Magarete Ciuk. Nach 2 Wochen Sri Lanka. 13.06.2011
Hallo meine Lieben,
Mittlerweile sind über zwei Wochen vergangen seit meiner Ankunft in Sri Lanka und deswegen wollte ich euch heute mehr von meinen Eindrücken aus dem Angels Home berichten.
Insgesamt habe ich ungefähr eine Woche gebraucht, um mich hier im Angels Home richtig wohl zu fühlen. Das Angels Home und die Kinder haben zwar vom ersten Tag an einen sehr positiven Eindruck auf mich hinterlassen, aber dennoch ist ein Neustart selbstverständlich auch mit Unsicherheiten verbunden. Dies verstärkt sich besonders, wenn man in einer fremden Umgebung ist, wo eine andere Sprache gesprochen wird und man einfach auch viel aus Beobachtungen statt durch ständiges Nachfragen erschließen muss. Außerdem muss man auch damit umgehen können, dass sich nicht alle Kinder sofort auf einen stürzen und einem zum gemeinsamen Spielen auffordern. Einige Kinder, besonders die Älteren, brauchen zum Teil länger, um sich auf die häufiger wechselnden Praktikantinnen einzustellen. Insofern war es dann nach einer Woche ungefähr soweit, dass ich wusste wie sich hier so ein Tagesablauf gestaltet, wie die Leistung der einzelnen Kinder in der Nachhilfe ist, dass ich den Großteil der Namen beherrschte und mit jedem Kind mindestens eine kurze Unterhaltung geführt hatte.
Insgesamt ist der Tagesablauf einer Praktikantin unter der Woche schon sehr strukturiert, so dass wenig Zeit bleibt, mit den Kindern längeren Freizeitbeschäftigungen nachzugehen. Morgens ist man in der Regel mit der Büroarbeit und Vorbereitung der Nachhilfe beschäftigt. Zwischen 12 und 13 Uhr trudeln dann die ersten Kinder ein, wo man ein Auge darauf wirft, dass sie ihre Schränke aufräumen, sich ordentlich umziehen und ihre Wäsche waschen.
Nach dem Mittagessen verschwindet man relativ bald in den Klassenräumen, um den einzelnen Kindern Nachhilfe zu erteilen. Nach der Nachhilfe hat man dann meistens noch 1-2 Stunden, um bei den Hausaufgaben zu helfen oder mit den Kindern zu spielen. Danach heißt es für gewöhnlich aufs Fahrrad zu steigen und die Beachroad wieder nach Hause zu fahren.
Ich persönlich habe den strukturierten Alltag jedoch für den Anfang als sehr angenehm empfunden, da es mir erleichtert hat, mich langsam an das Leben im Angels Home zu gewöhnen. Zudem bringt mir auch die Nachhilfe sehr viel Spaß und es ist spannend, die Stärken und Schwächen der einzelnen Kinder zu entdecken. Die große Hasini ist wirklich beeindruckend gut im Schreiben und freut sich immer, wenn ich ihre Sätze diktiere. Ein anderes Mädchen wie Dilki ist wiederum gut im Lesen. Ich versuche meistens in der Nachhilfe auf die Stärken einzugehen, um die Motivation der Mädchen aufrecht zu erhalten, aber auf der anderen Seite auch Sachen dranzunehmen, wo noch ein starker Verbesserungsbedarf da ist. Man muss auch lernen, sich über ganz kleine Fortschritte freuen zu können, gerade in den Anfängergruppen, wo viele Kinder sind, die erst kürzlich im Angels Home aufgenommen worden sind und vorher noch kein Englisch sprechen konnten. Da kommt dann doch schon Freude auf, wenn die kleine Maduwanthi auf einmal in der Lage ist, Farben richtig zu benennen.
Am Wochenende war es dann soweit, dass ich über 3 Tage im Angels Home übernachten sollte. Julia und Frank wollen es langfristig so gestalten, dass die Praktikatinnen in eigenen Räumlichkeiten im Angels Home untergebracht werden. Da dies für die Kinder natürlich auch eine Veränderung in ihrem Tagesrhythmus bedeutet, wollen sie jetzt die Kinder langsam daran gewöhnen, dass Praktikantinnen abends vor Ort sind. Insofern ist jetzt der Plan, dass Anika, Bettina und ich, uns abwechseln und jeder jeweils eine Woche im Heim verbringt. Ich hatte anfangs schon meine Bedenken gehabt und mich insofern entschieden, dass ich meine erste Woche nur 3 Nächte ins Heim gehe, um mir erstmal anzuschauen wie es mir überhaupt gefällt. Als es dann soweit war und ich die Kinder im Laufe der Woche schon näher kennenlernen konnte, sind meine Bedenken aber bereits merklich geschrumpft. Letztendlich war es alles echt nett gewesen und es war schon eine coole Erfahrung, auch mal die Atmosphäre abends mitzubekommen. In der Regel wird gegen 19 Uhr gebetet und ich habe mich entweder zu den Buddhisten oder zu den Katholiken gesellt, um ihre singhalesischen Gebete zu belauschen. Nach dem Abendessen heißt es dann für die Kleinen Zähne zu putzen und ins Bett zu gehen. Die großen Kinder können in der Regel noch eine Stunde länger aufbleiben, um Hausaufgaben zu beenden oder sich anderweitig zu beschäftigen. Dies war für mich eine gute Gelegenheit, auch mit den älteren Mädchen mehr anknüpfen zu können. Die einzige wirkliche Hürde, welche es für mich bei den Heimübernachtungen zu überwinden gilt, ist das morgendliche Aufstehen um 5 Uhr. Das ist für jemanden, der generell kein Morgenmensch ist, natürlich schon eine Überwindung. Umso überraschender ist es dann, die Kinder putzmunter bei der Gartenarbeit um 5.30 Uhr anzutreffen. – Da kann ich mir sicher noch was abgucken. Insgesamt war es nach der strukturierten Woche auch gut, wieder Wochenende zu haben, um sich intensiver mit den Mädchen beschäftigen zu können. Am Sonntag hatten wir beispielsweise Elle gespielt. Dinesha hat sich da besonders gut gemacht, so dass der Jubel beim gegnerischen Team groß war, als sie endlich abgewurfen wurde.
Ein kleines Highlight konnte ich dann im Laufe der letzten Woche noch erleben, indem ich einen Geburtstag in der Ferne erleben durfte. Da wurden mir dann von 42 Kindern die Hände geschüttelt und von einigen Kindern selbstgebastelte Karten überreicht. Eins kann ich sagen, in Deutschland hätte ich soviele schöne Geburtstagskarten bestimmt nicht erhalten
Ich bin schon sehr gespannt, was die folgenden Wochen noch für Erfahrungen und Überraschungen mit sich bringen werden. Das einzige von dem ich in Zukunft gerne weniger hätte, sind die lästigen Stromausfälle, von denen wir jetzt in einer Woche 4-5 hatten. Gerade wenn man morgens im Büro am Computer arbeiten möchte, ist dies natürlich suboptimal. Ansonsten kann es gerne so weitergehen wie bisher.
Grüße aus Marawila,
Magarete
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