Schöne Erinnerungen und tausend Fragen.
Die Zeit vergeht schnell... Jetzt sitze ich schon in Villach zu Hause und habe das Gefühl, nie weggewesen zu sein. Vor zwei Wochen hat mein Alltag ganz anders ausgeschaut und jetzt… Jetzt ist alles wie vorher, nur gehen tausende Fragen durch mein Kopf… Wo ist die Zeit hin? War das nur ein schönerTraum, dass ich in Sri Lanka war?
Natürlich kann ich mich an jeden Augenblick in Sri Lanka erinnern und ich rede auch gerne über mein Praktikum, allerdings ist es für mich sehr schwer zu realisieren, dass ich wirklich dort war. An meinem Alltag hat sich nichts geändert. Alles ist gleich geblieben, außer, dass ich jetzt viel mehr schätzen kann, was ich zu Hause habe, vor allem meine Familie. Ich mache mir auch weniger Sorgen wegen unwichtigen Dinge, da ich weiß, dass es Schlimmeres auf der Welt gibt.
„Wie war es in Sri Lanka?“ ist die Frage, die ich bis jetzt undendlich viele Male gehört habe. Darauf kann ich schwer antworten. Mir würde es wahrscheinlich leichter fallen, ein paar Monate später über das Praktikum zu reden, da ich ein bisschen Zeit brauche, um alle Eindrücke und Gefühle in Ordnung zu bringen. Mir selber gehen tausend Fragen durch den Kopf und weiß selber nicht, wo und wie ich anfangen soll, all diese zu beantworten und meine Gedanken zu ordnen.
Ob das Praktikum einen Einfluss auf mein Leben hat, kann ich noch immer nicht sagen. Schöne Erinnerungen sowie 52 Mädchen sind aber jedenfalls in meinem Herzen geblieben. Der Abschied ist mir wahrscheinlich schwerer gefallen als ihnen, da jetzt andere Praktikantinnen meinen Platz ersetzen und die Kinder genauso unterhalten, dass sie kaum merken, dass ich weg bin. Auf das bin ich nicht böse, im Gegenteil; es wird mich immer wieder freuen zu wissen, dass die Mädchen glücklich sind.
Glücklich bin ich auch, wenn ich die Abschiedskarten von den Mädels lese oder die Fotos anschaue, glücklich, weil ich sie kennengelernt habe. Sie waren die, die mein Praktikum bereichert und erfüllt haben. Ich wüsste nicht, wie ich ihnen dafür je danken könnte. Geschenke, ihr Zuhause und ihre Familien würden sie bestimmt glücklich machen, aber genau das kann ich ihnen nicht geben. Das war eigentlich das Schwierigste am Praktikum: Die Kinder zu betreuen, sie zu beobachten, wie sie lachen und dabei zu wissen, dass hinter jedem Lächeln ein Trauma steckt, das eine Praktikantin nicht beseitigen kann.
Alle zwei Monate kommen neue, fremde Praktikantinnen, die sich um die Kinder kümmern. Sie kommen und gehen, kommen und gehen… Ich war nur eine von vielen Praktikantinnen, die genauso kam und wieder wegflog. Manchmal frage ich mich: Habe ich überhaupt etwas in diesem Kinderheim hinterlassen? Es würde mich sehr freuen, wenn ich wüsste, dass in den Köpfchen der Mädchen wenigstens etwas von meinem Englischnachhilfeunterricht geblieben ist. Für mich wäre aber das Wichtigste, zu wissen, dass ich es geschafft habe, ihnen genug Liebe und Aufmerksamkeit zu geben.
Waren die Kinder traurig als ich weggeflogen bin oder haben sie sich schon auf die neuen Praktikantinnen gefreut? Wahrscheinglich beides. Ich weiß nur, dass ich glücklich bin, wieder zu Hause zu sein. Traurig bin ich auch, wenn ich die Augen zumache und an die Zeit mit den Mädchen denke. Ich vermisse sie. Ich vermisse es, wie sie mich umarmten, etwas Lustiges sagten und dann lachten… Ich vermisse die Blumen, die sie mir ins Haar gesteckt haben und die Frisuren, die sie an mir ausprobiert haben. Ich vermisse „Good evening!“, das ich jeden Abend gehört habe und natürlich das laute Schreien von „IceeeCreeeam!“, wenn man ein Foto macht. Ich könnte jetzt endlos aufzählen, was ich alles vermisse, an diese schönen Momente denken, in den Monitor schauen und grinsen wie verrückt.
Während des Praktikums hatte ich sehr viel Spaß, aber dadurch lernte ich auch sehr viel für das Leben sowie viel Fachwissen. Ich weiß noch immer nicht, ob ich weiter im sozialen Bereich studieren bzw. arbeiten will, aber das Praktikum hat mir sehr geholfen, den Umgang mit den Kindern zu erlernen. Außerdem hat mir die Rolle der Lehrerin sehr gefallen und hoffentlich war ich eine gute Hilfe für die Kinder. Mit meinem Praktikum bin ich selber sehr zufrieden. Alle meine Erwartungen und Wünsche haben sich erfüllt. Die zahlreichen Fragen, auf die ich keine Antwort habe, werden wahrscheinlich weiter meinen Kopf durchwandern und mich zum Nachdenken anregen, aber das finde ich weiter nicht schlimm.
Alles in allem habe ich nur positive Erfahrungen aus Sri Lanka mitgebracht. An die Mädchen und das ganze Team denke ich sehr oft und wünsche mir, sie irgendwann noch einmal zu sehen.
Liebe Grüße,
Snjezana
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