Kommen und Gehen – Willkommen und Verabschieden.
Ich bin angekommen! Wochenlange Planungen, organisatorische Vorüberlegungen, aufbauende Erwartungshaltung, Angstbewältigungsstrategien für meine Mama, ausgiebige Erklärungen warum, wieso, weshalb ich nach Sri Lanka gehe, haben nun ein Ende, da ich seit genau einer Woche in Marawila lebe. Was ich ziemlich erstaunlich finde, da mir die Zeit nicht so lang vorgekommen ist. Der Grund dafür ist wahrscheinlich, dass ich hier herzlich in Empfang genommen worden bin, der Start keinerlei Schwierigkeiten mit sich gebracht hat und ich mich einfach nur wohl fühle…
Nachdem ich den ersten Hitzeschlag, als ich meine Füße auf singhalesischen Boden stellte, überwältigt hatte, entwickelte sich meine Stimmung wieder schnell zu dem Gefühl der unglaublichen Vorfreude, die sich während meines rund 10 stündigen Fluges in mir aufstieg, dieses Glücksgefühl hatte, meiner Meinung nach, bei der Landung seinen Höhepunkt. Leichte Bedenken traten in der Empfangshalle des Flughafens von Colombo auf, als ich ununterbrochen singhalesische Taxi und Tuk-Tuk Fahrer abweisen musste, da ich von der Projektleiterin Julia Fischer abgeholt werden sollte. Aber nicht nur Julia, sondern mir ihr drei der etwas älteren Kinder aus dem „Angels Home for Children“ haben die Fahrt zum Flughafen auf sich genommen. Heute stand jedoch nicht nur meine Ankunft sondern auch der Geburtstag eines der Kinder auf dem Programm.
Shakina feierte an diesem Tag ihren 13. Geburtstag und durfte mich als Überraschung mit zwei weiteren Kindern abholen. Unterwegs gab´s zusätzlich eine Kleinigkeit zum Naschen und für mich Wasser, das ich bei der ungewohnten Temperatur und hohen Luftfeuchtigkeit dringend nötig hatte…
Die ersten Bilder Sri Lankas prasselten auf dem Weg nach Marawila auf mich ein: sehr belebte Straßenränder mit Singhalesen und noch belebtere Straßen mit allerlei motorisierten Fortbewegungsmittel, die kontinuierlich versuchen sich gegenseitig zu überholen und ununterbrochen dabei hupen; dann endlich die etwas holprige Bowatta Temple Road, die zum schönsten Bild am Tag meiner Ankunft führte: beim Eintreffen des Vans im Angels Home kamen aus allen Ecken 15 weitere süße Mädels zusammen gerannt um mich mit den zwei weiteren Praktikantinnen zu begrüßen. Just in diesem Moment wusste ich, dass sich das oben beschriebene Glücksgefühl noch steigern lässt!
Die ersten Tage vergingen wie im Flug und ich fand mich dank der Hilfe von Lisa und Caro, den anderen Praktikantinnen, sowie den hilfsbereiten Angestellten sehr schnell im Angels Home zu Recht. Meine Bedenken bei den Kindern bezüglich Distanz und Zutraulichkeit waren völlig unberechtigt und verflogen in wenigen Stunden. Das Kennenlernen der Kinder wurde mir aufgrund der momentanen Ferien erleichtert. Wenn es heißt nächste Woche die Namen und Gesichter von 50 Kindern wissen zu müssen, so muss ich mich jetzt erst an ca. 20 Kinder gewöhnen. Zum gegenseitigen Kennenlernen gibt es jetzt auf jeden Fall genügend Zeit; aktuell bin ich die einzige Praktikantin vor Ort. Nachdem Caro am Samstag Reisen gegangen ist, mussten wir leider am Wochenende Lisa verabschieden. Parallel zu all den neunen Eindrücken, die ich erfahren durfte, musste sich Lisa von den Kindern verabschieden – dafür lernten die Kinder einen selbst gebackenen Apple-crumble kennen, den sie mit Lisa gebacken haben. Dennoch war das Gefühl von Kommen und Gehen sowohl bei uns Praktikantinnen als auch bei den Kindern zu spüren. Man geht niemals so ganz; dennoch musste sich Lisa von der Zeit in Sri Lanka verabschieden und ich heiße sie willkommen!!!
Magä name Linda sind meine ersten Wörter, die ich auf Singhalesisch verstehe und sagen kann. Die Mädels aus dem Angels Home haben mir diese Wörter sehr geduldig und aufgeregt beigebracht. Große Neugierde und Interesse an neuen Praktikantinnen sowie an neuen Geschichten, die diese aus Germany mitbringen, kennzeichnet die Persönlichkeit der Kinder im Angels Home. Sehr wissbegierig fragen viele nach deutschen Eigenschaften, interessieren sich für die Namen meiner Familie oder für deutsche Übersetzungen von pineapple, mango, tree house oder swing und lachen anschließend ausgiebig über die deutsche Aussprache…
Einhergehend mit großen strahlend lächelnden Augen der Mädels schlägt mein Herz in solchen Momenten etwas höher. Viele dieser unfassbaren Augenblicke habe ich schon in meinen ersten Tagen auf Sri Lanka erleben dürfen und freue mich auf weitere so wundervolle Erfahrungen…
Am 13. und 14. April feiern die Singhalesen und auch Tamilen Neujahr. Da an diesem Tag viele Kinder in den Ferien bei Verwandten waren und mehrere Angestellte den Tag mit ihren Familien verbracht haben, wird am Samstag das singhalesische Fest im Heim nachgeholt. Ein Tag voller Programm, ausreichend gutem Essen und ein paar kleine Überraschungen erwartet die Kinder… Ebenso wie die Mädels freue ich mich auf den Tag und darauf die singhalesische Kultur weiter zu entdecken - Ich werde euch davon berichten!
Viele Grüße und bis bald
newatha hamuvemu Linda
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