Good night“. Jetzt sind nur noch wenige Lichter im Angels Home an. Ich sehe Sarath draußen seinen täglichen Kontrollrundgang durch das Heim machen. Ich laufe vorbei an Buddy, der zusammengerollt vor dem Büro schläft. Ich schaue in mein E-mail Fach, surfe kurz im Internet und machen dann noch die Nachbereitung der heutigen Nachhilfe. Ich möchte jetzt einfach nur noch ins Bett. Mich graut es schon vor dem kalten Wasser in der Dusche. Als ich einige Zeit später im Bett liege, denke ich an die morgige Nachhilfe. Ich schaue auf meine Handyuhr. 22:30. „Gute Nacht Tamara.“ Ich stelle meinen Wecker auf 4:55 Uhr, da fallen mir schon die Augen zu.

  • Aufrufe: 2601