Margarete Ciuk. Was für ein Empfang. 30.05.2011
Hallo ihr Lieben,
Dieses Mal nun ein Tagebucheintrag vor Ort Ich bin bereits in Marawila angekommen und habe mein erstes Wochenende hier im Angels Home verbracht. Insgesamt gefällt es mir hier sehr gut und ich habe jetzt schon so viel zu erzählen, dass ich direkt mal anfange:
Letzten Mittwoch war es nach langem Warten endlich soweit! Nach einem schönen Abschiedswochenende in London und einer weniger schönen Erkältung am Anfang der Woche bin ich Mittwochabend in den Flieger nach Colombo gestiegen. Der Flug verlief recht angenehm mit Zwischenaufenthalt in New Dehli und am Donnerstagabend bin ich in Colombo gelandet. Julia hat mich vom Flughafen abgeholt und wir sind dann direkt in das Haus von Julia und Frank gefahren, wo ich die nächsten 2 Monate wohnen werde. An den Fahrstil muss ich mich definitiv erstmal gewöhnen, aber der Blick aus dem Fenster auf Landschaft, Leute und Gebäude hat mir dann doch sehr zugesagt. Es ist echt schön wieder in Asien zu sein! Zu Hause habe ich dann auch direkt Frank und Simone kennengelernt und wir haben uns alle erstmal vorgestellt und meinen ersten Abend mit einem Glas Wein ausklingen lassen. Insgesamt haben das Haus, Julia, Frank und Simone einen super ersten Eindruck bei mir hinterlassen. Nur schade, dass die Simone in 2 Wochen auch schon wieder nach Hause fährt.
Am nächsten Tag bin ich nach einem ersten praktischen Einkauf mittags im Heim angekommen, wo auch schon die ersten Kinder gewartet haben. Das neue Heim ist echt toll geworden und bietet den Kindern neben schönen, praktischen Räumlichkeiten auch eine große Spielfläche. Prinzipiell habe ich am ersten Tag hauptsächlich mir das Gebäude mal angeschaut, die Kinder alle kurz kennengelernt und Simone in der Nachhilfe begleitet. Die Nachhilfe hat mir direkt wirklich viel Spaß gemacht und ich möchte mich definitiv so viel es geht hier engagieren und den Kindern möglichst viel vermitteln. Es war auch echt schön die Kinder endlich mal live zu sehen und ich habe direkt ein positives Gefühl gehabt. Natürlich sind einige frechere Kinder dabei und jedes Kind hat seine eigene Persönlichkeit mit Stärken und Schwächen. Nichtsdestotrotz sind die Kinder doch echt süß und einfach zum liebhaben. Allerdings muss ich schon gestehen, dass es erstmal eine Herausforderung für mich war als “die Neue” 41 Kindern gegenüber zu stehen, welche untereinander auf einer anderen Sprache kommunizieren und deren Namen man noch nicht kennt. Ich denke aller Anfang bringt seine Hürden mit sich und das Auswendiglernen der Namen wird mich sicherlich noch ein Weilchen kosten, aber ich bin schon auf dem guten Weg zum Ziel
Am Samstag habe ich dann den ganzen Tag von morgens bis abends im Heim verbracht. Am Wochenende ist keine Schule, insofern waren bis auf die katholischen Kinder die meisten Kinder die ganze Zeit anwesend, was mir eine gute Gelegenheit gegeben hat, sie ein bisschen besser kennenzulernen. Ich habe mich auch direkt viel wohler gefühlt, da obwohl ich für die Kinder immer noch ein neues Gesicht war, eine viel entspannter und offene Atmosphäre herrschte, da sie mich zumindest am Tag vorher einmal gesehen hatten. Am Abend haben Simone und ich Julia und Frank in deren Stammrestaurant begleitet und die Gelegenheit gehabt mehr über ihre Erfahrungen in den letzten Jahren zu erfahren, was auch sehr spannend war.
Der Sonntag war dann ein richtig schöner Tag gewesen, welcher meine Vorfreude auf die Zeit hier enorm gesteigert hat. Zum einen war es der letzte Sonntag im Monat, an welchem nicht nur Besuchstag ist, sondern auch die Geburtstage von allen Kindern gefeiert werden, welche in dem Monat Geburtstag hatten. Das ist eine neue Regelung, welche sich vor kurzem ergeben hat, da die Zahl der Kinder in den letzten Wochen so rasant angestiegen ist und es somit ein hoher organisatorischer Aufwand wäre jeden Geburtstag einzeln zu feiern. Um den Kindern ihre Geburtstagsfeiern trotzdem ermöglichen zu können, gibt es deswegen die große Geburtstagsparty am Ende des Monats. Diesen Monat hatten vier Kinder Geburtstag: Nadisha, Kavindiya, Eshani und Tilini. Den Nachmittag haben Simone und ich erstmal verbracht, mit den kleineren Kindern Geburtstagskarten zu basteln. Am späten Nachmittag ging dann die Geburtstagsprozedur los. Dafür haben wir uns alle auf der Bühne versammelt. Zuerst wurde für jedes Geburtstagskind einzeln ein Ständchen gesungen. Im Anschluss haben die Geburtstagskinder den Geburtstagskuchen verteilt. Danach haben Kinder und Erwachsene jedem Geburtstagskind persönlich zum Geburtstag gratuliert. Zum Abschluss wurde dann die Musik angemacht und die Kinder haben gesungen und getanzt. Die meiste Zeit wurde singalesische Musik gespielt, aber zwischendurch haben wir auch mal ein deutsches Lied angemacht, wozu die Kinder zum Teil auch versucht haben mitzusingen. Das war echt ulkig gewesen - Interkulturelles Zusammenleben klappt hier im Heim scheinbar sehr gut. Es ist echt beeindruckend wie gut selbst die kleinen Kinder tanzen können und man schämt sich fast schon dafür, dass man selbst so etwas nie gelernt hat. Naja, aber vielleicht ergibt sich für mich ja die Gelegenheit wenigstens ein paar Grundschritte mit nach Hause zu nehmen. Insgesamt war die Geburtstagsfeier echt toll und es hat echt Freude bereitet zu sehen, wie viel Spaß die Kinder dabei hatten. Ich denke, dass dies auch einer der Momente ist, welcher Frank und Julia zeigt, dass es sich letztendlich doch lohnt all die Mühe, Arbeit und den Bürokratiekram auf sich zu nehmen und den Kindern ein echt schönes zu Hause zu ermöglichen. Ich war nach der ganzen Geburtstagsfeier schon echt sehr euphorisch, dass ich an meinem ersten Wochenende schon gleich so ein Highlight erleben durfte. Allerdings war damit nicht genug, denn im Anschluss hatten die Kinder noch eine Show für uns und die großen Kinder vorbereitet, welche sie selbst einstudiert haben. Uns wurde erstmal jedem eine Blume überreicht und eines der kleinen Kinder hat uns dann zu unserem Platz geführt. Dann ging die Show los! Die Kinder haben dann für uns gesungen, getanzt, Geschichten vorgelesen und kleine Theaterstücke aufgeführt. Die ganzen Showeinlagen wurden von Anne eingeleitet und selbst die Pause wurde sorgfältig geplant, indem 2-3 Kinder mit Tabletts herumgelaufen sind, um Kekse und Obst zu verteilen. Ich konnte kaum glauben, als mir eine der Betreuerinnen erzählte, dass die Kinder alles alleine geplant und organisiert haben! Insgesamt ist mein erster Eindruck, dass in den Kindern viel schulisches, kreatives und praktisches Potenzial steckt, welches hier gut gefördert wird. Da blüht einem doch der Hoffnungsschimmer auf, wenn man das mitkriegt.
Insofern hatte ich mit all diesen Highlights sehr viel Glück gehabt und ein wahnsinnig aufregendes erstes Wochenende erlebt, welches meine Vorfreude nochmal angehoben hat. Ich weiß zwar auch, dass meine Zeit hier kein Kinderspiel sein wird und man auch viele Geschichten hören und erleben wird, welche einen doch mitnehmen werden. Dennoch weiß ich jetzt schon, dass es eine ganz wertvolle Erfahrung ist, welche ich hier machen werde und ich bin sehr froh, dass ich noch weitere 7 Wochen hier verbringen werde.
Sonnige Grüße aus Sri Lanka
sendet Euch Margarete.
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