Kanada, Deutschland, Sri Lanka.
„Hallo, ich heiße Anika, werde im Juni 23 Jahre alt und habe im letzten Jahr mein Bachelorstudium in Kommunikations- und Medienmanagement in der Nähe von Dortmund abgeschlossen. Zwischen Bachelor und Master habe ich nun ein „Gap Year“ – wie es neuerdings so schön heißt –· eingeschoben, um Praxiserfahrungen zu sammeln und all das zu machen, wofür das Arbeitsleben vermutlich keine Zeit mehr lassen wird. Einen Tag nach Abgabe meiner Bachelorarbeit saß ich daher bereits im Flugzeug nach Kanada, um gemeinsam mit einer Freundin von dort aus die Küste bis runter nach San Diego zu erkunden. Zurück in Deutschland arbeitete ich erst einige Monate für eine Unternehmensberatung, bei der ich bereits meine Bachelorarbeit geschrieben hatte, und absolvierte anschließend ein Praktikum im Bereich Personalmarketing / Talent Rekrutierung in Hamburg. Nun bin ich wieder zu meinen Eltern in die Nähe von Bremen gezogen. Hier werde ich allerdings nur eine gute Woche verweilen bevor es wieder einmal Koffer packen heißt – denn am kommenden Mittwoch geht es für mich nach Sri Lanka...“
Ich weiß nicht wie oft ich in den letzten Monaten so oder so ähnlich mich und mein „Gap Year“ beschrieben habe. In der Regel folgten darauf immer die gleichen Fragen: „Sri Lanka? Das ist ja spannend… Aber ist das nicht gefährlich? Wie sind die derzeitigen Temperaturen? Wie ist denn die Infrastruktur dort?· Was wird dort gegessen?...“ Um ganz ehrlich zu sein, in den meisten Fällen kannte ich die Antwort nicht.
Meine Entscheidung nach Sri Lanka zu gehen lag nicht in dem guten Wetter, den tollen Transportwegen oder dem guten Essen begründet. Vielmehr reizten mich die Aufgaben, die Erfahrungen und die Chance, einen lang gehegten Wunsch endlich wahrwerden zu lassen.
Bereits nach dem Abitur hatte ich damit geliebäugelt Freiwilligenarbeit im Ausland zu leisten – irgendetwas mit Kindern sollte es sein. Ich weiß nicht, ob es eine gewisse Planlosigkeit oder vielleicht die Angst vor dem zwar reizvollen aber auch beängstigen Schritt war, aber es kam nicht zu diesem Auslandsaufenthalt. Drei Jahre Studium, ein Auslandssemester in Australien und diverse Rucksackreisen später sind die Bedenken geschrumpft, aber die Neugier ist geblieben. Daher war ich gleich begeistert, als ich auf der Suche nach einem Auslandspraktikum auf Julias Ausschreibung: „Auslandspraktikum in einem Kinderheim in Sri Lanka“ stieß. Das klang vielversprechend. Auch die Aufgaben wie Öffentlichkeitsarbeit für das Kinderheim und das Unterrichten der Kinder auf· Englisch passten perfekt. PR zählte zu meinen Schwerpunkten im Studium und die Arbeit mit Kindern im Rahmen eines sozialen Projekts hatte mich ja schon seit langem gereizt ... heute sitze ich zuhause und habe noch immer nicht ganz realisiert, dass es in einer Woche bereist los geht. Als ich eben die neusten Berichte auf der Dry-Lands-Homepage las packte mich sogleich wieder die Vorfreude! Zugegeben, nun wo die Abreise näher rückt, frage ich mich auch manchmal "Bin ich zu optimistisch? Auf was lasse ich mich da eigentlich ein?". Aber was soll ich zu grübeln anfangen. Ich freue mich einfach riesig auf die Zeit im Angels Home und kann es kaum erwarten, die Kinder, Julia, Frank, die anderen beiden Praktikantinnen Bettina und Margarete· und die Mitarbeiter endlich kennenzulernen.
Nach sehr turbulenten Monaten kehrt hier in Deutschland nun langsam etwas Ruhe bei mir ein und ich treffe die letzten Vorbereitungen vor meiner Abreise. Wer weiß, vielleicht finde ich ja doch noch etwas Zeit, den Reiseführer , der schon seit Monaten auf meinem Schreibtisch liegt, zu studieren, mir die Informationsseite zu den singhalesischen Nationalspeisen, mit der ein Freund neulich vor mir stand, zu Gemüte zu führen oder mit Hilfe der Singhalesisch-Lern-CD, ein Abschiedsgeschenk meiner Praktikumsabteilung, ein paar Wörter in der Landessprache zu lernen. Ansonsten werde ich Temperaturen, Infrastruktur, Essen und noch vieles mehr bald selber erleben. Darauf kann mich wahrscheinlich eh kein Reiseführer oder Vokabeltrainer so richtig vorbereiten.
Ich bin gespannt was mich erwartet und lasse wieder von mir hören!
Viele liebe Grüße aus Deutschland,
Anika
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