Kinder sollen lächeln und nicht weinen.
Wenn ich so zurück schaue, dann merke ich, dass schon fast drei Wochen vorbei sind. Warum die Zeit so schnell vergeht, weiß ich selbst nicht.
An den Alltag habe ich mich schon gewöhnt. Alles was mir in den ersten Wochen seltsam und ungewöhnlich zu sein schien, ist jetzt zur Routine geworden.
Mit der Rolle der Lehrerin komme ich auch gut zurecht. ? Für mich ist das eine große Herausforderung: Mir fällt es sehr schwer, den kleinen Mädchen,die teilweise sehr wenig verstehen, auf Englisch etwas zu erklären. Meine Zeichenkünste sind in solchen Situationen sehr hilfreich! ?Man muss aber sagen, dass man diesen Unterricht nicht mit dem Unterricht in Österreich vergleichen kann. Mit Hilfe von Kreide, einer Tafel, ein paar Büchern aus der Bibliothek und eventuell ein paar Spielen soll der Stoff erklärt werden. Das stellte bis jetzt kein Problem dar, da man für dieses Schulsystem nicht viel mehr braucht.
Die Tage, an denen ich keine Einkäufe machen muss, verbringe ich im Heim. Gerade aus diesem Grund freute ich mich sehr auf eine Fahrt nach Colombo. Ich dachte, ein Tag außerhalb des Heimes wird mir gut tun, da ich eben auch etwas anderes sehen will. Aber ein Tag war mir zu lang. Als ich die Kinder am Abend wieder gesehen habe, ihr Lachen und die lauten Rufe „Good evening, Ana!“ gehört habe, merkte ich, dass ich sie an diesem Tag sehr vermisst habe und dass ich glücklich war, wieder im Heim zu sein.
Seit diesem Abend denke ich sehr oft darüber nach, was mir diese Kinder bedeuten?! Ich kenne sie erst seit zwei Wochen. Außerdem haben wir auch noch nicht so viel Gemeinsames erlebt, außer Spielen im Garten oder ein paar Stunden Nachhilfeunterricht. Doch ein Tag in Sri Lanka ohne sie ist ein leerer Tag. So schnell sind mir diese Kinder ans Herz gewachsen. Obwohl jede von ihnen eine tragische Geschichte hat, sehe ich das auf ihren Gesichtern sehr selten.
Nur ein paar Tränen aus den Augen mancher Mädchen zeigten mir, dass sie ein Trauma in sich tragen, welches allerdings durch ein strahlendes Lächeln versteckt wird. Manche Mädchen können es auch nicht verstecken. Am Anfang wollte ich ihre Vergangenheit nicht erforschen, weil ich Angst hatte, dass ich sie dann mit anderen Augen sehen werde. Schlechte Laune, Tränen in den Augen und der Wunsch nach Alleinsein weckten in mir die Neugier. Was ist diesen Kindern passiert? Warum sind sie hier?
Die Geschichten mancher Mädchen brachten mich zum Nachdenken. Eine Lösung und ein Heilmittel für die furchtbare Vergangenheit gibt es nicht. Manche Kinder werden die Narben der Vergangenheit das ganze Leben lang tragen. Alles, was ich für sie tun kann, ist, in diesen zwei Monaten für sie da zu sein und zu versuchen, sie von den Gedanken über ihre Vergangenheit abzulenken.
Jedes Wochenende versuchen wir kreative Spiele und Wettbewerbe zu organisieren. Somit wollen wir für die Kinder sowie für uns den Aufenthalt im Angels Home for Children lustiger und spannender machen.
Vergangenes Wochenende ist es uns gelungen, dass alle Bewohner des Kinderheimes einen riesengroßen Spaß hatten. Wir waren nämlich auf der Suche nach dem Angels Home’s Next Superstar! ?
Unsere Dachterrasse war die Bühne, auf der die Mädchen uns zeigen konnten, wie gut sie singen und tanzen können. Schon am Anmeldezettel konnte ich sehen, dass die Mehrheit der Mädchen lieber tanzt als singt, obwohl sie beides sehr gut können. Ein Song & Dance Contest wäre kein Contest ohne eine gute Jury. Um das alles ein bisschen lockerer zu gestalten, luden wir ein paar Mädchen ein, um uns in der Jury zu helfen, weil wir im Vorhinein wussten, dass die Entscheidung schwer wird! Stolz waren nicht nur die Sing- und Tanzkandidaten, sondern auch die Mädchen, die dieMöglichkeit bekamen, in der Jury zu sitzen.
Alleine oder in der Gruppe, vom Anfang an haben uns die Mädchen mit singhalesischen Liedern und wilden Tänzen unterhalten. Nach der Verteilung der Urkunden an unsere Gewinnerinnen, Dinesha in der Kategorie Singen sowie Harisha und Hiruni in der Kategorie Tanzen, baten wir sie, uns noch eine Zugabe ihrer Tanzkünste zu geben.
Gute Stimmung trug dazu bei, dass fast das ganze Publikum am Ende der Show mit den Siegerinnen auf der Bühne tanzte und der Abend so perfekt und unvergesslich wurde. In dem Moment schaute alles eher wie eine Party aus als ein Song & Dance Contest.?Auf den Gesichtern der Mädchen konnte ich kein Wettbewerbsgefühl sehen.
Zufrieden, dass sie überhaupt gesungen und getanzt haben und dass sie einen riesengroßen Spaß dabei hatten, umarmten sie uns und bedankten sich für die Organisation. „Thank you!“ hörte man sehr oft an diesem Abend.
Die Kinder können wir nicht zurück zu ihren Eltern bringen, aber durch ein paar Spiele versuchen wir Praktikantinnen, ihnen die Kindheit in diesem Heim so angenehm wie möglich zu machen.
Auf die nächsten Wochen im Angels Home bin ich sehr gespannt. Sie werden bestimmt lustige Ereignisse sowie neue Erlebnisse und Erfahrungen mit sich bringen, so wie es bis jetzt immer war. ?
Viele Grüße aus Marawila!
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