Simone Schöll. Zeit für meinen ersten Bericht. 19.03.2011
Hallo ihr lieben.
So die erste Woche in Marawilla liegt nun hinter mir. Und ich kann sagen, dass es mir hier gut gefällt. Wunderschöne Sonnenuntergänge, rauschendes Meer, nette Mitmenschen, wundervolle Kinder, aber auch unfassbare Armut und eine komplett andere Mentalität.
Aber von Anfang an. Am Donnerstagmittag ging meine Reise los. Der Flug von Abu Dhabi nach Frankfurt war okay, doch dort angekommen musste ich feststellen, dass ich wohl oder übel 12 Stunden im Flughafen verbringen musste (weil ich nicht so wie eigentlich von STA versprochen raus konnte). Eine Möglichkeit tat sich mir jedoch noch auf, ein Mann der im Flughafen neben mir saß bat mir an, mich hier irgendwie rauszubringen und mir dann einen „nice place“ zu zeigen. Ich hab kurz überlegt aber dann hörte ich die Worte meiner Mama im Hinterkopf. Also lehnte ich dankend ab und schaute mich im Flughafen um. Mir kam es so vor, als würden mich alle anstarren. Ich fühlte mich anders und alleine. Um mich rum waren hunderte von Arabern mit weißen Gewändern und teilweise mit Turban und ich als Weiße mitten drin. Diese 12 Stunden waren wirklich nicht sehr schön.
Aber irgendwann ging es ja dann weiter. In Colombo wurde ich, obwohl es 3.30 Uhr in der Nacht war, von Frank abgeholt und wir wurden nach Marawila gefahren. Die Fahrt war ziemlich abenteuerlich. Hier gilt wohl die Regel Vollgas und Hupen sonst hat man verloren.
Als wir an meinem “neuen Zuhause“ für die kommende Zeit (bei Julias und Franks Haus) ankamen, war ich schon komplett durchgeschwitzt (man ist hier wirklich die ganze Zeit am Schwitzen). Kurzer Hand wurde dann Svenja geweckt. Die mich sofort freundlich empfangen hat. (Insgesamt bin ich ziemlich froh, dass Svenja hier ist, wir verstehen uns gut und sie zeigt und erklärt mir sehr viel.) Außerdem wurde ich auch gleich noch von ein paar Geckos begrüßt. Dann hab ich erstmals ein paar Stunden geschlafen, morgens dann eine kalte Dusche (es gibt nur kaltes Wasser) und dann ging's ins Heim.
Wir liefen die Beach Road entlang und ich wurde von Eindrücken überflutet. Immer wieder wird man angehupt, Kinder rufen einem „bye“ entgegen, TuckTucks in bunten Farben fahren an einem vorbei, die Frauen begrüßen einen mit „good morning“, Fischer sitzen auf der Straße, davor ein Tuch auf dem sie ihren Fang präsentieren, auf den die ganze Zeit die Sonne drauf scheint, Hütten aus Palmenblättern, daneben wunderschöne Palmen mit Kokosnüssen und das Meer im Hintergrund. Zu viel für mich beim ersten Mal.
Dann kam ich am Angels Home an und ich war begeistert. Ein wunderschönes und zugleich praktisches Gebäude. Es ist wirklich richtig schön. Ich durfte auch gleich meine Arbeitskleidung anprobieren, ein blauer langer Wickelrock und die dazu passende Bluse. Danach wurde ich durchs Gebäude geführt und ich begrüßte ein paar Kinder. Sie sind wirklich toll und obwohl sie oftmals eine so schreckliche Vergangenheit haben funkeln doch ziemlich oft ihre Augen. Wir stellten uns vor, doch es wurde schnell klar, dass sowohl die Kinder mit meinen Namen, als auch ich mit deren Namen anfangs ziemliche Schwierigkeiten hatte. Für mich klangen die Namen zu Beginn alle so ähnlich, aber mittlerweile geht es und auch einige der Mädels können mich jetzt beim Namen („Simona“) nennen.
In den letzten Tagen hab ich viel mit den Kindern gespielt und zweimal hab ich Melanie in die Englisch Nachhilfe begleitet, die ich nun von ihr übernehmen werde, darauf freu ich mich schon.
Ansonsten bin ich noch von der Arbeitseinstellung der Mädels (und auch des Personals) ziemlich überrascht. Alles wird ganz genau gemacht aber ohne Hektik. Auch, dass sie meist ohne Murren Gartenarbeit machen und ihre Wasche waschen.
Ja Wäsche waschen ist auch so was Neues für mich. Ich wasche meine Wäsche in einer großen Wanne. Zuerst einseifen, dann auswaschen, auswringen, aufhängen (wenn es dunkel ist geh ich meistens mit Taschenlampe raus und trample ein bisschen beim Gehen, damit keine Schlangen kommen) und dann fällt einem ein Kleidungsstück in den Sand- alles nochmal. Und morgens kann man dann das Glück haben das ein Vogel drauf gemacht hat.
Ach ja und das Essen schmeckt mir ziemlich gut. Es gibt eigentlich jeden Tag Reis mit Beilagen, aber es schmeckt ganz lecker.
Und zum Schluss noch ein bisschen was zu den Tieren hier. Also wie gesagt, Geckos gibt es hier einige, auch im Haus, ab und zu wünscht mir eine Ameise auf meiner Zahnbürste Guten Morgen und wir haben noch eine Mitbewohnerin im Bad, eine ziemlich große Spinne.
Auch hatten wir schon ein Glühwürmchen im Zimmer, das war ganz nett. Morgens wird man von Tiergeräuschen geweckt. Und anscheinend gefällt es Waranen und Streifenhörnchen auf unserem Dach recht gut. Das bekommt man nachts auch schon mal zu hören. Als wir das erste Mal mit offener Balkontüre geschlafen haben, hab ich wohl irgendwas davon geträumt und bin dann so erschrocken, dass ich total aufgewühlt im Bett saß. Svenja erschrak sich dann durch mich auch tierisch, sie konnte mich dann aber beruhigen. Das war ganz witzig. Ja aber irgendwie machen mir die Tiere hier komischer Weise nicht sehr viel aus (vllt kam in dem Traum mein Unterbewusstsein durch) aber eigentlich komm ich ganz gut damit zurecht.
Also wie ihr seht, mir geht es hier ziemlich gut.
Viele liebe Grüße aus Marawilla
Simone
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