Gut, dass ich gut gelandet bin…
Jetzt ist es schon fünf Tage her, dass ich deutschen Boden unter den Füssen und eine rot gefrorene Nase hatte. Vor fünf Tagen hat mich meine aufgeregte Mama mit der Begründung, dass ich noch viel aufgeregter sei, nicht zum Flughafen fahren lassen, sondern selbst das Steuer übernommen. Der darauf folgende Flug war eigentlich recht ruhig und ich war einfach nur froh, dass es endlich losging. Egal was ich vergessen hatte, es ging los. Dank meiner Flugangst kam ich dann übernächtig, aber erleichtert mit nur 30 Minuten Verspätung an. Die andere Praktikantin die mich abholen wollte war allerdings in der Empfangshalle nicht anzutreffen. Ich hatte keine singhalesische Nummer, mein Guthaben sowieso beim Zwischenstopp vertelefoniert und in Deutschland war es mitten in der Nacht. Nach einer halben Stunde wollte ich mich dann selbstständig machen und wurde kurz vor dem Ausgang von einem netten Singhalesen angehalten, der mir seine Hilfe anbot. Also hab ich meine erste Notiz gemacht; Singhalesen sind hilfsbereit.
Gerne hab ich diese freundliche Einladung wahr genommen und konnte dann mit seinem Handy ins Netz und die Kinderheimnummer suchen und als ich dann auch gerade Frank anrief, kam eine mir von Fotos vertraut aussehende Person auf mich zugerannt: Julia, die andere Praktikantin. Erleichtert haben wir uns dann im gemieteten Van auf den Weg ins „Angels Home for Children“ gemacht.
Dabei gab es viel zusehen und ich konnte bei dem Angebot an Früchten nicht straight durchfahren und so sind wir noch einmal ausgestiegen, um die leckerste Ananas und die leider verdorbenste Mango der Welt zu kaufen. Nach circa einer Stunde habe ich dann mein neues Zuhause und die aufgeschlossenen „Mitbewohner“, kennen gelernt. Der Kontrast zwischen Hautfarbe und den Zähnen ist so auffällig und lässt mich immer gleich mit strahlen, wenn die Kinder mich anlächeln. Ein schöner Empfang und die Müdigkeit hat sich hinter dem Adrenalin des Tages ganz klein gemacht. Den Tag habe ich dann mit dem Kennenlernen von Menschen und Räumlichkeiten verbracht und bin kurz vor dem Abendessen (Abendbrot wäre irgendwie der falsche Ausdruck gewesen) ins Bett gegangen. Das war nicht sehr klug von mir, denn ab halb 4 war ich wach und mein Mordinstinkt gegenüber Mücken erwacht!
Habe mit der Hand meine Wäsche gewaschen (jeden Morgen) und Tee getrunken und bin erst um 8 Frühstücken gegangen. Übrigens schmeckt mir das Essen sehr gut und die brennenden Lippen danach lassen mich noch lange was vom Essen haben.
Dann sind Julia und ich mit dem TukTuk in die Innenstadt von Marawilla gefahren (also nicht wir sind gefahren, sondern ein Fahrer (haben wir nämlich schon rausgefunden, dass eigenes Fahren ohne Lizenz sogar Gefängnis bedeuten kann). Zurück sind wir an der Küste durch die Fischerhäuser gelaufen (ca. 1 Stunde) und da sind mir die Unterschiede zwischen dem singhalesischen und dem deutschen Klima besonders aufgefallen. Puh!
Nach dem Mittagessen haben wir den Weihnachtsbaum aufgebaut und geschmückt. Das war ziemlich lustig und am Anfang waren Julia und ich mit den Kindern alleine und wir haben sie nach ihrem Geschmack schmücken lassen. Das bedeutet bei Kindern: Alles ran an den Baum! Als wir halbwegs fertig waren, kam das Personal vom Kinderheim (ganz freundliche Kindermädchen und Küchenkräfte) und haben zusammen mit den Kindern wieder alles abgehängt, um den Baum dann systematisch und nach singhalesischem Geschmack neu zu schmücken. Das bedeutet: ALLES ran an den Baum. Hat mir gut gefallen!
Abends war ich mit Frank und Julia in einem einheimischen Lokal. Da konnte man sich noch mal besser kennenlernen und zusammen schlemmen, ein sehr leckerer und schöner Abend. Die nächste Nacht habe ich aber auch schon wieder einen sehr verstörenden Schlafrhythmus gehabt, nämlich von Mitternacht bis halb 4 morgens. Der Tag wurde trotzdem super. Wir haben vormittags und nachmittags mit den Kindern Weihnachtssterne gebastelt. Mit ganz viel Glitzer. Für die Sterne, aber irgendwie auch fürs Gesicht, für die Haare und den Fussboden. Hat auf jeden Fall Spaß gemacht und die Kinder waren wirklich begeistert dabei und super kreativ. Sogar einige Frauen vom Personal ließen sich diese Glitzerchance nicht entgehen. Wir haben das im großen Essbereich am Esstisch gemacht. Danach war es ein bisschen unangenehm, da Julia und ich nicht mit aufräumen bzw. putzen durften. Die Besen und Lappen wurden uns von dem Personal und den Kindern „entrissen“, wieder so ein kulturelles Ding. Und jeder der schon mal mit Glitzer und Kindern gearbeitet hat, weiß das danach die ganze Bude glitzert... Eigentlich nicht schlimm, wenn es nicht die anderen für einen wegmachen. Nach dem Essen war ich dann auch schnell im Bett, denn ich bin durch den Flug und den Klimawechsel doch schon recht erkältet.
Ich genieße es so viel Zeit für die Kinder zu haben. Im Moment haben diese keine Schule und dadurch viel Zeit zum Bastel und Spielen!
Die Kinder haben mich wirklich toll empfangen! Als wir jetzt Schmuck zusammen gebastelt haben, sah ich danach aus wie unser Tannenbaum: Von oben bis unten mit Schmuck behangen. Viele kleine Willkommensgeschenke.
Ich bin froh endlich hier zu sein und so gut angekommen und gelandet zu sein!
Liebe Grüße nach Deutschland,
Eure Rahel
Ps: Mäuse fressen Seife!
- Erstellt am .
- Aufrufe: 2922