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Glassklar Achive

Katja Sorowsky. Schwester Shirani hat das Sagen! 15.10.2010

Dilki, Dinesha, Chanchela, Anne und Hiruni habe wirklich Glück. Sie haben letztes Jahr einen Aufnahmetest für eine wirklich gute Schule bestanden. Jeden Morgen machen sie sich nun auf auf den Weg in die katholische Mädchenschule in Marawila. Ich hatte die Möglichkeit sie dorthin zu begleiten und Ihren Schulalltag mitzuerleben.

Ungewöhnlich ist es zunächst schon, wenn die Mädchen sagen: „ Katja, wir holen dich um halb sieben ab.“, wenn die Schule doch nur zehn Fahrradminuten vom Kinderheim entfernt liegt und um 8 Uhr beginnt. Da wusste ich noch nicht, dass der Schulmorgen in Sri Lanka anders beginnt als in Deutschland. Die Kinder fegen zunächst den Schulhof und machen ihre Klassenräume sauber. Das braucht schon seine Zeit.

Danach heisst es für die 1300 Schülerinnen klassenweise in Reihe Aufstellung nehmen und einmaschieren zur Uniform-, Schuh-, Socken-, Haarbandkontrolle durch die Direktorin und Nonne Schwester Shirani. Anschliessend wird dem Programm gefolgt: gemeinschaftliches Gebet, Nationalhyme und Schulhymne singen und den Worten der Direktorin lauschen bis sich dann die Mädchen ganz leise auf den Weg in ihre Klassenräme machen und der Unterricht pünktlich um 8 Uhr starten kann.

Holy_Family_Convent_1Disziplin wird an dieser Schule gross geschrieben, erzählte mir die Direktorin stolz in einem persönlichen Gespräch.Holy_Family_Convent_5 Das war mir nach der Versammlung am Morgen schon klar und wurde für mich in den nächsten Stunden und Tagen immer deutlicher. Werden die Schülerinnen im Unterricht von den Lehrern etwas gefragt, stehen sie auf um zu antworten. Klingelt es zum Stundenende, bleiben die Kinder sitzen bis der Lehrer sich von seinem Stuhl erhebt. Ist der Unterricht beendet,  bedanken sich die Kinder im Chor: „Thank you, teacher“, bevor sie den Klassenraum verlassen. Mehrfach klingelt am Vormittag die „Ruheglocke“. Dann bleiben die Mädchen stehen, halten inne und sprechen für eine Minute nicht. Ist der Schulalltag vorüber, geht nicht etwa das Gedrängel zur Tür oder zum Schulbus los. Wieder wird geordnet Aufstellung genommen und im Klassenverband das Schulgelände verlassen.

Holy_Family_ConventHoly Family ConventMan merkt den Mädchen an, dass für sie die Werte wie Gehorsamkeit und Respekt Erwachsenen gegenüber gelten. Nun werde ich ja Lehrerin und habe (nur noch) meine 1. Staatsexamensprüfung vor mir und kann mir vorstellen, dass soviel Disziplin den Schulalltag bestimmt um Einiges leichter macht. Der Preis ist allerdings, dass sich die Kinder in der Schule nie kritisch mit verschiedenen Themen auseinandersetzen.  Das ist schon in den Schulbüchern so angelegt. Die Aufgabenstellungen halten die Schüler ausschliesslich dazu an, wiederzugeben was im Lehrbuchtext steht statt sich eine eigene Meinung zu bilden. Ich glaube in Zukunft hätte ich dann lieber Schüler, die sich benehmen können, ihre Persönlichkeit ausbilden dürfen und argumentieren können. Naja ich glaube, man kann nicht alles haben.

Das Holy Family Convent hat für die Angels Home Mädels viele Vorteile. In der Schule wird darauf geachtet, nur gut ausgebildete Lehrer einzustellen. Alle Lehrer haben eine universitäre Ausbildung, laut Schwester Sherani ist das in Sri Lanka , eher eine Seltenheit. Im Gegensatz zum sri lankischen Durchschnitt zudem  47% der Schüler die Schule ohne Schulabschluss verlassen, sind es an dieser Schule nur 25 % der Schülerinnen, die ihr O-Level, das mit dem Realschulabschluss vergleichbar ist, nicht bestehen. Ausserdem können die Mädchen nach bestandenem O- Level Examen noch ihr A- Level Examen dranhängen, dass sie zu einem Studium befähigt. Im Moment ist noch keines des Mädchen so weit. Dilki ist als Neuntklässlerin die Erste die sich in 2 Jahren am O-Level am Convent versuchen wird.  Das Dry Lands Project bietet ihr und den 4 Anderen Ausbildungsmöglichkeiten, die für Mädchen aus Kinderheimen nicht selbstverständlich sind.

Holy Family ConventHoly Family ConventDie täglich Englischnachhilfe war in den letzten Monaten eine meiner Aufgaben im Angels Home. Der Leistungsunterschied, der sich zwischen den Convent Mädchen und den Mädchen, die die staatliche Dorfschule besuchen, zeigt, ist wahnsinnig gross. Deswegen würde ich mir wünschen, dass nach und nach mehr Mädchen aus dem Angels Home am Convent angenommen werden können, damit auch sie die gleichen guten Chancen haben. Natürlich ist allen Mädchen zu wünschen, dass sie Ihren Schulabschluss schaffen. Das eröffnet ihnen somit vielleicht einen besseren Start in ein selbstständiges Leben.

Hoffnungsvolle Gruesse,

Katja

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