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Glassklar Achive

Es bleiben mehr als nur Erinnerungen

Eis zum AbschiedKnapp 12.000 Kilometer, 11 Flugstunden sowie 3,5 Stunden Zeitverschiebung trennen mich von dem Land, in dem ich meine letzten drei Monate verbracht habe. Drei Monate, zwar immer in Kontakt stehend mit meiner Familie und meinen Freunden, trotzdem alleine in einem mir bis dato unbekannten Land mit einer fremden Kultur. Würdest du es nochmal machen? ist eine häufig gestellte Frage von Freunden und Bekannten. Meine Antwort lautet Ja! Ich habe die Zeit in Sri Lanka sehr genossen, nehme sehr viele Erfahrungen mit, die mich geprägt haben und die die eine oder andere Veränderung in mir hervorgerufen haben.

Für Sri Lanka ein normales BildErinnerungen, Erzählungen und Fotos, die ich nun mit anderen Menschen teilen kann, stellen zurzeit noch eine Verbindung zu meiner Zeit in Sri Lanka dar. Ansonsten muss auch ich leider sagen, dass mich der Alltag und vor allem das Leben in Deutschland erschreckend schnell wieder eingeholt haben. 12.000 Kilometer sind nicht nur eine räumliche Distanz, sondern auch ein Schritt zurück von einer anderen, neu kennengelernte Welt in eine mir bekannte, zivilisierte westliche Welt.

Ich kann mich noch an meine ersten Tage in Sri Lanka erinnern: viele neue Eindrücke, die mich teils überforderten, teils Staunen ließen, die verrückte und chaotische Lebensweise der Singhalesen, aber auch die warmherzige Atmosphäre im Heim, die mich empfing und mich voll und ganz in Beschlag nahm. Deutschland war passé: Borussia Dortmund als neuer deutscher Fußballmeister in meinem Wohnort, die Landtagswahlen  in Nordrhein-Westfalen sowie die Euphorie der Europameisterschaft nahm ich nur begrenzt war und interessierten mich nicht wirklich. Zurück in Deutschland nehmen mich Arbeit, Training und andere Verpflichtungen wieder in Anspruch… Es geht weiter als wäre man nie weggewesen. Alle freuen sich, dass du wieder da bist. Und das Leben in Sri Lanka scheint plötzlich so fürchterlich weit weg zu sein, was mich am Anfang wirklich beängstigte. Sind es die 12.000 Kilometer, die einen trennen, ist es die andere Lebensweise, die ich in Sri Lanka geführt habe? Ich kann mich der Praktikantin Caro nur anschließen: ich habe fast 3 Monate in einer anderen Welt gelebt. In einem Entwicklungsland mit Lebensbedingungen und Standards, die auf keinen Fall unerträglich waren, die aber auch nicht mit unseren Gewohnheiten vergleichbar sind. Es war eine Erfahrung wert.

Sri Lanka, ein Land zum verleben.Ich wurde schon mehrmals gefragt, ob ich viel Armut gesehen habe. Nein – konnte ich mit bestem Gewissen sagen. Nur weil Sri Lanka ein Entwicklungsland ist, heißt es nicht, dass die Menschen in Armut und mit Hunger leben. Das Land fehlt infrastrukturelle Maßnahmen, die unsere westlichen Länder zu dem machen, was sie sind. Den Singhalesen mangelt es auch nicht an allem. Viele Einheimische sieht man mit aktuellem Smartphone in der Hand und hochwertiger Kleidung; gleichzeitig wohnen sie nur in einer Hütte mit Wellblechdach und müssen zum Duschen in den nächsten Fluss springen. Die zu schnell wachsende Bevölkerung macht dem Land zu schaffen, hinzu kommen Umwelt- und Müllversorgungsprobleme. Auf meiner zwei wöchigen Reise haben mir noch viele Singhalesen von dem 3 Jahre zuvor beendeten Bürgerkrieg erzählt oder von den schlimmen Folgen des Tsunamis 2004. Die Entwicklung eines Landes ist ein Prozess, der über Jahre dauert und niemals ein Ende findet…

Reiseerfahrung mit MaduhSchön war es nach meiner Reise die Entwicklung im Angels Home zu sehen. Frank und Julia sowie die Praktikantin Janine haben mich während meiner Abwesenheit allzeit auf dem Laufenden gehalten. Aber mein letzter Aufenthalt im Heim nach meiner Reise hat mir nochmal deutlich gezeigt, dass es auch im Angels Home stetig voran geht. Bei meiner Ankunft wurde ich sofort von 10 Mädels in den neu angelegten Garten gezerrt und musste mir jede Pflanze einzeln anschauen, obwohl sie alle gleich aussahen J . Sehr erfreut hat mich, dass sich die beiden neuen Mädels, Shanika Sewandi und Priyanka, so gut im Heim eingelebt haben. Ich durfte sie vor meinem Aufbruch noch wenige Tage kennenlernen; nachdem sie sich am Anfang noch sehr zurück haltend einlebten, tobten sie nun wie alle anderen im Garten herum. Ich bin gespannt auf weitere Zuwächse und Entwicklungen im Angels Home sowie auf die Erfahrungsberichte der anderen Praktikantinnen. Ganz bestimmt werde ich die Neuigkeiten versuchen weiter zu verfolgen.

Achini mit PriyankaIch bin unheimlich dankbar für die Zeit in Sri Lanka. Ich habe viele tolle Dinge erlebt und, so gut wie, nur positive Erfahrungen gemacht. Viele Erlebnisse haben Denkweisen und Einstellungen zu bestimmten Themen verändert und werden auch zukünftig mein Leben prägen. Auch kleine Dinge können das Leben lebenswert machen; viele Situationen sehe ich gelassener und bedenkenloser; auf der anderen Seite kann ich jetzt besser Dinge einschätzen, für die es sich lohnt zu kämpfen und die mir im Leben wichtig sind. Danke für die schöne Zeit! Hervorheben möchte ich nochmal die Glücksmomente, die die Kinder mir geschenkt haben. Als Sportwissenschaftlerin habe ich schon mit vielen Adressaten unterschiedlichen Alters zu tun gehabt; die Arbeit mit Kindern fehlte mir, bis auf diverse Vereinsarbeiten, völlig. Kinder sind ehrlich, fast immer gut gelaunt und erfreuen sich schon an deiner bloßen Anwesenheit – die Mädels im Angels Home haben mein Herz sehr oft springen lassen und mir viele glückliche Augenblicke gewährt. Dafür danke ich ihnen sehr! Eines meiner nächsten Projekte in Deutschland heißt „Kinder-Reha“ einzuführen und zu leiten. Wer weiß, ob ich mich vor Sri Lanka für solch ein Projekt interessiert hätte…

Bild: Danke für die schöne Zeit!

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